Der Frisörbesuch

Satire zum Thema Frauen/ Männer

von  DonDiego

Dienstag, Dienstag am frühen Nachmittag so gegen 14 Uhr.
Ich hatte einen Tag Urlaub und habe die Zeit genutzt, um diverse Sachen zu erledigen, zu denen ich sonst Wochentags nicht komme.

Dienstag, um etwa 14 Uhr, war es mein Plan zum Frisör zu gehen. Normalerweise erledige ich das etwa einmal im Monat, Samstags Morgens gleich um 8 Uhr.

Samstags Morgens bin ich meistens der einzigste und komme gleich drann. Waschen, schneiden und föhnen, 15 Euro und etwa 30 Minuten Zeitaufwand.

Ich betrat den Frisörsalon also Dienstag Nachmittags um 14 Uhr.
Es waren 5 Kundinnen anwesend und zwei Frisösen. Die Kundinnen so im Alter zwischen Mitte 30 bis etwa Ende 50.

Hausfrauen.
Diese Analyse habe ich sofort bei Betreten des Frisörsalons gestellt, denn um diese Uhrzeit konnte es sich nur um Hausfrauen handeln. Der arbeitende Teil der Bevölkerung ist zu dieser Uhrzeit noch auf der Arbeit und für Schülerinnen waren sie im Alter schon zu weit fortgeschritten.

Aber warum so viele? Na klar, jetzt dämmerte es mir, Montags war doch dieser Frisörsalon geschlossen. Der erste Öffnungstag nach dem Wochenende.

Ich nahm im Wartebereich platz und suchte mir das Magazin, mit dem Stern oben links in der Ecke, aus den herumliegenden Zeitschriften heraus.
Auf der Titelseite war ein großer Bericht zur Weltwirtschafts und Finanzkrise angekündigt.

7 Frauen auf etwa 35 Quadratmeter Geschäftsfläche, das habe ich deutlich unterschätzt.

Ich denke die Geräuschkulisse lag zumindest zeitweise deutlich über dem höchst zulässigem Dezibel Bereich. Sicherlich hätte dieser Bereich, laut Arbeitstättenverordnung, als Lärmbereich ausgewiesen werden müssen. Somit wäre das Tragen eines Gehöhrschutzes zwingend vorgeschrieben.

Ich begann den Bericht in der Zeitung zu lesen, er ging über sieben Seiten und war noch mit diversen, kleinen Extrabeitragen innerhalb des eigentlichen Berichts versehen.

Aber irgendwie kam ich in dem Text nicht weiter, denn die Wortfetzen, die sich aus allen Richtungen im Raum, in meine Ohren bohrten, hinderten mich daran, dass ich mich auf den Text konzentrieren konnte.

Also versuchte ich zunächst einmal einer dieser Konservationen zu folgen.
Vielleicht war ja etwas interessantes dabei, Geschehnisse im Ort oder was auch immer.

Ich konnte aber keinem der Gespräche wirklich folgen, denn sie wurden über kreuz durch den ganzen Raum geführt. Von hinten links, neben dem Haartrockner, hin zu der Gesprächspartnerin vorne Rechts im Raum, die gerade irgendeine Alufolie auf dem Kopf trug.

Dazwischen, über Kreuz, weitere Gespräche, an denen eine etwa 40 Jährige Kundin beteiligt war, die fast ein breiteres Kreuz ihr Eigen nannte, als ich. Typ robuste Dorfschönheit, die mindestens schon zwei Häuser, mit ihren eigenen Händen, mit aufgebaut hatte. Kurzhaarschnitt. Fast ein Bürstenschnitt. Rot eingefärbt mit blonden Stränchen.

Ihr Tonfall übertönte das Gespräch, dass gerade von hinten Links nach vorne Rechts geführt wurde.

Vorne Rechts konnte ich ja recht deutlich hören, da sie sich in meiner Nähe befand, aber hinten Links kam bei mir nicht mehr deutlich an.

Nur Wortfetzen. Rüttelplatte, NASA, Wasser, 80 Euro.

