Zeitungsente.

Märchen zum Thema Fantasie

von  franky

Die Zeitungsente.

Ein wunderschöner Sternenhimmel streckte sich vom einem Ende der Erde zum Anderen.
Dort wo der Nachthimmel die Bergspitze berührt, fiel ein Sternchen vom wolkenlosen Dunkelblau der Nacht auf diesen hohen Berg und versteckte sich zwischen den Steinen.
Bald Darauf Entsprang eine Quelle aus dem Boden und ergoss sich den Hang hinunter. Es murmelte unverständliche Worte in seinen noch jungen Bart. Es hatte anfangs Mühe seine Unzähligen quirligen Tropfen in ein geordnetes Bett zu sammeln. Es bedurfte harter Arbeit einen günstigen Weg ins Tal zu finden. Am Tag schien es blau, wie der Himmel und grün wie das frische Gras. In der Nacht aber war es geheimnisvoll dunkel wie der Märchenwald.
Der Glücksstern hatte viele glückliche Botschaften für die Menschen ins Wasser getaucht. Jeder der am Ufer stand oder vorbei ging konnte ein Stück davon mit sich nehmen. Es dauerte nicht lange, so gab es viele Fische, Frösche und viele kleiner Tiere darin. Auch eine Ente schwamm in diesen friedlichen Bächlein. Sie hatte keine weißen oder Grauen Federn, ihr Federkleid protzte in Schwarz. Sie schnatterte den ganzen lieben Tag vor sich hin, sie stritt ständig mit
dem Bächlein. Für Sie hatte der Bach immer Unrecht. Ich wollte die Ente mit fetten Salatblättern und Brot füttern. Sie ignorierte mein Bemühen und ließ alles davonschwimmen.
Eines Tages saß ich wieder am Bächlein, las in der Zeitung. Ein Windstoss fegte ein Blatt davon, es flog ins Wasser. Die Ente stürzte sich wie besessen auf das bedruckte Papier und verschlang es gierig, rülpste einige male heftig, dann legte sie sich schlafen. Das wiederholte sich jeden Tag. Indessen fand ich heraus, am liebsten fraß Sie Klatschspalten und verlogene Artikel die so manchen Menschen die Ehre abschnitt. So vergingen ein paar Wochen, die schwarze Ente wurde
immer größer und fetter. Das fröhliche Plätschern des Bächleins machte mich glücklich. Dieses Glück gab ich meinen Mitmenschen weiter. Eines Tages saß ich wieder am Ufer. Beim Auflösen eines Kreuzworträtsels wollte mir nicht das rechte Wort einfallen. Plötzlich watschelte die fette schwarze Ente auf mich zu. Nahm den Schreiber in ihre grässlichen Schnabel schrieb das fehlende Wort in die freien Felder, legte den Kuli wieder zurück und blickte mich mit zusammen gekniffenen Augen an. Mir blieb der Mund offen vor Staunen. Sie streckte den krummen Hals und schnatterte mich an: 'Was hast Du schon gelernt? Die Wahrheit hat viel zu viele Buchstaben, die passt nicht in diese Zeitung. Lügen musst Du, die sind kurz und bequem, die liegen überall auf der Strasse griffbereit, passen immer. Ich bin die Zeitungsente ich lebe von Lügen, Mein Futter ist reichlich, ich brauche nie zu hungern.“ Gierig blätterte sie die Zeitung und rupfte das
Blatt heraus und verzehrte es genüsslich. Einen Artikel über die große Weltpolitik. „Siehst du, so werde ich Minister und Präsident eines reichen Staates. Alle Gesetze leeres Geschnatter
Recht ist nur das, was man beweisen kann. Das gilt auch für Bücher mit unbeschriebenen Blättern. Du Dummian! Merk Dir das! Diesen Bach werde ich  auch noch vergiften! So dass er kein Glück mehr über die Menschen bringen kann.“ Die Ente drehte sich um und spuckte ein paar Mal kräftig in den friedlichen Bach, dass er jämmerlich aufschäumte und ganz trüb wurde.
„So viele Glückssterne können nicht vom Himmel fallen, dass die Welt wieder in Ordnung kommt.“ Ihr Lachen schallte krächzend über die Wiese und verschwand wieder im Bächlein.
Dieses bäumte sich in großen Wellen auf, um das grausliche Vieh loszuwerden, es abzuschütteln.
Den Rest der Zeitung unterm Arm ging ich nachdenklichen Schrittes nach Hause. Ich fasste einen Plan: Ab Heute kaufe ich keine Zeitung mehr. Zeitungsenten werden ausgehungert!
Ich besorgte einen Zeichenblock und Farbstifte. Das hatte zur Folge, dass die Ente von weitem mir schreckliche Flüche zurief. Sie wurde um ihr Zeitungsentenfutter gebracht. Ab diesem Zeitpunkt wurde sie täglich dünner und unansehnlicher. Dann und wann verzehrte Sie ein leeres Blatt aus meinem Zeichenblock, aber nur unter grimmigem Geschnatter. Ich malte nur Sonne, Himmel, Wiesen und Wälder. Auch den Bach, aber ohne diese schwarze Ente. Solche Blätter wurden von der Ente nicht als vollwertiges Futter angesehen.
Eines Tages stand ich wieder am Glücksbach und besah mein Bild im spiegelklaren Wasser.
Da schwamm wortlos die Ente durch mein Betrachtungsfeld. Sie hatte Tränen in  den Knopfaugen. Mit hängendem Schnabel und zerschlissenen Gefieder. Sie schwamm weiter und weiter, ohne sich umzusehen. Sie hatte den Kampf mit mir aufgegeben. Ich war voll auf zufrieden! Ich hatte ein Land für eine kurze Zeit vor verlogenen Auswüchsen bewahrt;
Aber wie lange? Frag ich mich? Dann wird an einer anderen Stelle dieser Welt wieder ein neues Stinktier auf den Machtstuhl gehoben. Und die fettgedruckten Zeilen dienen wieder als
ZEITUNGSENTENFUTTER.

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Kommentare zu diesem Text


 DanceWith1Life (03.12.20)
Mich laust der Affe, die Zeitungsente geht den Bach runter, lach, gern gelesen.
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