Ein Tag im Winter

Naturgedicht

von  Erebus

Aus Fernen kommt die Dämmerung heran,
entflicht behutsam Schemen und Gestalt,
entblößt die Reihen, Stamm um Stamm. Der Bann
der Schatten bricht und reglos steht der Wald.

Kein Vogel singt, ein Wintertag beginnt
mit Schweigen, ohne Klage, kalt und klar.
Doch wenn es leise von den Zweigen rinnt,
dann nimmt man ahnend etwas Frühling wahr.

Dann sticht ein Strahl voll Wonne ins Geäst,
der schneidet scharf und tief. Im Unterholz
betastet er, was grade schlief und lässt
die Tropfen blitzen, blendet, hell und stolz.

© V 16.01.08

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Kommentare zu diesem Text


 Isaban (16.01.08)
Lieber Ulrich,

diesmal können mich deine Verse nicht so ganz überzeugen. Nicht etwa, weil es metrisch etwas auszusetzen gäbe, es ist also ein rein subjektives Empfinden, das ich hier äußere.

Ich gehöre zu denen, die ein Gedicht auch und ganz besonders nach seinem Klang bewerten. Bei diesem hier ist mir die Satzmelodie - auch durch die oft etwas abgehackten Sätze und die "Fastbinnenreime", wie z.B. Stamm/Bann, singt/beginnt - zu ruckelig.

Der Binnenreim tief/schief gefällt mir, die Zusammensetzung "blitzen, blendet, hell und stolz" wiederum nicht, weil dieses "blendet" doppelt zerhackt und die Zeile insgesamt unübersichtlich macht.

Im ersten Vers ist es das etwas profane "kommt" (vielleicht "eilt" oder ein ähnliches Verb?), das mir das Dämmerungsbild ein bisschen madig macht. Im 2. Vers stört mich das "entpflicht" ein wenig, das mir unnötig gestelzt erscheint, aber problemlos zum Beispiel durch ein "entflechtet sachte" ersetzt werden könnte.

Insgesamt findet man viele schöne Bilder, leider alle leicht zerstückelt und daher bleibt es für mich insgesamt, trotz des eigentlich stimmigen Inhalts, ein irgendwie disharmonisch wirkender Text.

Liebe Grüße,
Sabine
(Kommentar korrigiert am 16.01.2008)

 Erebus meinte dazu am 17.01.08:
Liebe Sabine,

leider konntest Du meine Befürchtungen nicht zerstreuen.

Ich arbeite an diesem Text beinahe seit einem Jahr und muss gestehen, ich bekomme durch die Gewöhnung an die Verse und die immer wieder aufflammende Nähe zu den Bildern das Gefühl, hier nicht mehr richtig einschätzen zu können
Entgegen Deiner Empfindung ist mir grade S1 besonders nah. Jetzt weiß ich wirklich nicht mehr, was ich machen soll. Am besten Deckel drauf und ggf. später noch mal exhumieren.

Mit Fug und Recht kann ich behaupten, jedes Wort mindestens dreimal gedreht, getauscht, in Frage gestellt habe, so auch das "kommt" (zieht, drängt, dringt etc.), das "entflicht" - oh! das gefiel mir besonders, das ist so schön zwielichten, obwohl ich etwas unsicher war, ob die Konjugation richtig sei.

Der letzte Vers behagt mir aber ebenso wenig wie Dir. Da konntest Du meine Abneigung festigen. Allerdings kam ich noch nicht auf Besseres.

Ich fürchte, ich muss diesen irgendwie disharmonisch wirkender Text vorerst mal so stehen lassen. Er kommt aber -garantiert- noch mal zur Bearbeitung.
Vermutlich habe ich die Verse zer-ver-dichtet.

Ganz herzlichen Dank für Deine Beschäftigung mit dem Text, Deinen Kommentar und Deine Hinweise!

Liebe Grüße
Ulrich
NachtSchwärmer (57)
(17.01.08)
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 Erebus antwortete darauf am 17.01.08:
Hallo NachtSchwärmer -
ja, den sehe ich auch, genau so.
Sternchen sehe ich nur selten, vielleicht wenn der Kreislauf nicht so richtig will. Aber das wäre ein anderes Gedicht.

Ich danke Dir herzlich für den Kommentar, für die Empfehlung und jene anderen Ortes!

LG
Ulrich
NachtSchwärmer (57) schrieb daraufhin am 18.01.08:
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 Erebus äußerte darauf am 22.01.08:
Hallo Ute
tja, stolz - nicht für das Tauen, sondern für den Triumph des glitzernden Sonnenstrahls über Nacht und Eis und: für den Reim
Liebe Grüße Ulrich
NachtSchwärmer (57) ergänzte dazu am 24.01.08:
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