Ein Goldhaar, vom Winde gefächelt, setzte sich eines Tages auf einen Drosselbart
und flüsterte ihm jämmerlich ins Ohr: „Könntest du mir nicht drei Wünsche vorstrecken?“ Die Drossel, ganz vom Blitz getroffen, klemmte sich ein Barthaar zwischen die Stirnrunzel und antwortete: „Gewiß. Aber lass mich erst mal überlegen.“
Goldhaar wiegte sich so reizhöslich vor seinen Augen, daß Drosselbarts Augenbrau’n
zu spriessen begannen. Er knurrte: „Du darfst die drei Wünsche aus meinem Bart zupfen, sie müssen aber drei verschiedene Längen aufweisen. Und du mußt sie mir
Milli für Meter zurückerstatten. - Es sei denn, du wirst meine Frau, dann kannst du sie behalten.“
Das Goldhaar beschwor alle Liebe und Güte, nichts zu vergessen! Alles zu bezahlen.
Augenblicklich verschwand sie in seinem Barthaar, um gleich darauf mit drei gezupften
wieder zu erscheinen. Der Drossel hinkte ein Tränlein im Wimperlein, es waren seine kostbarsten Wünsche, er hätte sie sonst niemandem freiwillig geliehen.
Goldhaar nahm den nächstbesten Aufwind und machte sich davon. Vier Tagesreisen nördlich vom Fliederbusch überflog sie ein Zirkuszelt. Da gab es die wunderbarsten Tiere. Eines war darunter mit einem besonders großen Wuschelkopf. Es vollführte die tollsten Sprünge, zuletzt gar durch einen feurigen Reifen.
Da dachte Goldhaar: „In dieser Mähne möchte ich ein Haar sein und schwupps, hing sie unter den vielen langen Haaren. Ein Schwindel erfasste sie, sie fand sich selbst nicht mehr. Und ab ging es in den Käfig.
Dort legte sich der Löwe in eine Ecke und wollte nichts mehr von Applaus wissen,
den er für seine Kunststücke erhielt. Er schnappte sich ein paar Bissen vom blutigen Fleisch, kratzte sich mit der Hinterpfote am Hals und schlief ein.
Da hatte Goldhaar aber Pech! Gerade sie zupften die scharfen Krallen aus dem buschigem Haar und sie blieb zwischen den Krallen hängen. Mit aller verfügbaren Kraft,
versuchte Goldhaar sich aus ihrem Gefängnis zu befreien. Verzweifelt zerrte und stieß sie, aber es half nichts! Da muß es den Löwen doch gejuckt haben und er schleckte mit seiner stinkigen Zunge über die Pfote. Da entwischte Goldhaar seiner Umklammerung und fiel auf den Boden.
Todmüde schlief es ein.
Als es erwachte, lag es mitten unter Mist und sonstigem Unrat auf einem Dunghaufen.
Klebrig, unansehnlich und verstunken lag es da: Gar kein Goldhaar mehr!
Raschestens sollte sie ins Bad! All ihre Überredungskunst mußte sie aufbieten,
um eine graziöse Libelle so weit zu bringen, sie mitzunehmen auf einen Flug
zum nächsten Badesee.
Dort sprang sie kopfüber ins Wasser und schwamm und schwamm! Sie wurde wieder Gold und glänzte wunderschön in der untergehenden Sonne.
Wie sie so auf dem Rücken lag und zum Himmel, sah sie die vobeiziehenden Wolken,
frei und flauschig. Die beneidete sie nun um deren grenzenlose Freiheit.
Doch mit den Wünschen durfte Goldhaar nicht mehr gedankenlos umgehen, sonst würde ihr nochmals ein Mißgeschick geschehen.
„Wo sind nun die drei Haare Von Drosselbart? Ich hatte sie doch vorhin noch eben in den Locken! Es sind nur noch zwei, die muß ich sofort finden!“ sagte sie zu sich selbst.
Als sie sich nach rechts und links umgesehen, schwammen die zwei Glückshaare neben ihr im Sonnenlicht. Goldhaar dachte sich: „Ich will so frei sein wie diese Wolken. Frei sein, freier als ein Adler. Ich wünsche mir auf so einem Wolkenschiff zu fahren!
Kaum gedacht - schon wurde siein die Höhe getragen; so steil daß ihr fast die Luft weg blieb. Plötzlich flog sie mitten in dieser Wolke, die von unten so romantisch ausgesehen hatte. Im Inneren aber war es naß und kalt. Der Wind fegte sie in einem
Wahnsinnstempo über den Himmel. Es wurde so furchtbar kalt! Zuerst waren es nur Wassertropfen, die an Goldhaar hingen und um Hilfe flehten. Dann froren sie zu kleinen Eiskügelchen an. Die wurden immer grösser, die formten sich zu einem Klumpen.
Mitten in diesem Eisklumpen steckte Goldhaar. Blitze zuckten durch die finstere Nacht.
Der Sturm stieß den Klumpen Eis in noch grössere Höhen und dann wieder hinunter.
Aber plötzlich gab alles nach! Der Eiskern fiel im freien Flug in die Tiefe. Es ging wieder der Erde zu, schwindelerregend rasant.
Unter sich sah Goldhaar eine riesige Flamme. Sie freute sich schon auf ein warmes Bett.
Aber das wurde so heiß und unerträglich. Zum Glück fiel sie knapp neben ein
brennendes Haus, das der Blitz in Brand gesteckt hatte. Die gefrorenen Tropfen lösten sich wieder inWasser und verschwanden in der Erde.
Kräftige Tritte wollten Goldhaar auch in die Erde stampfen. Da versuchte ein Feuerwehrmann das Haus zu retten. Es gelang aber nicht. Übrig blieben nur schwarze Mauern.
Ein Regenwurm zog Goldhaar wieder aus dem Schlamm. Er legte sich verliebt neben Goldhaar und fragte ob sie nicht seine Frau werden wolle?
Da winkte Goldhaar nur mißmutig ab. Sie wollte in solchen stürmischen Zeiten nichts davon wissen. Sie lag da und wollte alles vergessen.
„Zwei von Drosselbart’s Wunschhaaren sind schon verloren, wo wird noch das dritte enden?“ - Als Goldhaar eine Zeit so gelegen hatte, fasste es wieder neuen Mut.
Sie mußte mit dem letzten Wunschhaar reich werden! Aber wie wird man denn reich?
Sie beschloß, zu einem Pferderennen zu gehen und alles auf das größte Pferd zu setzen.
Da gab es so viele Pferde und alle sahen fast gleich aus, nur eines war um eine Haaresbreite grösser als alle anderen. Das erkannte aber nur Goldhaar, es setzte eine Summe auf dieses Pferd.
Wie ein Wunder gewann dieses auch das Rennen.
Goldhaar kaufte mit dem Gewinn das Pferd, und ritt damit zu Drosselbart.
Die drei Wunschhaare kann ich nicht mehr bringen! Ich will dich aber heiraten
und bis ans Ende deiner Tage als schönstes Haar in deinem Bart nur dir gehören.
Drosselbart und Goldhaar waren überglücklich, kein Sturm, kein Feuer oder Eis konnte sie jemals wieder trennen.
Hallo liebe Gill,
danke für dein "Hin und weg."
am frühen morgen schon so einen tollen kommentar.
schicke dir viel sonne vom dreiländereck
Franky:-)***:-)