mein weiterführender dialog dazu

Dialog zum Thema Gewissen

von  rebell91

Elsa hatte nicht schlafen können. Die Nacht drückte auf ihre Brust und erschwerte ihr das Atmen. Sie musste mit ihrer Mutter reden. Morgen. Es waren Weihnachtsfeiertage und Elsa hielt es nicht mehr aus zu schweigen. Sie dachte erneut daran, dass ihre Mutter alt und oft krank war und ihr Magen krampfte sich dabei zusammen. Sie durfte ihr keinerlei Vorwürfe machen. Ihre Mutter meinte es nur gut.
Die Dunkelheit verließ Elsas Zimmer, helles Sonnenlicht flutete es. Die Mutter rief sie zum Frühstück. Elsa ging wie auf Scherben.
- Du hast gut geschlafen, mein Schatz?
- Ja, Mutter. - Nein. Hör' mal. Ich muss mit dir reden.
Die Mutter setzte sich Ela gegenüber, starrte sie mit offenen Augen an.
- Du warst mein Leben lang immer so gut zu mir und ich weiß, dass ich dir sehr wichtig bin. Du liebst mich, du verwöhnst mich.
Elsa sah zu Boden.
- Ich bin mir sicher, du meinst es nur gut mit mir und ich bin dir für alles, was du für mich tust, sehr, sehr dankbar.  Du wäscht, du für mich, du kochst für mich, du räumst sogar mein Zimmer auf, aber ich glaube, verzeih mir, Mutter, ich glaube ich kann, ich will, das auch alleine schaffen.
Die Mutter schwieg. Elsa tat es ihr gleich. War sie doch zu weit gegangen?
- Ich will die keine Vorwürfe machen, Mutter, aber wie stellst du dir das vor? Ich kann doch nicht ewig in meinem kleinen Zimmer in diesem Haus leben. Ich bin zwanzig Jahre alt. Ich verdiene mein eigenes Geld. Ich könnte auf eigenen Beinen stehen.
- Du willst fort?, fragte die Mutter leise.
- Ja.  Nein. Ich will nur eine eigene Wohnung. Schließlich muss sie nicht weit weg sein. Du bräuchtest mich nicht vermissen, wir könnten uns problemlos besuchen...
- Ich hab' doch nur noch dich, unterbrach sie ihre Mutter flüsternd.- Nur meine Tochter, meine einzige Tochter.
Elsa fühlte sich schuldig. Sie sah aus dem Fenster und erspähte die ersten Schneeflocken seit langem.
- Wir haben damals dieses Haus gebaut. Dein Vater und ich...
Die Muter schniefte.
- Dieses große Haus für uns und unsere Tochter. Und nun soll ich hier ganz aleine leben?
- Nun mach es mir doch nicht so schwer, Mutter.
- Hast du es nicht gut bei mir gehabt, all die ganzen Jahre?
- Doch, Mutter, natürlich...
- Was habe ich nicht alles für mein einziges Kind getan, meinen Engel. Und nun willst du raus aus dem Zimmer, dem Haus, meinem Leben?
- Nein, Mutter, nein. Ich will dich doch nicht verlassen! Ich bin dir so dankbar für diese wunderschöne Kindheit und für... für alles, Mutter.
- Und das ist dein Dank? Dass du mich hier aleine lässt?
Elsa konnte den Tonfall und die Gefühle, die sie von ihrer Mutter wahrnahm nicht einordnen. Was sie hysterisch? Enttäuscht? Traurig? Überrascht und überrumpelt von Elsas Forderungen? Sie wollte ihre Mutter nicht verletzen.
- Nein, Mutter. Versteh' mich doch bitte. Versuch' mich zu verstehen.
- In Ordnung... Gut. Ich weiß, dass du groß geworden bist und selbstständig. Du bist erwachsen. Eine junge Frau, aber Elsa, was ist mit mir? Ich bin alt, ich würde hier alleine leben. Was ist, wenn mir etwas passiert? Ein Unfall im Haushalt. So etwas passiert ständig. Und wenn ich dann noch älter werde, dann muss ich vielleicht Tabletten einnehmen und brauche Hilfe hier im Haus und im Garten.
Elsas Mund stand offen. Sie war entsetzt.
- Eine Altenpflegerin soll ich werden? Deine persönliche Altenpflegerin?
- Du bist meine Tochter! Schließlich habe ich mich auch um dich gekümmert, als du klein, schwach und hilflos warst.
Elsa holte Luft um etwas zu sagen, ließ es dann aber doch sein und seufzte nur.
- Mutter... Nein... Das ist nicht dein Ernst. Natürlich würde ich dafür sorgen, dass es dir gut geht. Aber wie machen andere Famielien das? Bleibt jede Tochter bis zum Tod ihrer Mutter unmittelbar bei dieser?
Die Mutter sagte nichts.
Elsa betrachtete ihr Spiegelbild  auf dem Messer.
Die Mutter begann leise zu summen. Elsa erkannte das Lieblingslied ihres Vaters: Father & Son.
I was once like you are now...
You're still young - that's your fault. There's so much you have to know.
- Ich weiß, dass du ihn vermisst, flüsterte Elsa. - Ich vermisse ihn auch. Ich weiß, du hast Angst mich auch noch zu verlieren.
- Ich will dich nicht verlieren, gab ihre Mutter leise zurück. - Dann bin ich ganz alleine.
- Mutter. Ich suche mir keine neues zu Hause. mein zu Hause ist hier. Bei dir.
- Aber du verstehst mich. Ich kann dich nicht von heute auf morgen gehen lassen.
- Dann muss sich unser Zusammenleben ändern, Mutter.
