Seehund "Hannes" und seine Reisen
Kindergeschichte zum Thema Mensch und Tier
von hei43
Seehund „Hannes“ und seine Reisen
Es war einmal ein kleiner Seehund mit dem Namen „Hannes“, der die erste Zeit seines Lebens in einem wunderschönen kleinen Tierpark in Nordhorn verlebte. Doch eines Tages versiegte die Milch seiner Seehundmama, und die toten Fische vom Pflegepersonal wollte er nicht. Von seinem Vater hatte er einmal gehört, daß seine Vorfahren vor langer langer Zeit in einem großen Meer den Fischen zum Fressen hinterherjagten und viel Spaß dabei hatten.
Diese Gedanken gingen ihm nicht mehr aus dem Kopf und er beobachtete seine Umgebung genau. Der kleine, schlaue Racker roch das Wasser des Vechte-Flusses, der sich nicht weit vom Tierpark entfernt durch Wiesen und Felder schlängelte. Er war ein sehr sportlicher Seehund und übersprang ganz elegant die Außenmauern des Seehundbeckens, robbte schnell in Richtung des Flusses. Seine Freude war riesengroß, als er das Wasser vor sich sah und flink hineinglitschte.
„Ob das schon das große Meer war, von dem sein Vater erzählt hatte?“ fragte er sich und schwamm munter immer weiter. Doch bemerkte er, daß Menschen hinter ihm herkamen und andere am Ufer aufgeregt in seine Richtung zeigten. Netze und Stangen hatten sie in den Händen und fuchtelten damit im Wasser herum. Was das zu bedeuten hatte, das wußte er nicht, aber es machte ihm Spaß, wenn er denen entkommen konnte, die ihm zu nahe kamen. Er entwischte ihnen über und unter die Netze hindurch, sprang kleine Wehre hinunter und tummelte sich in der Sicht von Schaulustigen.
Dann hörte er einen kleinen Jungen aufgeregt rufen:
„ Mama, der „Hannes“ schwimmt ja nach Holland rein!“
Ein fremdes Land erkunden, ja das wollte er gerne und so schwamm er weiter und weiter.
Plötzlich begleiteten ihn auch Boote mit Menschen, die ihm näher kamen, und er sah vor sich an einer Flußenge ein gespanntes Netz. Mit dieser Situation hatte er nicht rechnen können, denn er war ein kleiner Seehund und kannte nicht das Sinnen der Menschen. Jetzt bemerkte er instinktiv die Gefahr, aber es war zu spät für eine Flucht. Ein Mensch umklammerte ihn mit eisernem Griff und lief mit ihm auf und davon. Dieser und auch andere sprachen eine ganz andere Sprache, aber irgendwie klang sie ihm auch bekannt, und so dachte er bei sich: „Sicher bin ich jetzt in Holland!“
Er wurde in ein Wasserbecken gebracht und traf dort auf andere Seehunde aller Größen. Sie kamen alle von den unterschiedlichsten Örtlichkeiten und Gewässern. Untereinander erzählten sie sich schaurige Geschichten und Erlebnisse aus früheren Zeiten. Besonders oft wurde von den Seehunden aus dem großen Meer berichtet, daß es dort große Ungeheuer gibt, die besonders gerne Seehunde fressen. Sie würden sich an sie ranschleichen und bräuchten nur das riesige Maul aufreißen, um sie mit einem Schnapper zu verspeisen. Dem „Hannes“ machten solche gruseligen Geschichten stets Angst und er sehnte sich immer mehr nach seinem Zuhause im Nordhorner Tierpark. Auf keinen Fall wollte er in das große Meer, wo Seehunde gefressen werden, sondern wollte wieder froh und munter in seinem früheren, gewohnten Seehundbecken herumtoben.
Als er eines Tages über sich riesige Heißluftballons schweben sah, kam ihm eine Idee. Er bemerkte, daß sie bereits tief über ihm waren und so sprang er mit einer großen Anstrengung über die Beckenmauer und robbte, wie das Mal zuvor, über das Land den bunten Ballons hinterher. Tatsächlich erreichte er eine große Wiese, auf der schon andere gelandet waren. „Hannes“ versteckte sich hinter einem Busch und hörte einen Menschen sagen:
„Wir fahren bald nach Deutschland und kommen wie gewohnt auch über Nordhorn“.
