Anm.: Das ist ein Zusatzkapitel, dass nicht unbedingt geplant war.
Deshalb ist es recht kurz.
Aber nu isses doch irgendwie ein wenig wichtig... nyo, weil's wichtig geworden ist, während dem schreiben.
Ob die Pralinen wichtig sind... entscheidet ihr...
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Schneewittchen war ein lebensfrohes Mädchen von 15 Jahren, zwei Monaten und 21 Tagen.
Ihr schwarzes wallendes Haar war glänzend und gesund, dank etlicher Aufbaukuren und Pflegemitteln, die Haut weiß, wie Schnee, um den Adel zu symbolisieren und Lippen so rot wie Blut, damit sie verführerischer wirkten.
‚Alles an ihr sieht traumhaft aus‘, dachte sie vergnügt, während sie ihr Spiegelbild begutachtete, da klopfte es an ihrer Gemachtür.
Besuch?
Schneewittchens Herz hüpfte vor Freude, ihre Augen glänzten wie die eines Honigkuchenpferdekrümels, denn ihre Belgischen Praliné waren am Tage zuvor angekommen und diese 5-Kilo-Schachtel teilte sie nur zu gerne, hatte sie doch ein viertel Kilo zugenommen.
Eiligst rannte sie zu ihrer babyrosaroten Tür mit Schleifchen und Rüschchen, die sie liebevoll Claire nannte.
Mit einem gehauchten „Jaaah, bitte, wer stört so unerhört?“, zog sie ‚Claire‘ nach innen auf.
Vor ihr stand ein dämlich grinsender Jäger.
„Aber hallo!“, rief sie entzückt. „kommt doch rein, Herr Jäger, meine dicken Pralinen brauchen einen Abnehmer!“
Das rotanlaufende, in Schweiß ausbrechende und geschockt dreinsehende Gesicht bekam die fröhlich hopsende Prinzessin allerdings nicht mit.
„Aus welchem Grunde schneit Ihr bei mir herein? Ihr solltet doch mittlerweile wissen, dass ich pelzbepelzte Pelzmäntel mit Pelz nicht mag. Die armen Tierchen...
Wollt Ihr eine Praline?“
Und schon hatte der Jäger ein Praliné mit dem tollen Namen Beurk-mais-cleurk im Munde, ohne etwas mitbekommen zu haben.
Es schmeckte grauenhaft nach Minze, Salbei, Lakritz, Schokolade, Vanille, Whisky, Rum, Tabak und Katzengras.
Notgedrungen würgte er es runter.
Nun war sein Gesicht nicht mehr rot, sondern weiß und grün gefleckt.
„Das ist meine Lieblingssorte“ flüsterte Schneewittchen verträumt. „Und die von meiner Katze... Ich frage mich nur wieso...“
Der Jäger nahm wieder Haltung an.
„Wollt Ihr mit mir einen Spaziergang wagen? Es ist ein geheimer Auftrag, aber ich sage es frei heraus: ...Ich... Ich soll Euch einen schönen Nachmittag bereiten!“, meinte er bezaubernd romantisch und hielt ihr eine Rose entgegen.
Mit einem „YIEEEEEK!!! Aber gerne!“ stopfte sie ihm ein weiteres Praliné in den Mund.
Der Geschmack von Zimt, Curry, Eiweiß, Pfeffer, Grünkohl, Marzipan und sauren Gurken brannte in seinem Hals und am liebsten hätte er alles wieder ausgespuckt, aber das niedlich drohende Antlitz der Prinzessin hinderte ihn daran.
„Ich nehme die Pralinés mit!!!“ säuselte sie und in windeseile stand der Jäger vor der Gemachtür, damit sich Schneewittchen umziehen konnte.
Nur zwei Stunden später war sie fertig angezogen und hatte ihr Körbchen mit den Pralinen gefüllt.
„Wir können los!“
Und auf los ging es los.
Erst durch den achten Stock, durch den siebten. Weiter ging es mit dem Servus-Ziehaufzug.
(Anm.: Servus – lat. Sklave)
Im Erdgeschoss angekommen waren die Sklaven fertig mit den Nerven, weil sie eine Praline nach der anderen einstecken hatten müssen und körperlich, weil die beiden Passagiere so schwer waren- oder die Süßigkeiten.
Nun ging es ins Freie, nicht ohne den Sonnenschirm aufzuspannen.
Und ab in den Wald...
Immer tiefer und tiefer.
Eine Praline nach der anderen.
Schneewittchen merkte allerdings nichts.
Sie merkte noch nicht einmal, dass der Jäger in seinem Rucksack ein Operationsbesteck und eine handliche Axt hatte.
Armes, naives Schneewittchen.
Anscheinend bekam die Königin, was sie verlangte, der Jäger was er begehrte und das Mädchen einen grausamen Tod.
Oder gab es noch Hoffnung? Eine Rettung? War alles aussichtslos?
Sollte dieses Märchen doch schon hier enden?
Wer weiß, aber eines ist sicher:
Dieses Kapitel... endet hier!