Verpulvert

Sonett zum Thema Verantwortung

von  plotzn

Mensch Merkel, merkste nicht, von bösen Märkten
ist keine Spur - sie handeln rational,
vermehren nur mit Zins ihr Kapital.
Gewinn, den Rettungsschirme noch verstärkten.

Längst ist die Pleite nicht mehr zu vermeiden,
der Schuldenberg der Griechen steigt und steigt,
viel schneller als bei uns - das Beispiel zeigt,
wie in korrupten Staaten Bürger leiden.

Die Politik taktiert, will Zeit gewinnen,
derweil Milliarden in Kanäle rinnen.
Der Euro ist doch keine heil’ge Kuh.

Und so verspielt ihr meine Rente binnen
sehr kurzer Zeit, anstatt euch zu besinnen.
Das - und nicht Staatsbankrott - ist ein Tabu!

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Kommentare zu diesem Text


 Peer (29.09.11)
Das haste wieder sehr präzise auf den Punkt gebracht.;-)
LG Peer
P.S. Ich würde in S 4V2 schreiben: "in kurzer Zeit". Bei der jetzigen Formulierung würde das Wort "in" fehlen.;-)
(Kommentar korrigiert am 29.09.2011)

 plotzn meinte dazu am 29.09.11:
Dank Dir, Peer! Das "in" steckt schon im "binnen" (sinngemäß als auch buchstabengetreu aus der Zeile darüber.

lg Stefan
chichi† (80)
(29.09.11)
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 plotzn antwortete darauf am 29.09.11:
Besten Dank, Gerda!
Ich habe gestern zufällig einen Teil der Talkshow mit Anne Will gesehen, in der sehr kontrovers über die Folgen einer Pleite Griechenlands diskutiert wurde. Im Tenor ging es um Zeitgewinn, um die unübersehbaren und vielleicht auch unkontrollierbaren Folgen einer Staatspleite besser vorbereiten und beherrschen zu können. Das könnte ich nachvollziehen, wenn ich Vertrauen darin hätte, dass in der teuer erkauften Zeit, was Wirksames passiert. Dieser Glaube in die handelnden Politiker fehlt mir aber. Die Banken zocken längst wieder wie vor der Bankenkrise 2008, aus der sie ebenfalls mit Abermilliarden an Steuergeldern gerettet wurden...

lg Stefan

 Lluviagata (29.09.11)
Wowwwwww!!! Und das in einem Sonett!

Inhalt und Form einwandfrei! Chapeau! ♥
(Kommentar korrigiert am 29.09.2011)

 plotzn schrieb daraufhin am 29.09.11:
Vielen Dank, Lu. So nett ist das Beschriebene eigentlich nicht, aber ich probiere mich gerade wieder an dieser Gedichtform ...

lg Stefan

 Didi.Costaire (29.09.11)
Hallo Stefan,
der Anfang deines Sonettes erinnert mich an meinen vor etwa zwei Jahren verfassten Sonettkranz-Teil "Wir haben die Krise".
Was sich entwickelte, kam aus dem Tritt,
dass selbst Frau Merkel merkte, dass die Märkte
versagten, sie mit Staates Hilfe stärkte...
habe ich damals geschrieben. Heute wäre das Wort "versagen" verkehrt. Die sogenannten Märkte handeln in der Tat rational und absichtsvoll, bezogen allerdings auf jeweils einzelne Bedürfnisse und nicht auf das Wohl der Allgemeinheit. Daher bin ich im Gegensatz zu dir schon der Meinung, dass hier ein Monster herangezüchtet wurde und außer Kontrolle geraten ist, das eine maßgebliche Rolle bei dem ganzen Desaster spielt.
So oder so - die Kohle droht im Nichts zu verschwinden, und das macht Angst.
Im letzten Vers würde ich wegen der Betonung anstatt "und nicht Staatsbankrott" lieber "nicht der Staatsbankrott" o.ä. formulieren.
Ansonsten gut sonettiert!
Liebe Grüße, Dirk
(Kommentar korrigiert am 29.09.2011)

 plotzn äußerte darauf am 29.09.11:
Servus Dirk, das ist wirklich verblüffend ähnlich und die "Merkel - merkte - Märkte" Alliteration gebührt damit Dir. Ich erinnere mich noch an Deinen Sonettkranz, der mir durchweg gut gefallen hat. Ich selbst versuche mich lieber noch an Solo-Sonetten, vielleicht reicht es später mal zum Kranzflechten...

Natürlich sind die "Märkte" (das sind auch Spareinlagen vom sogenannten "kleinen Mann", die von Banken verwaltet werden), nicht sozial. Wenn es um Wirtschaftlichkeit und Gewinnmaximierung geht, ist kein Platz für Mitgefühl. Aber das ist meiner Meinung nach nicht das Grundübel der jetzigen Situation.
Was wäre, wenn man Griechenland pleite gehen lassen würde? Die "Märkte" würden viel Geld verlieren und wäre bei weiteren Staatsanleihen wesentlich vorsichtiger. Das Geld würde in andere Anlageformen fließen. Er herrscht die (vermutlich berechtigte) Angst ist, dass dann andere Staaten wie Italien, Spanien und Portugal nur noch weniger frisches Geld und zu noch viel höheren Zinsen bekämen und dann in griechische Meeresstrudel geraten könnten. Ein Szenario, das Angst macht, weil dann selbst der größte Rettungsschirm, den Europa aufspannen könnte, zu klein wäre. Aber dieses Risiko löst man auch nicht durch Zeitgewinn (erkauft durch aberwitzig hohe Summen). Ein glaubwürdiges Konzept, wie man aus der Spirale rauskommen will, kann ich jedenfalls nicht erkennen.

lg Stefan
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