„Habe ich richtig gehört?“ dachte der kleine Racker bei sich und wurde ganz aufgeregt, denn das wäre seine einzigste Chance in seine Heimat zu kommen. Er wußte aus seehundlichen Berichten, daß es kein Seehund schaffen könnte, den Weg zum Herkunftsort wiederzufinden. So beobachtete er sehr aufmerksam das Treiben der Leute und deren Ballons. Es wurde schon dunkel, als er sah, daß ein Korb in seiner Nähe nach und nach mit eigenartigen Dingen und Decken gefüllt wurde. Die Nacht kam, und nun schlich er sich zu dem am Boden liegenden Korb und sprang auf eine Kante. Sogleich kippte dieser zur Seite und der kleine Racker versteckte sich unter Körben und Decken. Als der Morgen graute, wurde es um ihn herum sehr geschäftig, und die Heißluftballons starteten einer nach dem anderen in Richtung Deutschland.
Jetzt plagten ihn die Gedanken, wie er denn aus dieser Höhe und aus dieser Situation in den Tierpark gelangen könnte. Ganz still lag er zu Füßen der Menschen und dachte intensiv über eine Lösung nach. In diesem Moment erinnerte er sich an die großen Störche, die täglich über sein ehemaliges Wasserbecken zur „Vechte“ flogen, um sich ihre Mahlzeiten dort zu fischen. Er beobachtete dabei ihre weit ausgespannten Flügel, mit denen sie sich fortbewegten.
„Das könnte auch für mich die Lösung sein“, dachte er bei sich und sah sehr skeptisch an seinen Flossen hinab. In diesem Augenblick hörte er, wie der eine Mensch seine Position in einem Gerät bekannt machte und sagte: „Wir überqueren gerade Nordhorn!“
Wie der Blitz sauste „Hannes“ aus seinem Versteck, sah die verschreckten Gesichter der Menschen, die ihn aber nicht sonderlich beeindruckten, und sprang in gewohnter Weise auf die Korbkante. Der Ballon wackelte hin und her und die aufgeregten Schreie der Ballonfahrer wurden immer leiser, denn er befand sich inzwischen im freien Fall in Richtung Erde. Seine kurzen Flossen bewegte er hoch und runter und steuerte nicht sehr wirkungsvoll mit seinem Schwanz in Richtung des Tierparks, den er erst jetzt entdeckte. Er schien aber nicht zu fliegen wie die Störche, sondern fiel in hohem Tempo vom Himmel in Richtung Erde. Seine großen Kulleraugen wurden nun riesengroß vor Aufregung und Freude, als er sein Seehundbecken entdeckte. Mit letzter Steuerungskraft gelang ihm das Kunststück, und der Ausreißer landete mit einem Riesenplatscher im Wasser. Verdutzt schaute er sich um und entdeckte seine Artgenossen, die eilends herbeikamen und sich den vom Himmel gefallenen „Hannes“ ansahen.
„Was machst du denn hier, du müßtest doch in Holland sein!“ sagte ein kleinerer Seehund und schmiegte sich liebend an den Ankömmling.
„Die Sehnsucht nach meiner Heimat und die Liebe der Menschen hier war stärker!“ sagte der zurückgekehrte glückliche Seehund.
Schnell machte es die Runde, daß der „Hannes“ vom Himmel gefallen war. Der Leiter aller Tiere kletterte schnell auf einen Baum, nahm sein mitgenommenes Megaphon und sprach laut und verständlich:
„Liebe Besucher, ich kann euch die freudige Mitteilung machen, daß unser „Hannes“ wieder zu uns zurückgekehrt ist. Durch eine sensationelle völkerverbindende Grenzüberquerung mit einem Heißluftballon hat er uns Menschen gezeigt, daß Tiere treu und anhänglich sein können, wenn sie Liebe und Zuneigung erfahren!“
Gleich nach dieser Durchsage liefen alle zum Seehundbecken, um sich den fliegenden Seehund näher zu betrachten. Aus den Medien erfuhren Besucher aller Nationen von dem reisenden Seehund „Hannes“, der nicht im großen Meer gefressen werden wollte und daher zurück in seinen heimatlichen Tierpark kehrte.
