Kugelfischbrief

Text zum Thema Zärtlichkeit

von  Iv0ry

Mensch in der Ferne,

nun ist es an der Zeit auch Dir zu schreiben. Unsere Verabredung am 21.1. habe ich nicht vergessen, doch es fällt mir schwer so lange zu warten.
Du bist unberührbar, und doch rührst Du mich, rührst an mir.

Du schreibst von Fremdheit und hinter jedem Deiner Worte sehe ich eine Waffe, und in Zeiten deines Schweigens stricke ich das Band zwischen uns länger und länger, bis es sich zu einem Netz verwirkt, in das ich Kirschkerne pflanze und den Bäumchen beim Wachsen zuschauen kann.

Du schreibst wir seien uns fremd. Wie fremd, wie unbekannt kann Dir ein Mensch sein, der Dir die Hälfte seines Herzes auf einem Worttablett überreicht?

Zum Kirschpflücken ist die Zeit noch nicht reif, sind wir noch nicht bereit. Ich übertünche die Zeit mir Erdbeeren und Whiskey, der angeblich nach Zimt riecht und schmeckt.

Gestern habe ich einen Kugelfisch getroffen und seziert, wie ich das mit allen Dingen tue, die mir begegnen. Sein Gift habe ich ebensowenig gefunden wie Deine Angst. Am Ende hat er mir sein Herz geschenkt, ich trage es mit einem Haifischzahn gespickt um meinen Hals. Es schlägt leise, wie ein stetiger Puls knapp über meinem Eigenen, das stockt und schweigt, das wartet und hofft.

Ich habe aufgehört Ausreden zu suchen - mir die Rippenbögen aufgerissen - [ich habe nie behauptet, dass mein Herz rein ist] - mehr kann ich Dir nicht zeigen.

Pflück die Kirschen, wenn sie rein sind und schmier mir ihr Blut auf die Haut. Nackter kann ich nicht werden.

In Gedanken. Kein Kuss.
Du könntest Dich erschrecken.

Deine Berührungslose


Anmerkung von Iv0ry:

Für jemand besonderes...

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