Augen des Teufels

Kurzgeschichte zum Thema Missbrauch

von  MrDurden

Wie spät mag es wohl sein? Wie lange sitze ich nun schon auf meiner alten Matratze und starre auf das schmutzige Waschbecken in der dunklen Zimmerecke vor mir? Schon vor Jahrzehnten haben sich meine Augen an diese Dunkelheit gewöhnt... Dunkelheit. Keine Fenster, keine Luft zum atmen... nur der modrige Geruch von verbrauchtem Sauerstoff. Vollkommen entkräftet versuche ich aufzustehen, schleppe mich unter Schmerzen zu meinem warmen muffigen Kühlschrank. Gähnende Leere, seit Tagen... ich hab solchen Hunger. Betäubt vom knurren meines Magens nehmen meine Ohren nichts mehr von meiner Umwelt wahr. Umgeben von kalten, schallisolierten Wänden setze ich mich wieder auf meine Matratze, starre auf mein Waschbecken. Schon vor Jahren habe ich aufgehört mich zu fragen, warum er mir das antut... warum gerade mir. Manchmal höre ich Stimmen, sie sind böse... reden über mich... flüstern und tuscheln. Geht weg! Geht raus aus meinem Kopf! Was habe ich euch getan? Warum lasst ihr mich nicht in Ruhe? Zitternd ziehe ich mir meine Bettdecke über den Kopft, doch sie sind immer noch hier... umgeben mich, spazieren in meinem Kopf umher. Kalte Tränen rinnen über meine Wangen. Warum hört mich niemand, warum vermisst mich niemand? Meine aufgequollenen Augen brennen wie Benzin, geblendet von dieser unaufhörlichen Dunkelheit. Sie haben mich vergessen... alle haben sie mich vergessen. Ich verstehe selbst nicht, wie ich so lange hier drin überleben konnte... ist mir auch egal, ich lebe. Doch wie lange noch? Jeder Tag hier unten könnte mein letzter sein... weil er es so will. Die Stimmen in meinem Kopf werden immer lauter. Sie drohen mir... dass sie mich töten werden, wenn ich versuchen sollte hier raus zu kommen. Oft sehe ich Dinge, Dinge die nicht da sind... Dinge die nicht passieren. Wann habe ich verlernt zwischen Alptraum und Realität zu unterscheiden? Wann habe ich entgültig meinen Verstand verloren? Tag und Nacht gleichen sich an diesem Ort. Wann habe ich zuletzt die Sonne gesehen... oder die Sterne. Wann habe ich den Geruch der Blütenfelder im Frühling vergessen? Ein ruckartiges quietschendes Geräusch reißt mich wie eine Explosion aus meinen Gedanken. Ich schrecke auf und presse mich mit aller Kraft an die Wand. "Wer ist da?", frage ich mit zitternder Stimme. "Ich bins, dein Vater.", antwortet eine dumpfe strenge Stimme. Ich weiß nicht ob die Gestalt real ist oder nicht... sie kommt langsam auf mich zu und tritt in das schwach flackernde Licht der Glühbirne an der Decke. Tränen laufen über mein Gesicht, er ist real... zwei kleine halb geschlossene, grünlich graue Augen funkeln mir aus der Dunkelheit entgegen. Sein dunkler Schatten legt sich auf meinen Körper... ich schreie, weine mir die Seele aus dem Leib. Sein Blick brennt sich in meinen Schädel, in meinen Geist. Unter unvorstellbaren Schmerzen und Angst verschmelze ich mit den Augen des Teufels. Seine Bosheit tötet meinen Verstand, langsam füllt sich mein Herz mit Hass und Schwärze. Alles beginnt langsam zu sterben... nur meinen Körper lässt er am Leben. Ich falle, immer tiefer und es kommt mir vor wie eine Ewigkeit. Dann plötzlich höre ich wieder dieses quietschen... und das Einrasten von Sensoren und Schlössern. Er ist wieder weg... Stille. Jede Faser meines Körpers brennt. Langsam setze ich mich auf, Dunkelheit. Ich weiß nicht wie lange ich schon auf meiner alten Matratze sitze, starrend auf das schmutzige Waschbecken in der dunklen Zimmerecke vor mir. Keine Fenster, keine Luft zum atmen... nur der modrige Geruch von verbrauchtem Sauerstoff. Und langsam wird mir klar... dies ist meine Realität.


Anmerkung von MrDurden:

Gewidmet und geschrieben für einen Menschen der ein 24 Jahre langes unvorstellbares Marthyrium durchleiden musste. Richter und Anwälte dieser Welt, erforscht eure Seele und euer Herz, dann entscheidet, wie man über den Teufel richtet.

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Kommentare zu diesem Text

strangelittlegirl (25)
(13.05.08)
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 MrDurden meinte dazu am 13.05.08:
Vielen Dank für deinen Kommentar! Ja diese Person gibt es, die Tochter des Inzesttäters von Amstätten. Der Fall hat mich so schockiert, dass ich seitdem einen Text darüber schreiben wollte. Mir ist bewusst, dass ich nicht ausdrücken kann, was diese Frau durchgemacht hat, trotzdem wollte ich mich so gut wie möglich in ihre Lage versetzen. Ich finde es unvorstellbar und unverantwortlich diesem Teufel einen Anwalt zu stellen. Manchmal sollte man Gleiches mit Gleichem vergelten. Nochmals Danke für dein Lob! Einen schönen Abend wünsch ich dir noch! Gruß, David!

 Sylvia (25.05.08)
Sehr gut geschrieben...mehr kann ich nicht schreiben, jeden beschäftigt es, unglaublich in der Realität....VG Sylvia

 MrDurden antwortete darauf am 25.05.08:
Vielen Dank für deinen Kommentar! Ja, man kann es nicht in Worte fassen. Wünsch dir noch einen schönen Sonntagabend! Grüße, David!
Strawberrydream (15)
(21.06.08)
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 MrDurden schrieb daraufhin am 22.06.08:
Danke vielmals für die Favorisierung und deinen Kommentar! Du hast Recht, es ist unvorstellbar. Gott sei Dank hat sie das nun hinter sich. Wünsch dir noch einen schönen Sonntag! Grüße, David!
Schurkenherz (33)
(27.06.08)
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 MrDurden äußerte darauf am 27.06.08:
Das was du gesagt hast ehrt mich sehr. Dank dir vielmals für Kommentar und Empfehlung, das bedeutet mir viel. Man kann es einfach nicht in Worte fassen... Liebe Grüße und noch ein schönes Wochenende wünscht David!
Elsa (25)
(27.07.08)
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 MrDurden ergänzte dazu am 27.07.08:
Dank dir sehr für deinen Kommentar! Wenn ein Leser sprachlos ist ehrt mich das sehr. Liebe Abendgrüße und eine schöne Woche wünscht David!
lego (31)
(03.01.09)
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 MrDurden meinte dazu am 03.01.09:
Dankeschön Freut mich ungemein, dein Kommentar. Wünsche noch nen schönen Tag, lieben Gruß, David!
KeinB (29)
(06.01.09)
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 MrDurden meinte dazu am 06.01.09:
Hey KeinB, ja hast Recht, die meisten sind am Stück geschrieben. Weiß auch nicht so recht was mir an diesen Punkten gefällt... Solange es nur am formalen fehlt bin ich vollauf zufrieden! Dank dir für deinen Kommentar! Lieben Gruß, David!
Büchathrie (31)
(17.01.09)
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 MrDurden meinte dazu am 17.01.09:
Dank dir für deinen Kommentar! Freut mich, wenn meine Texte berühren, auch wenns negativ ist. Lieben Gruß, David.
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