© Heidrun Gemähling
Es war einmal ein kleiner Seehund mit dem Namen „Hannes“, der die erste Zeit seines Lebens in einem wunderschönen kleinen Tierpark in Nordhorn verlebte. Doch eines Tages versiegte die Milch seiner Seehundmama, und die toten Fische vom Pflegepersonal wollte er nicht. Von seinem Vater hatte er einmal gehört, daß seine Vorfahren vor langer langer Zeit in einem großen Meer den Fischen zum Fressen hinterherjagten und viel Spaß dabei hatten.
Diese Gedanken gingen ihm nicht mehr aus dem Kopf und er beobachtete seine Umgebung genau. Der kleine, schlaue Racker roch das Wasser des Vechte-Flusses, der sich nicht weit vom Tierpark entfernt durch Wiesen und Felder schlängelte. Er war ein sehr sportlicher Seehund und übersprang ganz elegant die Außenmauern des Seehundbeckens, robbte schnell in Richtung des Flusses. Seine Freude war riesengroß, als er das Wasser vor sich sah und flink hineinglitschte.
„Ob das schon das große Meer war, von dem sein Vater erzählt hatte?“ fragte er sich und schwamm munter immer weiter. Doch bemerkte er, daß Menschen hinter ihm herkamen und andere am Ufer aufgeregt in seine Richtung zeigten. Netze und Stangen hatten sie in den Händen und fuchtelten damit im Wasser herum. Was das zu bedeuten hatte, das wußte er nicht, aber es machte ihm Spaß, wenn er denen entkommen konnte, die ihm zu nahe kamen. Er entwischte ihnen über und unter die Netze hindurch, sprang kleine Wehre hinunter und tummelte sich in der Sicht von Schaulustigen.
Dann hörte er einen kleinen Jungen aufgeregt rufen:
„ Mama, der „Hannes“ schwimmt ja nach Holland rein!“
Ein fremdes Land erkunden, ja das wollte er gerne und so schwamm er weiter und weiter.
Plötzlich begleiteten ihn auch Boote mit Menschen, die ihm näher kamen, und er sah vor sich an einer Flußenge ein gespanntes Netz. Mit dieser Situation hatte er nicht rechnen können, denn er war ein kleiner Seehund und kannte nicht das Sinnen der Menschen. Jetzt bemerkte er instinktiv die Gefahr, aber es war zu spät für eine Flucht. Ein Mensch umklammerte ihn mit eisernem Griff und lief mit ihm auf und davon. Dieser und auch andere sprachen eine ganz andere Sprache, aber irgendwie klang sie ihm auch bekannt, und so dachte er bei sich: „Sicher bin ich jetzt in Holland!“
Er wurde in ein Wasserbecken gebracht und traf dort auf andere Seehunde aller Größen. Sie kamen alle von den unterschiedlichsten Örtlichkeiten und Gewässern. Untereinander erzählten sie sich schaurige Geschichten und Erlebnisse aus früheren Zeiten. Besonders oft wurde von den Seehunden aus dem großen Meer berichtet, daß es dort große Ungeheuer gibt, die besonders gerne Seehunde fressen. Sie würden sich an sie ranschleichen und bräuchten nur das riesige Maul aufreißen, um sie mit einem Schnapper zu verspeisen. Dem „Hannes“ machten solche gruseligen Geschichten stets Angst und er sehnte sich immer mehr nach seinem Zuhause im Nordhorner Tierpark. Auf keinen Fall wollte er in das große Meer, wo Seehunde gefressen werden, sondern wollte wieder froh und munter in seinem früheren, gewohnten Seehundbecken herumtoben.
Als er eines Tages über sich riesige Heißluftballons schweben sah, kam ihm eine Idee. Er bemerkte, daß sie bereits tief über ihm waren und so sprang er mit einer großen Anstrengung über die Beckenmauer und robbte, wie das Mal zuvor, über das Land den bunten Ballons hinterher. Tatsächlich erreichte er eine große Wiese, auf der schon andere gelandet waren. „Hannes“ versteckte sich hinter einem Busch und hörte einen Menschen sagen:
„Wir fahren bald nach Deutschland und kommen wie gewohnt auch über Nordhorn“.
