Es klingelt. Ich melde mich mit Firmenname und meinem eigenen. Stille. Ich warte. Meine Augenbrauen bewegen sich instinktiv nach oben. Noch ein wiederholter, fast mechanischer Meldevorgang meinerseits - diesmal jedoch etwas betonter. Stille. Genau die Gleiche wie vorher. Ich schaue auf das Display und verziehe die Mundwinkel. Amtsverbindung. Plötzlich klingelt es im Telefonhörer. Es ist dieses typische Geräusch, als würde ich jemanden anrufen. Es klingelt ein zweites Mal. Ich lege auf.
Fünf Minuten später sitze ich bei meinem Chef im Büro und erhalte ein freundliches Privatseminar über Verhalten am Telefon. Erste Fragen schießen durch meinen Kopf. Keine Antwort. Ich verlasse mit einem etwas gezwungenen Lächeln sein Domizil und verdrücke mich an meinen eigenen Schreibtisch.
Es klingelt. Ich warte. Es klingelt wieder. Amtsverbindung. Etwas zurückhaltend nehme ich den Hörer ab. Meiner Stimme ist anzumerken, dass ich nicht sicher bin, ob sich jemand melden wird. Es ist meine Exfrau. Sie reicht den Hörer an meine zweijährige Tochter weiter. Meine Augen strahlen und meine Mundwinkel suchen den Kontakt zu meinen Ohrläppchen. Einige Sekunden später singen wir beide "Alle meine Entchen". Ich betont langsam und sie betont undeutlich. Egal. Papa ist fast im siebten Himmel.
Die Tür zu meinem Büro geht auf. Der Abstand zwischen Ohren und Mund beträgt einen Augenblick später geschätzte 2 Milliarden Lichtjahre. Mein etwas orientierungsloser Blick und der meines Chefs treffen sich etwa in der Mitte meines Büros. Sein Gesichtsausdruck schwankt zwischen Vesuv und Ätna. Die Tür schließt sich geräuschvoll. Wir singen weiter.
Ich warte auf den zweiten Teil des Seminars und hoffe auf neue Erkenntnisse.