Canis saliens [der springende Hund]

Text

von  ManMan

Mona kam wieder in den Hof zu den beiden anderen Hunden. Nur gut, dass sie wenigstens Emma hat! dachte Oma Lisbeth. Sie stellte sich vor, dass Mona darunter litte, weil ihre Kleinen, die sie wochenlang gesäugt und gepflegt hatte, nun nicht mehr da waren. Elvira bestritt das. So vermenschlichen dürfe man Tiere nicht.
Doch dann begann Mona über den Holzzaun zu springn. Zugegeben, der Jägerzaun war nicht besonders hoch, aber bislang hatte noch kein Hund Anstalten gemacht, den Hof über den Zaun zu verlassen. Gottlob blieb Mona auf dem Grundstück vor dem Haus. Dort fand Oma Lisbeth sie vor, als sie von ihrem Morgenspaziergang zurückkam. Rasch legte sie den Blumenstrauß, den sie gepflückt hatte, auf die Aussentreppe, öffnete das Tor und ließ Mona wieder in den Hof.
Mittags kamen Johanna und Elvira von der Schule. Als sie hörten, was geschehen war, gab es sogleich eine heftige  Diskussion. „Sie will nicht im Hof bleiben,“ sagte Johanna. „Wir müssen sie ins Haus holen.“
„Warum soll sie nicht bei den anderen im Hof bleiben? Sie ist verwöhnt, weil sie so lang im Haus war, das ist alles.“
Nach dem Essen ging sie in die alte Waschküche, holte ein Brett und Werkzeug und schraubte das Brett an den Zaun.
Als Oma Lisbeth am nächsten Morgen vom Spaziergang zurückkam, stand Mona wiederum hechelnd außen vor dem Tor.
„Dann müssen wir den Zaun eben noch höher machen!“ sagte Elvira entschlossen.
„Mama!“ sagte Johanna entsetzt. „Du kannst doch nicht den Zaun so veschandeln!“
Aber Elvira ließ sich nicht davon abbringen.
Am nächsten Morgen musste Oma Lisbeth in die Stadt zum Arzt. Wie immer, fuhr sie mit dem Bus. Als sie am späten Vormittag um die Kirche ging und auf die Dorfstraße kam, wollte sie ihren Augen nicht trauen. Aber unzweifelhaft war es Mona, die ihr hechelnd entgegengelaufen kam!
Oma Lisbeth seufzte. Diesmal brachte sie es nicht übers Herz, das arme Tier, das die Augen wie irre verdrehte, wieder in den Hof zu lassen.
Elvira und Johanna wussten , als sie Mona in der Diele liegen sahen, gleich Bescheid.
„Na gut, lassen wir sie also im Haus!“ entschied Elvira.  Johanna stieß einen Jubelschrei aus , beugte sich zu Mona herunter und flüsterte ihr ins Ohr: „Das hast du gut gemacht, Mona!“
Nur Oma Lisbeth hörte es. Sie lächelte in sich hinein.

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