Wieder mal ein Vertreter, dachte Herbert Alpstätter, als er nach dem Öffnen der Tür den Mann vor sich stehen sah, der gerade geklingelt hatte.
„Guten Tag, Herr Alpstätter?“, sprach der große schwarzhaarige Mann vor ihm.
„Ja, aber ich…“ Kaufe nichts, wollte Herr Alpstätter den Satz beenden, wurde aber sofort unterbrochen.
„Sehr gut, mein Name ist Bernard Wagner. Ich komme von der staatlich beauftragten Konsumkontrolle.“
„Von was für einer Kontrolle?“, fragte Alpstätter irritiert.
„Nun ja, wir haben die Meldung erhalten, dass ihr Hausarzt, Herr Doktor Weiß, gestern einen grippalen Infekt bei Ihnen festgestellt hat. Ist das richtig?“
„Wie? ...Wieso wissen Sie das, was wollen Sie von mir?“
„Alle Ärzte müssen uns nun seit dem neuen Medikamentverordnungsgesetz mitteilen, wenn einer Ihrer Patienten erkrankt ist und welche Medikamente er ihm verordnet hat. Und wir sind nun hier, um zu prüfen, ob Sie die Ihnen verschriebenen Medikamente ordnungsgemäß einnehmen.“
„Also, das wird mir jetzt zu blöd. Das kann Ihnen doch egal sein. Lassen Sie mich in Frieden.“
Herr Alpstätter wollte seinem Besuch gerade die Tür vor der Nase zu machen, aber da setzte Wagner den Fuß dazwischen.
„Was soll das, sind Sie verrückt geworden? Verschwinden Sie oder ich zeige Sie wegen Hausfriedensbruch an.“
„Herr Alpstätter seien Sie vernünftig. Sie sind zur Kooperation verpflichtet, wenn Sie uns keinen Zutritt gewähren, sehen wir uns gezwungen, die Polizei einzuschalten. Hier lesen Sie.“
Nur widerwillig las Herr Alpstätter das Dokument. Tatsächlich stand genau das dort drin, was dieser Herr ihm erklärt hatte und dazu wurde auf die entsprechenden Paragraphen verwiesen. Er hatte zwar keine Möglichkeit zu prüfen, ob es diese Paragraphen tatsächlich gab, aber er wollte nicht auch noch die Polizei in seiner Wohnung stehen haben. Was sollten die Nachbarn denken? So entschied er, dass es das Beste wäre, die Sache schnell hinter sich bringen, um den ungebetenen Gast hoffentlich schnell wieder los zu werden und lies ihn eintreten.
„Vielen Dank“, sprach Wagner, während er eintrat. „Bitte zeigen Sie mir die Medikamente, die Ihnen Ihr Arzt verschrieben hat. Es müsste sich laut meinen Informationen um…“ Er nannte die Arzneien.
„Tut mir leid, aber das ist nicht möglich. Ich habe sie nicht besorgt.“
„Sie haben die Medikamente nicht besorgt, obwohl Sie schon gestern mit der Einnahme beginnen sollten? Sie verzögern somit Ihre Genesung und gefährden Ihre Mitmenschen durch eine potentielle Übertragung Ihrer Viren. Damit haben Sie eine Ordnungswidrigkeit begonnen, die eine Geldstrafe mit sich zieht.“
„Wie bitte? Ich soll dafür eine Strafe zahlen?“
„Da Sie vorher noch nicht aufgefallen waren, kann ich Ihnen anbieten, es bei einer Verwarnung zu belassen. Die Voraussetzung dafür ist jedoch, dass Sie das Medikament gleich beschaffen und unter meiner Aufsicht einnehmen. Die Höhe des Verwarnungsgeldes beträgt in dem Fall 50 EUR.“
„50 Euro? Wollen Sie mich zum Narren machen? Das können Sie vergessen, ich werde gar nichts bezahlen und ich werde diese verdammten Medikamente nicht besorgen. Ich weigere mich, diese Chemie zu mir zu nehmen.“
