Das Kaffeekränzchen

Satire zum Thema Alles und Nichts...

von  Mondsichel

Neulich klingelte mal wieder, wie so oft in letzter Zeit, det Telefon und Meinereiner stürzte mit der Fresse voran erst mal zur Station. Hätt ja wat wichtjet sein können, nech? Aber wie jedes Mal in letzter Zeit, wurde ick arg enttäuscht.
„Guten Tag. Weinsterns Lagerhaus hier. Wir machen eine aktuelle Umfrage, haben sie eventuell 5 Minuten Zeit?“ Na doll dachte ick so bei mir, dat wäre denn schon Umfrage zehn in dieser Woche. Ick wunderte mich sowieso, weshalb meine Numma in letzter Zeit unter den Vertretern so beliebt war und wo zum Teufel sie die her hatten.
Eijentlich hatte ick keene Zeit und keenen Bock auf den Müll, aba man will ja nich unhöflich sein. Deswejen hab ick denn die dämlichen Fragen beantwortet und innerlich schon auf die Frage jewartet, die ne halbe Stunde später denn auch kam.
„Wir würden ihnen als kleinen Dank gerne eine kostenlose Weinprobe anbieten. Wann wäre es ihnen denn recht?“ Ick so bei mir jegrinst und sie mit ruhiger Stimme zu nem Termin einjeladen, wo ick schon fünf andere Vertreter ins Haus bestellt hatte. So eine Jelejenheit kriecht man eben nich alle Tage. Jestern war es denn soweit.
Da hatte ick doch noch fast verjessen dat ick mir Besuch inne Bude einjeladen hatte. Bin ick also noch mal mehr als hektisch aus meiner Kaschemme Richtung Einkaufszentrum jestürzt. Irjendwie muss ick ja ooch sowat wie Kuchen und so uffm Tisch stehen haben, wenn man schon so nen kleenet Jelage veranstaltet.
Aber da ick nich so auf fertigen Kuchen stehe und die ollen Bäcker die halb verschimmelten Teilchen scheinbar verjoldet verkaufen, wenn ick so uff den Preis jelinst habe, hab ick mir jedacht, koofst Dir wenigstens ne Backmischung. Damit kannste imma noch behaupten dat Du den selba jebacken hast.
Nu stand ick denn also inner Küche und glotzte mir det eene Ooge aussm Kopp, wat ick denn da so allet zusammenmixen musste. Mal davon abjesehen dat die halbe Mischung uffm Boden jelandet is anstatt inner Schüssel, die Magarine den Rand völlig verschmiert hat und dat ick fünf verjebliche und einen erfolgreichen Versuch brauchte, eh ick ein Ei dazumatschen konnte, is mir der Teich eijentlich janz jut jelungen. Beim Salz war ick etwas großzügig, aber nuja, die Vertreter werden dat schon abkönnen, hab ick bei mir jedacht. Außerdem war dit früher nen Zeichen von Reichtum, wenn det Essen versalzen war.
Als denn det Dingens im Ofen stand und so vor sich hin brutzelte, da wuchs meine Laune ins Unermessliche. Habe natürlich den Tisch ordentlich hergerichtet, so richtich bieder mit Servietten und Muddis bestem Porzellanjeschirr.
Denn stellte ick noch die Weingläser uffn Tisch und kramte aus dem Keller meinen Selbstjebrannten und die alten Hartkekse aus dem Armeeverkauf heraus. Man muss seinen Jästen natürlich wat bieten! Den Kuchen hab ick noch liebevoll mit geschmolzener Chili-Schokolade überjossen und mit bunten Zuckerkrümeln bestreut, als er fertich war. Denn hab ick noch ultra-starken Kaffee und mit ordentlich Entkalker versetzten Tee uffjesetzt. Nu konnten die Vertreter kommen!
Und denn ooch punktjenau fünf Minuten vor der Angst bimmelte es an meiner Tür. Ick glotzte mit meenem eenen Ooge grinsend durch den Spion und sah wie sich bereits drei von dem Jesocks versammelt hatten, nervös ihre Kragen richteten und sich verwundert ansahen. Dann fingen die sich doch tatsächlich auch noch an zu streiten, wer hier den Vortritt hätte. Ick rieb mir hämisch die Hände, der Spaß konnte endlich losjehen.
