4. Oktober : Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben
Tagebuch
von Raggiodisole
4.Oktober : Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben
Die Nacht in frischen Bettlaken war herrlich und der Morgen scheint einen regenfreien Tag zu versprechen. Unsere beiden „Krankensessel“ fühlen sich ganz gut und so packen wir unsere Rucksäcke und auf geht’s zum Frühstück im Nobelcafè. Die Kellner tragen weiße Jacketts und servieren den Kaffe und die Croissants auf Silbertabletts. Bevor wir losgehen basteln wir für Antje und Gitti noch Riemenpolster aus Schaumgummi. Antje hat gestern im Asialaden zwei Sesselpolster gekauft und der Schaumgummi wurde jetzt in Streifen geschnitten und unter die Schulterriemen der Rucksäcke plaziert, damit diese ihre Träger nicht mehr so drücken sollten. „Fühlt sich schon besser an“, war der einhellige Kommentar der beiden.
Dann ging es zurück zur Kathedrale, weil von dort angeblich, so unser Adi, der Weg aus León heraus gut ausgeschildert ist. Aber irgendwie scheinen sich heute Morgen alle Pfeile versteckt zu haben.
Es dauert, bis wir endlich zur Kirche San Isidoro kommen, und dort sehen wir bei einem zufälligen Blick nach links, dass es ganz einfach gewesen wäre, wenn wir gleich rechts beim Gaudipalast vorbeigegangen wären. Da kommt man nämlich direkt zur Iglesia San Isidoro und von da an geht es wirklich gut beschildert aus León raus. Aber es zieht sich, wie immer.
In La Virgen del Camino ist für Gitti und Antje erst mal Schluss. Sie schaffen die restlichen 14 km nicht mehr, die Verkühlung schwächt sie einfach zu sehr. Es ist mittlerweile auch wieder sehr heiß geworden und der Rucksack trägt trotz Schaumgimmistreifen sein Übriges dazu bei.
Wir lassen die beiden an einer parada de autobuses zurück, von der in Kürze – so die Auskunft eines Passanten – ein Bus nach Villadango del Paramo fahren wird. Gabi und ich marschieren weiter. Raus aus dem Dorf , wo uns ein alter Opa noch zuruft, dass wir falsch seien. Aber Gabi kennt ja den Weg und ich folge ihr vertrauensvoll. Wir marschieren schon ein Stück die Straße entlang, als ein Auto neben uns hält und uns der Fahrer ebenfalls darauf aufmerksam macht, dass wir hier falsch seien. Durch den Bau der Autobahn sei es nicht möglich, auf dieser Seite zu gehen, man könne dann nicht mehr auf den eigentlichen Camino zurück. Wir lassen uns überzeugen, aber den ganzen Weg zurück stapfen? Nein , nicht Gabi. Die schwingt sich über die erste Leitplanke, sprintet über die Straße, wiederholt das ganze beim Mittelstreifen und der anderen Fahrbahn, und schon ist sie drüben. Was blieb mir also übrig, als es ihr gleich zu tun?
Aber die ganze Aktion war wirklich relativ harmlos, haben wir ja schon, als wir die Autostraße entlang gingen, gesehen, dass sie kaum befahren war.
Wenn ich mir allerdings das ganze bei uns hier in Österreich oder in Deutschland vorstelle. Ein Ding der Unmöglichkeit. Zumindest ich hätte mich das dann nicht getraut.
Wohlbehalten auf der anderen Seite angekommen finden wir dann auch bald wieder die gelben Pfeile, gehen um eine Baustelle herum, unter der neuen autovia durch, um letztendlich wieder an der Nationalstraße zu landen, nur halt auf der linken, richtigen Seite.
Gabi als „Straßengeherin“, ich auf dem Weg, laufen wir nach Valverde de la Virgen, trinken eine Cola und einen Kaffee und dann zischt Gabi davon und ist bald nur mehr ein kleiner Punkt am Horizont. Ich bin ihr nicht böse und halte mein Tempo ganz gut.
Es läuft sich auch herrlich, der Weg ist gut zu gehen, weich vom Regen der letzten Tage.
Nur einmal werde ich langsamer, drossle mein Tempo. Es bleibt nämlich ein paar hundert Meter vor mir ein LKW stehen, ein Mann steigt aus und schlendert eigentümlich langsam dahin, dreht sich immer wieder zu mir um und jagt mir dadurch – wie ich zugeben muss doch – ein wenig Angst ein. Allein auf dem Weg drossle ich also mein tempo und aknn nach ca. 1,5 km aufatmen, als der Mann plötzlich den Graben, der den Camino von der Straße trennt überwindet und auf der anderen Seite der Straße verschwindet.
Mutig gehe ich dann weiter die letzten, sich üblicherweise ziehenden Kilometer, aber schließlich komme auch ich in Villadangos an.
Gitti ist schon am Kochen, ich werde unter die Dusche geschickt und dann gibt’s was zu futtern.
Hier treffen wir auch Ernst, den Regensburger wieder. Er hat seine alten Schuhe ruiniert und musste sich neue kaufen. Die Balsen schauen grauslich aus und ich helfe ihm mit Leukopor und Elastoplast aus. Auch Josef und Andrea treffen wir hier wieder.
Antje bekommt anscheinend das Essen nicht so gut. Kurze Zeit später klagt sie über starke Bauchschmerzen. Ich gebe ihr 31 Kräutertropfen und improvisiere eine Wärmeflasche aus einer alten Petflasche für sie.
Sie wird ins Bett gesteckt, mit einer Decke noch zusätzlich eingewickelt und dann hoffen wir alle miteinander, dass es ihr bald wieder besser geht.