„Also gut, Sie wollten es nicht anders. Dann bleibt mir nichts anderes übrig, als dies an die entsprechende Zuständigkeit weiter zu leiten, die über das Strafmaß entscheiden wird. Da Sie nicht einsichtig sind, muss ich Ihr sonstiges Konsumverhalten überprüfen. … Was haben wir denn hier? Ah, grünen Tee. Wissen Sie, dass grüner Tee Pestizide enthält, die ins Gehirn gehen und somit das Risiko steigern, an Alzheimer oder Parkinson zu erkranken? Dieses Produkt wird hiermit beschlagnahmt!“
„Was fällt Ihnen ein? Sie können doch nicht einfach mein Eigentum mitnehmen. Ich habe dafür bezahlt.“
„Doch, ich kann. Sie verweigern von der Pharmaindustrie ordnungsgemäß hergestellte Produkte und nehmen stattdessen noch schädliche Nahrung auf.“
„Herr Wagner, sehen Sie doch auf die Packung. Es ist Biotee. Er kann also keine Pestizide enthalten und somit nicht schädlich sein.“
„Hah, Bio, dass ich nicht lache. Gerade das ist doch der größte Schwindel überhaupt. Führen Sie etwa noch weitere Produkte dieser Herkunft?“
„Ich kaufe fast nur Bioware ein. Obst, Gemüse, Milch, Eier, wenn ich mal welche esse.“
„Ebenfalls beschlagnahmt. Herr Alpstätter, ich bin einfach nur schockiert. Sie weichen von allen Regelungen ab. Sie werden ab jetzt regelmäßigen und strengen Kontrollen ausgesetzt sein.“
Herr Alpstätter konnte das alles nicht glauben, was er hörte und fühlte sich inzwischen zu machtlos und schwach, um sich noch irgendwie zu verteidigen. Das konnte alles nur ein Alptraum sein, aus dem er einfach nur erwachen wollte.
„Wie sieht es mit Fleisch aus?“, fragte Wagner, nachdem er den Tee und Obst sowie Gemüse zur Beschlagnahme in entsprechende Beutel verpackt hatte.
„Ich esse kein Fleisch, ich ernähre mich vegetarisch“, gab Alpstätter müde zurück.
„Bitte was?? Sie essen kein Fleisch? Sie gefährden Ihre Gesundheit, wenn sie auf tierische Produkte verzichten. Ich bin dazu verpflichtet, Ihnen hiermit aufzutragen, dass Sie ab jetzt jeden Tag Fleisch zu sich nehmen. Auch dies wird kontrolliert.“
„Ich werde kein Fleisch essen. Da können Sie mir drohen, so viel wie Sie wollen.“
„Sie weigern Sich also, meinen Anweisungen Folge zu leisten?“
„Ja, das tue ich.“
„Dann bleibt mir nur die Möglichkeit der Inhaftierung“, sprach Wagner leise und wählte eine Nummer.
Mit Händen und Füßen hatte er sich gewährt, als er von den Männern abgeführt wurde, jedoch vergeblich, diese Männer waren in der Überzahl gewesen.
Nun saß er angeschnallt auf einem Stuhl, während eine Frau ihn mit Fleisch zu füttern versuchte. Er kämpfte weiter dagegen an und weigerte sich, den Mund zu öffnen. Diese Frau war ein echter Drache, zwar nicht mehr die Jüngste, trotzdem hatte sie eine ungeheuerliche Kraft und verpasste ihm zum wiederholten Male eine heftige Ohrfeige.
„Du wirst essen“, sprach sie drohend auf ihn ein.
Schließlich öffnete er den Mund und ließ zu, dass sie ihm den Löffel dort einführte.
"Na also, geht doch. So und jetzt noch schön brav schlucken", meinte der Drache zu ihm.
Aber anstatt das Stück Fleisch zu schlucken, spuckte er es sofort wieder aus, direkt in ihr Gesicht.
"DU BASTARD! DU MIESER BASTARD! NA WARTE."
Sie rannte aus dem Raum, kam kurze Zeit später mit einem Mann zurück, der eine Spritze in den Händen hielt und diese ihm gewaltsam ins Bein rammte.
Alles um ihn herum verschwamm plötzlich.