Was in aller Welt sollte das dann jetzt sein, wollte die NASA den Vorhof der ISS Weltraumstation pflastern und benötigte dafür eine Rüttelplatte im All? Aber dann passte das Wasser nicht in diese Theorie hinein. Und für 80 Euro würde es auch der NASA nicht gelingen eine Rüttelplatte ins All zu schießen.

Ich konzentriere mich also auf vorne Rechts. Das Gespräch hatte mein Interesse geweckt.

Zusammen mit den Wortfetzen von hinten Links wurde das Thema dann auch allmählich verständlich.

Es ging um eine neue wunderbare Art und Weise sein Gewicht zu reduzieren, ohne auch nur irgend etwas dafür tun zu müssen. Das System wäre brandneu und kommt aus den USA. Man muss sich lediglich zwei bis dreimal pro Woche auf eine spezielle Rüttelplatte stellen, etwa 15 Minuten, ein Glas Wasser dabei trinken und sonst nichts.

Im Dorf gäbe es schon ein kleines Fitness Studio, dass diese Rüttelplatten bereits mit im Angebot hätte. Der Monatsbeitrag wären läppische 80 Euro und das ganze System würde auch bei der NASA eingesetzt um die Astronauten fit zu halten.

Na prima, dachte ich mir, ihr könnt ja dann am Wochenende, bei einer Tasse Kaffee und einigen Stückchen Schwarzwälder Torte, einen Erfahrungsaustausch verabreden.

Weiteren Gesprächsdetails konnte ich dann nicht mehr folgen, denn dieses brisante Thema regte nun die weiteren Damen im Raum an, zusätzlich zu ihren untereinander geführten Gesprächen, auch noch an dieser Diskussion teil zu nehmen.

7 Frauen, kreuz und quer durch den Raum, ich glaube 4 verschiedene Themen gleichzeitig, zumindest war das mein Eindruck, miteinander, untereinander, zeitgleich, und nie den Faden verlierend, egal an welchem Thema sie gerade drann waren.

Multitask, schoss es mir doch den Kopf, dass muss Multitask sein, dass können nur Frauen, gleichzeitig bügeln, telefonieren und dabei auch die Novella im Fernsehen mitverfolgen um ein weiteres Gesprächsthema für das Telefonat später mit der Freundin zu haben.

Ich blättere in meiner Zeitung weiter und stoße auf Tetsche „Neues aus Kalau“. Prima, leichte literarische Kost, die zusätzlich mit Bildern aufwarten konnte. Den Umgebungslärm konnte ich dabei sogar recht erfolgreich ausblenden.

Irgendetwas drang in mein Unterbewusstsein ein und animierte mich dazu den Kopf zu heben und in die Runde zu schauen.

Hinten Links, ich denke sie schaut mich an und redet mit mir. Und tatsächlich, ihren Lippenbewegungen zu Folge und unterstützt von Handbewegungen in meine Richtung, musste es so sein.

Ich bewegte mich in ihre Richtung, auf halben Weg konnte ich dann auch ihre Worte verstehen, „Dirk du bist jetzt drann“.

Ha, ab jetzt noch 30 Minuten. Ich genoss die Haarwäsche und schaltete wieder ab. Gedanklich in meinem letzten Urlaub am Mittelmeer unterwegs.

Ich war hier als ruhiger, unkomplizierter Kunde bekannt. Meine Frisöse wusste das ich hier nicht den Smalltalk suche und sie nicht davon abhalten würde an weiteren 3 Gesprächen teil zu nehmen.

Wie sollte ich auch, ich hätte mich ja zumindest wieder an dem Thema mit vorne Rechts beteiligen müssen. Da ich aber die Gesprächskulisse aus der Raummitte nicht ausblenden konnte, war es für mich unmöglich.

Zudem hätte ich bestimmt genau zum falschen Zeitpunkt einen Beitrag zum Gespräch abgegeben. Ich würde dann unter dem Verdacht stehen, den Faden verloren zu haben und wäre den entrüsteten Blicken der Damen ausgesetzt.

Außerdem wäre es in diesem Moment wahrscheinlich ganz ruhig in diesem Laden geworden. Da jede der anwesenden Damen, obwohl sie an anderen Gesprächen beteiligt waren, bemerken würden, dass mein Beitrag in diesem Moment total unpassend gewesen wäre.