Aber das wissen leider erst morgen.
Die Nacht in frischen Bettlaken war herrlich und der Morgen scheint einen regenfreien Tag zu versprechen. Unsere beiden „Krankensessel“ fühlen sich ganz gut und so packen wir unsere Rucksäcke und auf geht’s zum Frühstück im Nobelcafè. Die Kellner tragen weiße Jacketts und servieren den Kaffe und die Croissants auf Silbertabletts. Bevor wir losgehen basteln wir für Antje und Gitti noch Riemenpolster aus Schaumgummi. Antje hat gestern im Asialaden zwei Sesselpolster gekauft und der Schaumgummi wurde jetzt in Streifen geschnitten und unter die Schulterriemen der Rucksäcke plaziert, damit diese ihre Träger nicht mehr so drücken sollten. „Fühlt sich schon besser an“, war der einhellige Kommentar der beiden.
Dann ging es zurück zur Kathedrale, weil von dort angeblich, so unser Adi, der Weg aus León heraus gut ausgeschildert ist. Aber irgendwie scheinen sich heute Morgen alle Pfeile versteckt zu haben.
Es dauert, bis wir endlich zur Kirche San Isidoro kommen, und dort sehen wir bei einem zufälligen Blick nach links, dass es ganz einfach gewesen wäre, wenn wir gleich rechts beim Gaudipalast vorbeigegangen wären. Da kommt man nämlich direkt zur Iglesia San Isidoro und von da an geht es wirklich gut beschildert aus León raus. Aber es zieht sich, wie immer.
In La Virgen del Camino ist für Gitti und Antje erst mal Schluss. Sie schaffen die restlichen 14 km nicht mehr, die Verkühlung schwächt sie einfach zu sehr. Es ist mittlerweile auch wieder sehr heiß geworden und der Rucksack trägt trotz Schaumgimmistreifen sein Übriges dazu bei.
Wir lassen die beiden an einer parada de autobuses zurück, von der in Kürze – so die Auskunft eines Passanten – ein Bus nach Villadango del Paramo fahren wird. Gabi und ich marschieren weiter. Raus aus dem Dorf , wo uns ein alter Opa noch zuruft, dass wir falsch seien. Aber Gabi kennt ja den Weg und ich folge ihr vertrauensvoll. Wir marschieren schon ein Stück die Straße entlang, als ein Auto neben uns hält und uns der Fahrer ebenfalls darauf aufmerksam macht, dass wir hier falsch seien. Durch den Bau der Autobahn sei es nicht möglich, auf dieser Seite zu gehen, man könne dann nicht mehr auf den eigentlichen Camino zurück. Wir lassen uns überzeugen, aber den ganzen Weg zurück stapfen? Nein , nicht Gabi. Die schwingt sich über die erste Leitplanke, sprintet über die Straße, wiederholt das ganze beim Mittelstreifen und der anderen Fahrbahn, und schon ist sie drüben. Was blieb mir also übrig, als es ihr gleich zu tun?
Aber die ganze Aktion war wirklich relativ harmlos, haben wir ja schon, als wir die Autostraße entlang gingen, gesehen, dass sie kaum befahren war.
Wenn ich mir allerdings das ganze bei uns hier in Österreich oder in Deutschland vorstelle. Ein Ding der Unmöglichkeit. Zumindest ich hätte mich das dann nicht getraut.
Wohlbehalten auf der anderen Seite angekommen finden wir dann auch bald wieder die gelben Pfeile, gehen um eine Baustelle herum, unter der neuen autovia durch, um letztendlich wieder an der Nationalstraße zu landen, nur halt auf der linken, richtigen Seite.
Gabi als „Straßengeherin“, ich auf dem Weg, laufen wir nach Valverde de la Virgen, trinken eine Cola und einen Kaffee und dann zischt Gabi davon und ist bald nur mehr ein kleiner Punkt am Horizont. Ich bin ihr nicht böse und halte mein Tempo ganz gut.
Es läuft sich auch herrlich, der Weg ist gut zu gehen, weich vom Regen der letzten Tage.
Nur einmal werde ich langsamer, drossle mein Tempo. Es bleibt nämlich ein paar hundert Meter vor mir ein LKW stehen, ein Mann steigt aus und schlendert eigentümlich langsam dahin, dreht sich immer wieder zu mir um und jagt mir dadurch – wie ich zugeben muss doch – ein wenig Angst ein. Allein auf dem Weg drossle ich also mein tempo und aknn nach ca. 1,5 km aufatmen, als der Mann plötzlich den Graben, der den Camino von der Straße trennt überwindet und auf der anderen Seite der Straße verschwindet.
Mutig gehe ich dann weiter die letzten, sich üblicherweise ziehenden Kilometer, aber schließlich komme auch ich in Villadangos an.
Gitti ist schon am Kochen, ich werde unter die Dusche geschickt und dann gibt’s was zu futtern.
Hier treffen wir auch Ernst, den Regensburger wieder. Er hat seine alten Schuhe ruiniert und musste sich neue kaufen. Die Balsen schauen grauslich aus und ich helfe ihm mit Leukopor und Elastoplast aus. Auch Josef und Andrea treffen wir hier wieder.
Antje bekommt anscheinend das Essen nicht so gut. Kurze Zeit später klagt sie über starke Bauchschmerzen. Ich gebe ihr 31 Kräutertropfen und improvisiere eine Wärmeflasche aus einer alten Petflasche für sie.
Sie wird ins Bett gesteckt, mit einer Decke noch zusätzlich eingewickelt und dann hoffen wir alle miteinander, dass es ihr bald wieder besser geht.
Aber das wissen leider erst morgen.