Als ick die Tür öffnete kamen schließlich auch die restlichen Vertreter zum Tor herein. Alle Mann schauten mich äußerst verwirrt an. Bevor sie noch irjendwat sagen konnten, meinte ick mit einem Unschuldslächeln: „Na komm se rinn, ick hab schon auf sie jewartet! Wir können denn gleich mit den Vorführungen beginnen.“ Jetzt waren se noch verwirrter und stiefelten nach und nach mit ihren Köfferchen in meine Kaschemme.
Die Jesichter sprachen Bände, als sie sich denn an den Tisch setzten und sich nicht jegenseitig anzuschauen versuchten. Überall standen die dicken Köfferchen herum und jeder wünschte sich in jenem Moment meine Bude so schnell wie möglich verlassen zu können. Ick dachte so bei mir: „Ihr werdet noch früh jenuch rennen!“ Jemütlich goss ick jedem der wollte det Tässchen mit meinem Kaffee ein, in dem ein Löffel hätte stehen können.
Der Ökotante, die mir ihr Reformhauszeuch andrehen wollte, der schenkte ick erst mal ein ordentliches Gläschen von meinem Selbstjebrannten mit 70% Alkohol ein. Mit verzweifeltem Blick schnüffelte sie erst am Glas. „Der is Selbstjebrannt und dreht ordentlich rein. Prösterchen!“ Sie schaute erst das Glas, dann mich skeptisch an und als ick mit ihr anstieß, da musste sie wohl oder übel einen Schluck nehmen. Was dann folgte war zu köstlich.
Mein Selbstjebrannter brennt ordentlich inner Kehle. Die Grete hustete sich halb die Seele aus dem Hals und kriechte sich janich mehr ein. Unter den jeschockten Blicken der anderen Vertreter stand sie auf, packte ihren Koffer und torkelte weiterhin hustend aus der Bude.
Dem Tupperwarenvertreter bot ick gleich mal die Armeekekse an. Harte Dinger sach ick nur. So hart, das er sich gleich einen seiner Schneidezähne abbrach. Dat abjebrochene Stück landete auch gleich in seiner Kaffeetasse. Die Blicke der Anwesenden waren zum schreien, als er mit der Hand vorm Mund ebenfalls seinen Koffer schnappte und sich davon machte.
Der Versicherungsvertreter, der bisher noch recht ruhig wirkte, und der statt Kaffee lieber Tee bevorzugte, war der Nächste der dran glauben musste. Er nahm seinen Koffer zur Hand und ein Laptop kam zum Vorschein. Professionell begann er einen Vortrag über die Wichtigkeit von Versicherungsschutz. Hab ick schon mal erwähnt dass ick trockene Vorträge hasse?
Nu ja, jedankenverloren griff der Typ schließlich nach seinem Tee, nahm nen Schluck und spuckte die Flüssigkeit im gleichen Moment direkt über seinen Laptop. Dieser machte mit einem kleinen Kurzschluss nen Abjang, womit sich die Versicherungsjeschichte denn auch erledicht hatte. Wütend stiefelte der Kerl mit seinem Köfferchen ab.
Der Amway Vertreter sah seine Chance gekommen. Zunächst hatte er sich noch ein Stück von meinem Überraschungskuchen auf den Teller jelecht, aber griff sofort zu seinem Koffer, als der Versicherungsmann jejangen war.
„Kosten se erst mal den Kuchen“, sachte ick schnell. „Den hab ick extra für sie jebacken!“ Von meinen Worten etwas peinlich berührt, setzte er dann doch die Jabel an. Ick werd dem sein Jesicht wohl nie verjessen, als er dat erste Stück zu sich jenommen hatte.
„Sie ham wohl nen empfindlichen Majen, wat?“, frachte ich noch janz freundlich. Doch statt mir zu antworten verschwand der Mann erst mal mit schnellem Schritt aufs Klo, wo er sich det Essen noch mal durch den Kopp jehen ließ.
