Brief an die Herzensfrauen

Text zum Thema Freundschaft

von  Iv0ry

Meine Lieben,

meine Worte verfolgen mich, als ich über die Maisfelder spaziere und euch mit rotgepunkteten Sonnenregenschirmen darin tanzen sehe, in der Erinnerung, auf einen Film gebannt, der selbst in schwarz-weiß nie verblassen kann.

Ich möchte sie aus der Mauer brechen, die das Schweigen um mich errichtet hat und Euch schreiben, wie ich es viel zu selten tue. Hinter dem farblosen Regenbogengrau, dass mich morgens auf dem Balkon erwartet, liegen seit Tagen zwischen der Kaffeetasse - der schönen weißen, die einsam im Schrank neben Euren beiden steht - und der halbleeren Schachtel Zigaretten - es sind immer noch die blauen (Schachteln - ihr wisst schon) - der Stift mit der blassen Tinte, und ein Stapel Papier. Jenes Papier aus alten Landkarten, dass wir auf unsrem letzten Flohmarktbesuch aus der Wühlkiste zogen.

Auch diese Wege sind verblasst. Meine Augen sind hungrig nach fliehenden Wellen, nach tannigen Sukkulenten und nach einem Lächeln von Euch.

Gestern ist mir die Sehnsucht wieder in meinen Träumen erschienen, tagsüber klappe ich sie ein wie das unnütze Blitzlichtäquivalent an meiner Spiegelreflexkamera, doch in Euren Augen sehe ich sie selbst im Morgengrauen.

Unsre Wege geben jenes knirschende Geräusch von sich wie ein platter Reifen, den man zu lange über Kopfsteinpflaster schieben muss, um doch nirgends anzukommen als dort, wo man schon so lange ist.

Ich habe Hunger, nach Rabenfedern und Fremdhaut an meiner. Mir ist schlecht von dem Schweigen, dass sich wie Haargewölle in meiner Kehle zusammenballt, während ich Euch lese.

Wir sind leise geworden, selbst unser Schmerz streichelt zärtlich über die Buchrücken, die wir gebrochen haben, während unser Rückrat sich ein Korsett bastelte.

Die Angst ist zu still.

Und doch ruft die Kraft uns auf eine Reise, von deren Schritten ich Euch wieder schreiben werde.
Immer wieder.

Mit Blut an den Augenwinkeln und Tinte unter den Fingernägeln, die kurzgebissen sind, mit strubbelig geschnittenen Haaren und einer Kälte, die sich zwischen Narben und Knochen verfestigt hat.

Es muss Krankheiten geben, an denen wir unheilbar erkrankt sind.

Leben ist nur eine davon.

Ich verbleibe, untrennbar wie nichts auf dieser Welt.

Die Eure


Anmerkung von Iv0ry:

Für M. und u. - cause you're so damn special to me.

Ein Regenschirm für Eurer Herz.

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Kommentare zu diesem Text

ungesagt (34)
(13.09.08)
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 Iv0ry meinte dazu am 14.09.08:
danke fürs da.sein.für das schweigen.für all den schmerz.
lake26 (46)
(13.09.08)
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 Iv0ry antwortete darauf am 14.09.08:
taschentuch reich:)

Dank. Du weißt doch, man kann immer nur so gut sein wie die Inspiration
Mirjam (27)
(14.09.08)
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 Iv0ry schrieb daraufhin am 14.09.08:
dann atme.für mich. einfach weiter. immer
shadowhunter (28)
(16.11.08)
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