Zorn

Gedicht

von  Erebus

.

Grelles Gefunkel auf glitzerndem Firn,
küss mir den brandigen Hauch auf die Stirn!
Treib mich nach vorne, nach vorn nur, nach vorn,
spalte, mein Beil und ergelle, mein Horn!

Hemmt ein Gedanke den rasenden Lauf?
Ho, wie ich stampfe und trete darauf!
Sengen soll alles mit glühendem Schweif -
Trümmer und Rauch sei, was immer ich greif!

Kollateral oder alles, total,
ist mir doch sowas von völlig egal.
Was widerstand, liegt zerkrümelt zu Sand -
nichts ist so wichtig wie siegreiche Hand.

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Kommentare zu diesem Text

Caty (71)
(24.05.08)
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 Erebus meinte dazu am 27.05.08:
Hallo Caty,

ich habe mir jetzt reichlich Zeit gelassen, dem Unterschied zwischen Wut und Zorn nach zu spüren - verzeih die späte Antwort - und komme selbst zu einem anderen Ergebnis.
Denn selbstverständlich wählte ich den Titel nicht ohne Überlegung. Nur ist es eben so, das mir der Zorn als die mächtigere Empfindung erscheint.
Und zwar nicht der kalte Zorn, sondern der jähe. Die Wut hingegen kann ich mir viel verhaltener, zurückgedrängter und verborgener vorstellen.
Das ist wohl der Sprachgeschmack, und den werde ich nicht los, ich habe das drei Tage lang hin- und her erwogen.

Jähzorn, blindwütiger Zorn, blinde Wut, maßloser Zorn ...? ich komme nicht von meiner Prägung los. Vorsichtshalber las ich beides bei Wikipedia nach, und finde auch dort keine eindeutige Entscheidung.
Was ich beschreibe ist ein LI, dass sich im Zustande des Zornes noch sehr wohl bewusst ist, welchen Kräften es sich überlässt.
Ah herrje, nee. Ich weiß nicht - gib mir Zeit, vielleicht lasse ich mich bekehren

Herzlichen Dank und Liebe Grüße
Uli
(Antwort korrigiert am 28.05.2008)

 Traumreisende (24.05.08)
:-) das ist eines meiner lieblingsgelesenen von dir, da habe ich selbst beim lesen gespürt, wie die pferde mit einem durchgehen.
ein echt tempramentvoller rhythmus, leider bleibt stehen, was zorn ist und meist ist das der dorn, den man in sich selbst und mit sich selbst austragen muss.
lg silvi

 Erebus antwortete darauf am 27.05.08:
Liebe Silvi,

ja, ich weiss dass du es magst. ich meine auch, man hört es dir an.
Trotz der Konsequenzen, trotz besseren Wissens, lässt man es bisweilen zu dass die Pferde mit einem durchgehen. Schön gesagt und es freut mich, das du Temperament zu schätzen weißt!

ganz lieber Gruß
Uli

 Isaban (24.05.08)
Ich mag den rasanten Rhythmus, dieses bühnenwirksame dramatische Hochpeitschen des Lesetempos durch Wortwahl, Paar- und Stabreim. Der Sprachgebrauch scheint altertümlich, was mir hier aber, trotz der (für meinen eigenen Geschmack etwas zu) häufig auftretenden, klassisch wirkenden Inversionen sehr passend erscheint und herrliche Bilder von archaisch wilder, barbarischer Wut und Kampfeslust heraufbeschwört, ein bissl Conan, der Barbar blitzen lässt. Die dritte Strophe fällt dann in den ersten beiden Versen aus diesen Bildern heraus, hier findet man zeitgenössisch umgangssprachlichen Jargon, Fremdworte wie "kollateral" und Jugendsprache wie "total" und "sowas von völlig egal", die nach den bildgewaltigen Vokabeln der anderen Zeilen fast kläglich,kindlich hilflos, trotzig und bockig wirken, wie ein Bub, der noch mal demonstrativ tüchtig mit dem Fuß aufstampft, um seinen Unmut loszuwerden und seinen Willen um jeden Preis durchzusetzen. Die letzten beiden Verse hingegen zeigen, was solch ein kindlicher, unüberlegter, glühender, zerstörerischer Zorn anrichten kann, wenn ihm denn Raum - und nachgegeben wird.

Liebe Grüße,
Sabine

 Erebus schrieb daraufhin am 27.05.08:
Hallo Sabine

ja, nach diesen Kommentaren schätze ich, das Tempo reizt dazu, dem Gefühl nachzugeben, sich mitreissen zu lassen. Und ist das nicht so wie bei einem richtigen Zornesausbruch?
Komischerweise ließ sich für mich grade in den archaischen Bildern - eigentlich habe ich nur zwei (oder?: Axt und Horn), in althergebrachter Sprache, sengen, gellen etc. das ganze gut ausdrücken. Es ist ja auch kein modernes Gefühl
Ich habe jetzt noch einmal nachgeforscht, nach Inversion, kann dass aber im Text nicht richtig klarmachen. Vielleicht bin ich schon so sprachverbogen, dass ich gar nicht mehr mitbekomme, wenn ich beuge?
Mit der Umgangssprachlichkeit in S3 bin ich selbst nie richtig warm geworden. Auf der einen Seite läuft der Text wie geschmiert, kommt hier auch mehr in die Gegenwart, andererseits ist das ein Stück trocken Fabrikbrot, für den Feinschmecker.
Vielleicht bekomme ich noch einmal den Kick und baue es um.

Ich bedanke mich herzlich für deinen Kommentar

Liebe Grüße
Uli
Mitternachtslöwe (27)
(25.05.08)
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 Erebus äußerte darauf am 27.05.08:
Hallo Frank,

ja, das muss ich einsehen, auch wenn ich es bereits vorher wusste. Ich dachte an der Stelle immer - ähnlich wie Sabine an anderer - an Schwarzenegger, collateral Damage war es bei mir. Nur wegen des Wortes, vermute ich.
Na ja, jetzt denke ich dran, spiel mit dem Gedanken, aber vermutlich lasse ich es. Nicht aus Uneinsichtigkeit, sondern aus Faulheit, und weil mich derzeit anderes interessiert.

Ich danke dir und grüße fein
Uli
Angelika Dirksen (62)
(26.05.08)
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 Erebus ergänzte dazu am 27.05.08:
Hallo Angelika,

auch für dich ist die Wut stärker als der Zorn ... ich bin verunsichert. Was gut ist, denn ich erweiche gerne alte Wertvorstellungen

ja, ja, das Finanzamt, bis Ende der Woche ist ja noch Galgenfrist für die einfachen Einkommensempfänger.
Das liegt mir schon schwer auf der Seele. Ich hatte allerdings erst einmal eine Nachzahlung zu leisten, und angeregt durch deine Assoziation würde ich das Gedicht wohl eher dem TÜV widmen.

Ganz herzlichen Dank für deinen Kommentar .. und natürlich für dein Lob. Danke.
Und liebe Grüße
Uli
Angelika Dirksen (62) meinte dazu am 28.05.08:
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