18. Strophe

Text

von  ManMan

18
.Wenn ihr es mir nicht glaubt, verehrte Leser
geht es euch wie es mir erging, als ich erfuhr
dass sie fast zwei Millionen Euro
in der Lotterie gewonnen.

Ich seh den Schein, vergleich die Zahlen
seh ihr ungläubiges Gesicht
und seh dann bald nichts mehr
weil wir uns in den Armen liegen
fassungslos vor Glück.

Es braucht noch Tage, die wir wie gelähmt verbringen
und des Besuchs von einem wohlbeleibten, jovialen Mann
der den Gewinn bestätigt
und Vanessa mahnt, nur cool zu bleiben.

Dann endlich glauben wir es
fallen uns aufs Neue in die Arme
küssen uns und drücken uns und
landen irgendwann im großen, weichen Bett.


Natürlich geht sie erstmal shoppen
kauft sich ein zauberhaftes lila Kleid
mit dunkelgelbem Kragen

schminkt ihre Lippen knallig rot
dreht sich vor mir auf hochhackigen Schuhen
geht ein paar Schritte auf und ab.

Wie sie ihr Hinterteil bewegt
wie sie den Kopf nach hinten wirft
wie sie das Kinn vorstreckt
wer könnte da gelassen bleiben?

Doch als ich zu ihr gehe, um sie mir zu nehmen
zitternd vor Lust und vor Erwartung
da schüttelt sie ihr Haupt und löst von ihrer Schulter meinen Arm
und sagt: komm setz dich!

Und ich bin verwirrt und setzte mich mit ihr
am Küchentisch ans Fenster
wo wir auf den Ahorn blicken
und seine Blätter grün und gelb.

Da nimmt sie meine Hände
führt sie an die Lippen
haucht einen zarten Kuss darauf
und sagt: ich will dich heiraten, mein Schatz!

Ich seufze tief und schau ihr in die Augen
und gehe dann zu ihr hinüber
setze mich auf ihren Schoß
und sage: das hat doch noch Zeit!


Anmerkung von ManMan:

Fortsetzung des Märchens

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Kommentare zu diesem Text

Caterina (46)
(16.07.08)
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 ManMan meinte dazu am 16.07.08:
Weißt du, Caterina, es besteht nach meiner Meinung die Gefahr, dass du dieses Stückchen Entertainment, das auch viele satirische Elemente hat, bierernst nimmst. Das ist von mir nicht intendiert. Die Figur Vanessa überzeichne ich ebenso bewusst wie die des Dichters. Aber Beziehungen entwickeln sich bekanntlich, und die Menschen in den Beziehungen auch, und ihre Entwicklung ist beileibe noch nicht beendet. Ich kann auch ruhig schon verraten, dass meine Verserzählung nicht damit endet, dass sie sich für alle Ewigkeit unverbrüchlich in den Armen liegen. Bei beiden ist trotz aller Liebe wohl auch eine Menge Ratlosigkeit zu spüren, die dann immer wieder überdeckt wird, häufig auch durch eine Nähe, die beklommen macht, weil sie überdeutlich instrumentalisiert wird. Reicht das? Lg. Manfred
Caterina (46) antwortete darauf am 16.07.08:
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