„Habe ich richtig gehört?“ dachte der kleine Racker bei sich und wurde ganz aufgeregt, denn das wäre seine einzigste Chance in seine Heimat zu kommen. Er wußte aus seehundlichen Berichten, daß es kein Seehund schaffen könnte, den Weg zum Herkunftsort wiederzufinden. So beobachtete er sehr aufmerksam das Treiben der Leute und deren Ballons. Es wurde schon dunkel, als er sah, daß ein Korb in seiner Nähe nach und nach mit eigenartigen Dingen und Decken gefüllt wurde. Die Nacht kam, und nun schlich er sich zu dem am Boden liegenden Korb und sprang auf eine Kante. Sogleich kippte dieser zur Seite und der kleine Racker versteckte sich unter Körben und Decken. Als der Morgen graute, wurde es um ihn herum sehr geschäftig, und die Heißluftballons starteten einer nach dem anderen in Richtung Deutschland.
Jetzt plagten ihn die Gedanken, wie er denn aus dieser Höhe und aus dieser Situation in den Tierpark gelangen könnte. Ganz still lag er zu Füßen der Menschen und dachte intensiv über eine Lösung nach. In diesem Moment erinnerte er sich an die großen Störche, die täglich über sein ehemaliges Wasserbecken zur „Vechte“ flogen, um sich ihre Mahlzeiten dort zu fischen. Er beobachtete dabei ihre weit ausgespannten Flügel, mit denen sie sich fortbewegten.
„Das könnte auch für mich die Lösung sein“, dachte er bei sich und sah sehr skeptisch an seinen Flossen hinab. In diesem Augenblick hörte er, wie der eine Mensch seine Position in einem Gerät bekannt machte und sagte: „Wir überqueren gerade Nordhorn!“
Wie der Blitz sauste „Hannes“ aus seinem Versteck, sah die verschreckten Gesichter der Menschen, die ihn aber nicht sonderlich beeindruckten, und sprang in gewohnter Weise auf die Korbkante. Der Ballon wackelte hin und her und die aufgeregten Schreie der Ballonfahrer wurden immer leiser, denn er befand sich inzwischen im freien Fall in Richtung Erde. Seine kurzen Flossen bewegte er hoch und runter und steuerte nicht sehr wirkungsvoll mit seinem Schwanz in Richtung des Tierparks, den er erst jetzt entdeckte. Er schien aber nicht zu fliegen wie die Störche, sondern fiel in hohem Tempo vom Himmel in Richtung Erde. Seine großen Kulleraugen wurden nun riesengroß vor Aufregung und Freude, als er sein Seehundbecken entdeckte. Mit letzter Steuerungskraft gelang ihm das Kunststück, und der Ausreißer landete mit einem Riesenplatscher im Wasser. Verdutzt schaute er sich um und entdeckte seine Artgenossen, die eilends herbeikamen und sich den vom Himmel gefallenen „Hannes“ ansahen.
„Was machst du denn hier, du müßtest doch in Holland sein!“ sagte ein kleinerer Seehund und schmiegte sich liebend an den Ankömmling.
„Die Sehnsucht nach meiner Heimat und die Liebe der Menschen hier war stärker!“ sagte der zurückgekehrte glückliche Seehund.
Schnell machte es die Runde, daß der „Hannes“ vom Himmel gefallen war. Der Leiter aller Tiere kletterte schnell auf einen Baum, nahm sein mitgenommenes Megaphon und sprach laut und verständlich:
„Liebe Besucher, ich kann euch die freudige Mitteilung machen, daß unser „Hannes“ wieder zu uns zurückgekehrt ist. Durch eine sensationelle völkerverbindende Grenzüberquerung mit einem Heißluftballon hat er uns Menschen gezeigt, daß Tiere treu und anhänglich sein können, wenn sie Liebe und Zuneigung erfahren!“
Gleich nach dieser Durchsage liefen alle zum Seehundbecken, um sich den fliegenden Seehund näher zu betrachten. Aus den Medien erfuhren Besucher aller Nationen von dem reisenden Seehund „Hannes“, der nicht im großen Meer gefressen werden wollte und daher zurück in seinen heimatlichen Tierpark kehrte.
© Heidrun Gemähling