Wirtschaftsethik

Kommentar zum Thema Wirtschaft

von  Strobelix

Unternehmer mit dem ethisch reduzierten, kritikimprägnierten Fingerspitzengefühl, wie es Herr Thumann und manche Konzernvorstände demonstrieren, ist gefährlich für den sozialen Frieden. Diese Herren sägen nicht direkt an dem Ast auf dem sie sitzen, aber sie sind saurer Regen für den Wald, in dem der Baum steht auf dem Sie sitzen.
Warum? Weil Herr Thumann äußert: "Moral lässt sich nicht in Zahlen gießen."
Dazu zwei Rechenbeispiele:
Der Vorstandsvorsitzende von Siemens Dr. Klaus Kleinfeld bekam allein für 2006 ein Jahresgehalt von 3,62 Millionen Euro. Dafür müsste ein Siemensmitarbeiter, der mit 3000 Euro pro Monat nicht zu den Geringverdienern zählt, 100 Jahre arbeiten.
Ich überlasse es jedem Leser gerne selbst, ob er dies als leistungsgerechte Entlohnung gerechtfertigt sieht. Aber hier bewegen wir uns an der Grenzlinie zwischen "Moral passt in Zahlen" und "Zahlen sprengen Moral".

Nehmen wir als zweites Rechenbeispiel den in die Diskussion geratenen Herrn Mehdorn. Sein letztes Jahresgehalt betrug 3,18 Millionen Euro. Nehmen wir an ein Lokführer verdient 1500 Euro pro Monat, dann kostet Herr Mehdorn so viel wie 176 Lokführer.
Gleichzeitig haben sich die Vorstandsbezüge bei der Bahn zwischen 1999 und 2005 vervierfacht; Herrn Mehdorns Bezüge hatten sich 2006 gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt. Wer selbst so stark profitiert, muss sich auch kritische Fragen gefallen lassen, wenn er bei seinen Mitarbeitern mit Lohnerhöhungen zurückhaltend ist.

So viel Meinungsfreiheit muss in einer Demokratie mit angeblich sozialer Marktwirtschaft möglich sein. Da geht es in meinen Augen nicht um Neid, sondern um Ethik, Augenmaß, Fingerspitzengefühl und sozialverträgliches Verhalten.


Anmerkung von Strobelix:

Ich bin ja gespannt wie das aussieht, wenn 15.000 Manager aktiv werden, die Herr Thumann angeblich per Brief aufgefordert hat sich zu wehren!
Manager, die sich in einer Gesellschaft, deren Teil sie sind zur Wehr setzen, belegen den Verdacht auf eine Zwei-Klassen-Gesellschaft!
Da wäre das Geld für das Briefporto als Spende für eine soziale Einrichtung auch nicht schlecht angelegt gewesen.

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Kommentare zu diesem Text


 DerHerrSchädel (23.12.07)
Es ist gut zu wissen, das die debatte um sozile gerechtigkeit in diesem Land endlich wieder diskutiert und nicht als Neid-Debatte oder Linkspopulismus verworfen wird. Ein guter Anfang und hoffentlich nicht das Ende.

Gruß

Schädel
Zentoolino (60)
(24.12.07)
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