Unterm Sommer

Kurzgeschichte zum Thema Erotik

von  RainerMScholz

Die Zeit tropft aus den Löchern, und mir wird so schummrig und weich in den Knien. Durch die Straßen laufe ich, durch die Parks und durch das hell schimmernde Grün. Die Sonne scheint. Es ist heiß. Und ich schwitze. Vom Laufen. Und von der Hitze. Perltropfen rinnen von meiner Stirn, von meiner Brust, die winzigen Rinnsale kitzeln meine Achselhöhlen, die Seiten meines Torso bis zu den Lenden hinab. Bis zu den Lenden. Ich schwitze im Schritt, zwischen den Beinen. Meine Schenkel fühlen sich klebrig an, die Härchen sind klebrig, wie von dem Hauch eines Films bedeckt, und die Härchen an meinen Hoden sind klebrig und stechen und pieksen und die Haut zieht sich zusammen, wird steif und hart, alles wird steif und hart und reibt sich am Hosenstoff, am Reißverschluss, am Innenfutter. Während heiß die 2000 Sonnen strahlen, und überall sind Fleisch und Haut und Schenkel und Brüste und Lippen. Diese Brüste, diese weiße Haut, die sich über das Fleisch spannt, diese rote Haut und diese schwarze, rosa Haut und gelb gebräunte, diese bleiche jungfräulich scheinende und diese schon getragene Haut, diese wissende, etwas hängende, viel und alles versprechende Haut über diesem hungrigen dürstenden Fleisch; und die erahnten Knospen unter dünnem Stoff nur kaum bedeckt, oder so verhüllt, dass sie wahrhaft ent- statt verhüllt scheinen, unverhohlen zu erahnen, beinah zu tasten, zu fühlen, schmecken, leicht mit den Zahnrändern vorsichtig zu stimulieren, dass sie wachsen, sich erhöhen (und mich), gierig vergrößern, spitz und steif werden und gut zu züngeln und mit den Lippen zu umschließen, in die eigene heiße Mundhöhle wachsen, und schmecken nach Eisen und Kupfer ganz warm und arabesk, ein wenig salzig, tauig, und hornig die spitzeste Spitze, beinahe wie kurz vor der Ejakulation der reinsten Lust. Die Hände schließen sich ganz zart um das weiche Fleisch, erfühlen die warme Haut, die Wölbung der Anatomie des Busens, der Büste, der Brust, die ganz feinen Härchen, die sich nahezu unsichtbar an die Haut anschmiegen, die Haut, die sich dehnt und streckt, größer wird mit jeder Reaktion des Fleisches, sich wölbt, expropriiert, dem fremden Fleisch erwartungsvoll entgegenfiebert wie aus eigenem und unbekanntem Willen.
Ich schließe die Augen. Dann öffne ich sie wieder. Immer noch scheint die Sonne. Das Fleisch bebt und zittert immer noch. Halb erblindet vom Starren in das Hell verlasse ich die Bank im Park. Ich muss gehen, meine Beine bewegen, meinen Körper. Er schmerzt. Ich weiß nicht wovon, doch ich muss weg.
Aus den Augenwinkeln sehe ich diese Beine und Schenkel und Pobacken, Haut, Fleisch und Ahnungen körperlicher Liebe. Darüber habe ich noch gar nicht gesprochen. Und auch nicht über diesen Duft. Ich muss weg.


© Rainer M. Scholz

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Kommentare zu diesem Text

The_black_Death (31)
(04.08.08)
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 RainerMScholz meinte dazu am 04.08.08:
Tach, Schwarzer Tod. Schön, wieder zu hören. Zum Text: wenn ich die Adjektive streiche, kann ich den Text wegschmeißen.
Grüße,
R.
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