Währenddessen ergriff der Weinvertreter seine Chance. Dem drehte ick denn ooch erst noch mal nen Gläschen von meinem Selbstjebrannten an. Der fühlte sich janz jeschmeichelt, als ick ihm sachte, dat er als Fachmann ja sicher doch mal ne Meinung abjeben könnte. Professionell schnüffelte er erst an dem Jesöffs und meinte, dass er doch schon ein sehr würziges Aroma erkennen könne. Ick dachte so bei mir: „Jo, seeeehr würzich!“
Als er denn diesen typischen Verkostungsschluck ansetzte, da war ick innerlich schon am lachen. Dem seine Augen traten fast ausse Höhlen, als sich der Alk seine Kehle runterbrannte. Hektisch griff er nach dem Kaffee, um den Brand in seinem Hals zu löschen. Aber der Kaffee war der nächste Hammer, der ihn so richtig schön umhaute. Dabei fegte er noch den Teller vom Amway Mann vom Tisch und mein janzer Teppich war voller Krümel.
Im selben Moment sah der Staubsaugervertreter seine Stunde jekommen. Bei mir hatte det aber schon langsam dreizehn jeschlagen. Während der Weinvertreter sich mit dem Amway Mann die Toilette teilen musste, kramte der Staubhoschi sein „Hutzelmännchen“ raus, wie er es nannte. So nen komischet Dingens, dat selbsttätich den Boden saugen sollte.
Mit nem fetten Grinsen uffe Backen setzte er dat Viech uff meinen Teppich und schaltete es an. Während der Amway Mann und der Weinvertreter geschlagen ihre Köfferschen griffen und meine Bude verließen, kreischte dat Hutzeldingens auf meinem Teppich rum. Wat für ein nervjet Ding! Ick hatte inzwischen die Schnauze jestrichen voll. Und ick überlechte, wie ick den jetzt nu ooch noch loswerden würde. Da kam mir die rettende Idee.
„Ick muss mal kurz inne Küche“, meldete ick mir ab, während der Staubsaugervertreter mit feuchten Augen auf dat Hutzeldingens glotzte und sich schon Hoffnungen auf nen Verkauf machte. Ick öffnete so janz nebenbei die Tür zum Keller, die hinten im Esszimmer war, wo sich das Teilchen janz sicher ooch noch hinbewejen würde.
Schließlich kam ick zurück und setzte mich jemütlich uffe Couch, ließ den Mann reden und wartete druff, dass det Dingens endlich sein Maul halten würde. Grade als der Vertreter mir den Vertrach unter die Nase hielt, da krachte und schepperte es jewaltich. Dat Hutzelmännchen hatte nen Abgang auf die Kellertreppe jemacht und die Statistik bestätigt, dat die meisten Unfälle mit Todesfolge im Haushalt passieren.
Dat Dinges war in alle Einzelteile zerdeppert und uffm janzen Boden verteilt, weil mit mächtjer Jeschwindichkeit jede einzelne Stufe mitjenommen hatte. Da schmorte es am Ende der Treppe, während der Staubsaugervertreter nen halben Weinkrampf bekam, weil sein Lieblingsspielzeuch nu im Arsch war. Mit Tränen in den Augen klaubte er aus jeder Ecke des Kellerbodens die Reste von Hutzelchen zusammen und verließ schließlich von Heulschüben jeschüttelt meine Bude. ENDLICH!
Komischerweise habe ick seit dem meine Ruhe vor Umfragen und Vertretern. Zumindest hat heute det Telefon noch nich jeklingelt. Und ick kann endlich wieder meine Ruhe jenießen. So lässt det sich leben...

Knuffis, Eure Einaugen-Kriemhilde


(c)by Arcana Moon

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Kommentare zu diesem Text

nibelheim (52)
(07.07.07)
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 Mondsichel meinte dazu am 10.07.07:
Hehe Du hast es erfasst. Die Story wurde inspiriert von diversen Umfragentelefonaten, die man vor einiger Zeit dauernd über sich ergehen lassen musste ;)

Liebe Grüßle
Deine Arcy
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