24. September : Kleine Sünden bestraft der liebe Gott sofort

Tagebuch

von  Raggiodisole

24. September: Kleine Sünden bestraft der liebe Gott sofort


Klassische Musik weckt uns und wir packen unsere Rucksäcke. Kaffee gibt es aus dem Automaten und das Croissant dazu kommt aus dem kleinen „Gschäftl“ der Herbergsmutter, wo wir auch gleich unseren Tagesvorrat ergänzen und für den Weg einbunkern.
Da es heute laut Adi ziemlich „eim eini“ geht marschieren wir beide in den Sandalen los.

Wir befinden uns ja schon in der Provinz Rioja und marschieren durch die Weingärten, wo die Trauben in den herbstlichen Sonnenstrahlen die letzte Süße entwickeln können, um dann zu diesem herrlichen, dunklen Rotwein verarbeitet zu werden.
Ich hab schon gestern Fotos von den Weingärten und den Trauben gemacht – für meinen Sohn, der eine Tourismusschule besucht und heuer den Jungsommelier macht, damit er was zum Herzeigen in der Schule hat.

Natürlich haben wir auch schon die eine oder andere Traube gekostet und auch heute stibitzen wir uns eine  und verspeisen sie genüsslich. Doch heute scheint die Rache für unser Vergehen  sozusagen auf den Fuß zu folgen.
Nach ein paar Kilometern beginnt es in meinem Bauch zu rumoren. Offensichtlich vertragen sich die Weintrauben nicht mit dem Orangensaft, den ich heute als Trinkvorrat mithabe. Es kommt, wie es kommen muss und ich erspare den werten Leser genauere Schilderungen.
Eines scheint aber doch zu stimmen – obwohl ich als Theologin nichts von dieser alten Volksweisheit halte – kleine Sünden bestraft der liebe Gott sofort*zwinker*

Nachdem sich mein Bauch dann ein wenig beruhigt hatte marschierten wir weiter. Die Bauchschmerzen sollten aber nicht die einzigen Schmerzen für heute bleiben. Zu allem Übel
bekomme ich auch noch Schmerzen im rechten Fuß. Ich versuch sie zunächst zu ignorieren und kämpfe mich weiter. Aber bei einer Pause zieh ich dann doch lieber wieder die Wanderschuhe an, weil ich das Gefühl habe, dass ich darin doch besseren Halt habe. Auf die Schmerzen hat das aber keinen Einfluss und schlussendlich nehme ich doch noch zwei Schmerztabletten. Es dauert, bis diese zu wirken beginnen und erst kurz vor Azofra wird es ein wenig besser.

In Azofra steuern wir die Herberge von Roland an, der aber leider nur mehr ein Bett frei hat. Also versuchen wir unser Glück in der städtischen Herberge und bekommen ein Zweibettzimmer. Also eigentlich ist es ja mehr eine Koje mit Schwingtüren, aber schön kühl drinnen und sogar eine Art Kasten oder Regal zum Abstellen unserer Sachen. Für 5.- € gar nicht so schlecht.
Nach der Körperpflege beginnt di obligatorische Gschäftlsuche und wir treffen einen Radpilger aus Deutschland wieder, mit dem wir uns zum Abendessen verabreden.

Mein rechter Fuß ist stark geschwollen und tut höllisch weh. Ich erinnerte mich, irgendwann im Forum was von einer Tendenitis gelesen zu haben … und glaube dass meine Schmerzen auf eine solche Entzündung hinweisen könnten.
Zu guter Letzt macht auch noch die Blase an der Ferse Probleme und ich muss sie fachgerecht versorgen, drainagieren und verpicken.
Alles in allem scheinen sich die Dinge nicht gut zu entwickeln. Hoffentlich kann ich morgen weitergehen. Und wenn ja, wie weit komme ich mit diesem schmerzenden, geschwollenen Fuß?
Vor dem Schlafengehen ziehen wir uns wieder eine Karte. Meine zeigt einen Pilger auf dem Weg und sagt schlicht und einfach JA.

Mit diesem JA gehe ich in die Nacht und nehme es in den morgigen Tag hinein – JA, ich werde es schaffen, mit Gottes Hilfe.

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Kommentare zu diesem Text

Graeculus (69)
(17.10.17)
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 Raggiodisole meinte dazu am 18.10.17:
wenn du meinst, ob ich Santiago de Compostela erreicht habe, ja ...
vor zehn Jahren am 15. Oktober bin ich mit meiner Pilgerschwester angekommen ....

liebe Grüße in deinen Abend

Raggio
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