Verkehrtwendung

Sonett zum Thema Verzweiflung

von  plotzn

Dann hau doch ab, ich kann auch ohne dich gut leben!
Das hab ich lange Zeit zuvor auch schon getan.
Na los, zerschlag die letzten Scherben Porzellan.
Denk aber nicht, man könnt sie später wieder kleben.

Die Suche nach dem wahren Glück, ist das dein Plan?
An solchen Zielen kann man sich ganz leicht verheben.
Wenn du jetzt gehst, glaub nicht, ich würde dir vergeben.
So etwas gibt es nur im billigen Roman.

Du musst doch spürn, wie abgrundtief du mich verletzt
wenn du von "Abstand" und "es ist wohl besser" schwätzt.
Wie mein Vertrauen unter jedem Satz zerbricht.

Unsre Beziehungskiste hab ich unterschätzt
doch meine Hoffnung, sie zu retten, stirbt zuletzt.
Ich bitte dich, ich fleh dich an, verlass mich nicht!

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Kommentare zu diesem Text


 Didi.Costaire (13.08.08)
Dein erstes "ernsthaftes" Sonett, oder?
Gut gelungen.
lg, didi

 plotzn meinte dazu am 13.08.08:
Stimmt, lieber Didi. Das war nicht zum Lachen gedacht. Mich hat der Widerspruch zwischen 1. und letzter Zeile gereizt.
lg Stefan
Beaver (41)
(13.08.08)
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 plotzn antwortete darauf am 14.08.08:
Dank dir, Manu. Selbst mir kann mal ein Ausrutscher ins ernsthaftere Metier passieren
lg Stefan

 Isaban (13.08.08)
Ein sechshebiges, metrisch korrektes, bis auf die Reimabweichung im letzten Terzett formal klassisches Sonett, emotional, zornig, verzweifelt.

Im Normalfall würde ich bei einer derartigen Elisionsflut empört aufschreien, hier empfinde ich sie trotz des inflationären Einsatzes als gelungenes Stilmittel, zeigt jede abgehackte Silbe, wie sehr das lyrische Du dem lyrischen Ich in jeder Hinsicht fehlt, wie sehr der Verlust in jedem Vers steckt.

Hinter "schwätzt", V10, würde ich ein Komma setzen, keinen Punkt, da der Satz in V11 ja eigentlich weitergeht.

V13 ist der einzige, der mir nicht wirklich behagt. Falls er Selbstironie beinhaltet, so kommt das nicht richtig durch, dafür ist der Rest des Textes zu ernst, falls nicht ist er lächerlich larmoyant und macht das LI in einem unbehaglichen Winkel unglaubwürdig. Falls er kläglich wirken soll: Das tut er, nur eben im falschen Tonfall.

Ansonsten ist dein Text sehr berührend.

Liebe Grüße,
Sabine

 plotzn schrieb daraufhin am 14.08.08:
Danke, Sabine, für Deinen ausführlichen Kommentar. Du hast Recht, ein Komma am Ende von V10 passt besser. Das werde ich gleich mal ändern.

In V13, eigentlich im gesamten letzten Terzett, habe ich versucht, den Übergang von Wut und Beschimpfung zu Verzweiflung und Selbstmitleid hinzubekommen. (Dank Dir weiß ich jetzt auch, was larmoyant bedeutet .

Widersprüchlich sollte es klingen, vielleicht auch Kopfschütteln erzeugen (siehe Titel). Wenn es aber lächerlich oder unglaubwürdig klingt, würde ich es gerne abschwächen. Was hältst du von:

„Willst du dich wirklich so aus meinem Leben stehlen?“

lg Stefan

 Isaban äußerte darauf am 17.08.08:
Hm, das wäre irgendwie noch ein Vorwurf mehr, also das Letzte, was LD sich wünschen dürfte.
Wie wäre es denn mit:

Hätt ich die Wahl, ich würd dich wieder wählen.
Wenn du erst weg bist, wirst du mir unendlich fehlen.
Ich bitte dich, ich fleh dich an, verlass mich nicht!

Liebe Grüße,
Sabine

 plotzn ergänzte dazu am 22.08.08:
Danke für Deinen Vorschlag, Sabine. Aber
"Hätt ich die Wahl, ich würd dich wieder wählen."
ist mir etwas zu zahm. Das klingt fast wie eine Liebeserklärung und passt nicht so recht zwischen Wut und Selbstmitleid.
Die Zeilenumstellung ("Wenn du erst weg bist" als zweitletzte Zeile) gefällt mir dagegen gut. Ich werde noch etwas drüber grübeln, ob mir noch eine andere 1. Zeile im letzten Terzett einfällt.
lg Stefan
chichi† (80)
(15.08.08)
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 plotzn meinte dazu am 15.08.08:
Danke, liebe Gerda. Aber traurig machen wollte ich eigentlich nicht. Ist ja alles nur Fiktion (auch wenn man tiefenpsychologisch sicher ein jahrzehnte altes Erlebnis hineininterpretieren könnte .
lg Stefan
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