Dienstag Nachmittag 15:30 Uhr, ich verlasse den Frisörsalon, irgendwie habe ich so ein leichtes Pfeifgeräusch im Ohr, Tinnitus?

Das nächste mal gehe ich wieder Samstags Morgens um 8.


Anmerkung von DonDiego:

Ich bin kein Frauenfeind, ich mache nur Spaß

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text

Caterina (46)
(15.01.09)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 DonDiego meinte dazu am 15.01.09:
Hallo Caterina,

vielen Dank für deine Informationen, ich wusste das schon und ich besitze sogar eine solche Glasfiberstange Aber es ist doch eine Satire und mehr soll es auch nicht sein. Ob eine übergewichtige Dame fortgeschrittenen Alters dann mit so einer "Rüttelplatte" ohne weiteres zutun ihr Gewicht optimieren kann, wage ich zu bezweifeln.

Vielen Dank für deinen Kommentar

Gruß
Dirk
(Antwort korrigiert am 15.01.2009)
Caterina (46) antwortete darauf am 15.01.09:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Elsa (25)
(15.01.09)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 DonDiego schrieb daraufhin am 15.01.09:
Hallo Elsa,

danke, schön das dir auch diese Geschichte wieder gefallen hat.

Viele Grüße

Dirk

 Emotionsbündel (15.01.09)
Deine Schilderung des außerplanmäßigen Frisörbesuchs ist sehr erheiternd und zudem hochinteressant. Du gewährst uns Frauen Einblicke in die/deine männliche Gedanken- und Gefühlswelt in solch einer Extremsituation, "7 Frauen auf etwa 35 m² Geschäftsfläche". Voll aus dem Leben gegriffen, gefällt mir gut...
Liebe Grüße, Emotionsbündel

 DonDiego äußerte darauf am 16.01.09:
Hallo Emo

danke für deine erneute positive Kritik zu meinem Text. Das ist das was ich schreiben will, Alltagsgeschichten, aber vorsicht, ich schreibe sie ja als Satiren und jede Satire enthält auch Fiktion und überzogene Darstellung.

Freut mich das ich dich erheitern konnte.

Gruß
Dirk
geschlagenerEngel (50) ergänzte dazu am 16.01.09:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 DonDiego meinte dazu am 16.01.09:
Hallo Gabi

na dann

Danke für den Kommentar

Lieben Gruß

Dirk
kyl (57)
(16.01.09)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 DonDiego meinte dazu am 17.01.09:
Hallo Kyl,

dein kleines Frauenhasserbuch werde ich mir mal kaufen, vielleicht finde ich dort neue Inspirationen

Ich danke dir wiederum für diese nützlichen Tipps und werde auch diesen Text nochmal überarbeiten. Im Moment ist es so, dass ich beim schreiben eines Textes nicht lange nachdenke, sondern klapper, klapper, einfach drauf los schreiben.

So wie die Schnauze gewachsen ist. Mit der Zeit kommt dann eventuel auch automatisch der Verstand hinzu.

Danke für deinen Kommentar.

Viele Grüße

Dirk
kyl (57) meinte dazu am 17.01.09:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Christianna (49)
(27.01.09)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 DonDiego meinte dazu am 27.01.09:
Liebe Christa,

:-) Das kommt darauf an, in dem Fall gab es auf jeden Fall keine Verständigungsprobleme

Aber in Wirklichkeit gehe ich doch gerne zum Damenfrisör, wie hätte ich dann sonst diese Geschichte schreiben können

Danke für deinen Kommentar

LG Dirk

 Dieter_Rotmund (10.03.19)
"der einzigste": Badenserdeutsch.

 DonDiego meinte dazu am 11.03.19:
Danke für den Hinweis Hatte ich selber übersehen.

Grüße Dirk

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 11.03.19:
Gerne geschehen, aber auch der Rest braucht eine Überarbeitung, siehe z.B. "Meine Frisöse wusste das ich..."

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 18.02.21:
Und "von hinten Links", z.B.
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram