Bald zu dritt

Kurzprosa zum Thema Familie

von  NormanM.

Während sie das Essen zubereitete, überlegte sie, ob sie es ihm sagen sollte oder nicht. Natürlich musste sie es ihm sagen, aber sie wusste nicht, wann der beste Zeitpunkt dazu wäre.
Heute hatte sie erfahren, dass sie schwanger war. Wie würde er darauf reagieren? Wollte er überhaupt Kinder? Sie hatten noch nie darüber gesprochen. Vermutlich wollte er noch keine Kinder, er hatte erst vor einem halben Jahr sein Studium abgeschlossen und hatte nun begonnen, Karriere zu machen. Wie sollte sie ihm nun beibringen, dass sie bald zu dritt sein würden?
Da war er auch schon. Vor lauter Grübelei war sie mit dem Essen noch gar nicht fertig, sonst stand es immer pünktlich auf dem Tisch, wenn er am frühen Abend nach Hause kam.
„Wie war dein Tag?“, fragte sie ihm, nachdem er ihr einen Begrüßungskuss gegeben hatte.
„Ziemlich stressig“, antwortete er. „Hab ich einen Hunger. Ist das Essen schon fertig?“
„Nein, noch nicht ganz, aber es dauert nicht mehr lange“, antwortete sie.
Er nickte und ging ins Wohnzimmer, während sie das Essen weiter zubereitete. Doch sie war mit den Gedanken nicht bei der Sache, sondern musste immer noch dran denken, wie sie es ihm sagen sollte.
„Ich muss dir unbedingt etwas sagen“, sprach sie laut, damit er sie vom Wohnzimmer aus hören konnte. Sie traute sich nicht, ihm dabei ins Gesicht zu sehen. „Wir werden bald zu dritt sein.“ Nun war es raus. Keine Reaktion von ihm. „Ja, ich hab es heute erfahren, ich bin schwanger.“ Immer noch keine Reaktion von ihm. Er war wahrscheinlich sprachlos. Doch sie hatte es ihm endlich gesagt. Nun gab es kein Zurück mehr.
„Ich weiß, wir hatten noch nicht über Kinder gesprochen, und es kommt jetzt sehr unerwartet. Aber ich freu mich trotzdem riesig. Ich hoffe, du kannst dich auch freuen. Wir werden eine glückliche Familie.“ Sie wartete einen Augenblick. Sie hatte eigentlich gehofft, dass er, während sie die Worte sprach, aus dem Wohnzimmer zu ihr in die Küche kommen würde, sich ebenfalls freuen würde, sie in den Arm nehmen würde, doch es passierte nicht. Nicht die kleinste Reaktion erfolgte. Das beunruhigte sie. „Bist du jetzt geschockt?“, fragte sie. Immer noch keine Antwort. Nun hielt sie es nicht mehr aus und ging ins Wohnzimmer und erwartete, ihn dort kreidebleich vorzufinden. Doch er saß im Sessel und hörte Musik über Kopfhörer, während er den Kopf zur Musik bewegte. In dem Moment sah er auch sie und nahm sofort den Kopfhörer ab.
„Ist das Essen fertig?“, fragte er eifrig.

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Kommentare zu diesem Text

chichi† (80)
(13.04.08)
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 NormanM. meinte dazu am 16.04.08:
Das problem haben leider viele frauen, da es sich viele männer leicht machen und einfach abhauen.

Lg Norman
JowennaHolunder (59)
(14.04.08)
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 NormanM. antwortete darauf am 16.04.08:
Vor allem diese ängste kommen garantiert nicht selten vor. Höchstens das bild am ende.

Lg Norman

 Omnahmashivaya (17.04.08)
Diese KUrzprosa gefällt mir gut. LG Sabine

 NormanM. schrieb daraufhin am 18.04.08:
Hallo,

vielen dank.

Lg Norman
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