- Was passt dir an unserem Zusammenleben nicht, Elsa?
- Deine permanente Art an meinem Leben teilhaben zu wollen!, platzte es aus elsa heraus.
Die Mutter zuckte zusammen. Der Schneefall wurde stärker. Die Gardinen waren nie grauer.
- Entschuldigung, flüsterte sie.
- Nein, meinte die Mutter. - ich weiß.
Elsa schaute sie verwundert an.
- Wie... du weißt..?
- Ich weiß, dass ich manchmal zu aufdringlich bin, aber wie sollte ich denn sonst noch mit dir kontaktieren? Du gehst mir doch ständig aus dem Weg!
- Weil du mir auf die Nerven.. nein. Es ist nur, nur, weil ich keine Ruhe habe. Keine Ruhe, keine Privatsphäre. Du weißt nicht, wann Schluss ist, Mutter. Das oben ist mein Zimmer. Mein Zimmer mit meinen Sachen und darin hast du nichts zu suchen. Weder in meinen Regalen, noch in meinen Schubladen oder in meinem Schrank.
- Aber du brauchst doch nichts vor mir verstecken, versuchte die Mutter sich zu rechtfertigen.
- Und wenn ich das will?, fragte Elsa ohne der Absicht eine Antwort zu erhalten.
- Dann darfst du das.
Elsa sah ihrer Mutter erstaunt in die Augen.
- Ich werde dein Zimmer nurnoch betreten, wenn du es mir erlaubst.
- Und das Bad?
- Nur wenn du es gestattest oder nicht darin bist.
- Du verstehst, was ich meine?
- Ich verstehe.
- Du wirst versuchen,...
- ich werde es versuchen, unterbrach sie die Mutter.
Beide sahen schweigend und fast träumerisch aus dem sauberglänzenden Küchenfenster. Die Flocken wirbelten wild durch die Luft.
Elsa wusste nicht warum, sie musste unwillkürlich an die Hand ihrer Mutter denken, die sie manchmal behutsam und vorsichtig an der Schulter oder am Arm fasste. Als ob sie ein kleines Mädchen wäre, mit dem ihre Mutter neben einer vielbefahrenen Hauptstraße lief und dachte, sie würde vielleicht plötzlich vor ein Auto springen. Aber Elsa war kein kleines Mädchen mehr.
- Ich wäre längst wahnsinnig geworden oder durchgedreht, fiel die Mutter in ihre Gedanken. - Wenn meine mutter so gewesen wäre, ich wäre davongelaufen. Wobei... Ich habe mir auchimmer gewünscht, sie hätte             
  sich etwas mehr Zeit für mich genommen. Aber bei vier Geschwistern kann man das nicht erwarten.  ... Ich habe lange nichts mehr von ihnen gehört...
Die Mutter machte eine kurze Pause.
- Dann ist mein Vater gestorben. jahre später meine Mutter, mein zweitjüngster Bruder bald darauf... Immer mehr Menschen verliere ich... und heute morgen kommst du zu mir in die Küche und erzählst mir, dass du 
  auch fort von mir willst.
- Aber ich sterbe doch nicht, Mutter, ich brauche nur ein wenig mehr Freiheit und, wie gesagt, dann bleibe ich eben noch ein bisschen-zwar nicht mehr lange-, aber dann muss das Leben in diesem Haus andere
Formen annehmen, sagte Elsa bestimmt.
- Ich verspreche dir, das wrd es.
- Ich würde mich sehr freuen, wenn du mir hilfst eine neue Wohnung hier in der Nähe zu finden.
- Wenn du mich bei der Suche dabei haben willst.
- Natürlich will ich das, Mutter. Ich bin froh über deine Hilfe.
Der Schnee fiel in dichen Flocken auf die Erde. Weiß. Neuanfang.
- Lass es und noch einmal probieren, meinte Elsa.
- Danke, dass du mir noch etwas Zeit gibst, bis zu ausziehst, Elsa, sagte ihre Mutter.
In Elsas Körper löste sich eine so große Last von ihrem herzen, dass sie Angst hatte vor Glück vom Küchenstuhl zu fallen. Sie hatte mit ihrer Mutter geredet und - was das Beste daran war - ihre Mutter hatte sie verstanden und ihre Meinung akzeptiert.
- Kuchen?, fragte eine Stimme.
- Ja, gerne.
- Moment, der Kaffee steht noch auf der...
- Ich hole ihn, sagte Elsa schnell uns sprang auf.
Die Welt war nie so schön. Ganz in Trance durchquerte Elsa die Küche. Sie ging wie auf Wolken.

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Kommentare zu diesem Text

zackenbarsch† (74)
(02.04.07)
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 rebell91 meinte dazu am 03.04.07:
hmm.. weiß nich. ich glaub nur, ich veretzte mich viel zu oft und zu gut in andere hinein. würde sogar sagen, das entwickelt sich zum problem :P
Ja. Happy End musste sein.für meine deutschlehrerin brauchts das einfach :)
Ich schau sie mal durch - aber nicht jetzt... ich hab kopfschmerzen.. :(

 rebell91 antwortete darauf am 03.04.07:
Die ursprüngliche Antwort wurde am 03.04.2007 von rebell91 wieder zurückgenommen.
MellonCollie (24)
(03.04.07)
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 rebell91 schrieb daraufhin am 04.04.07:
och.... OCH.... bist du putzig..... *schnief* danke schnab.... hast du wunderschön gesagt... rüht mich fast zu tränen... wirklich...
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