Conchitas Traum

Groteske zum Thema Absurdes

von  Jorge

Conchitas Traum

Der kleine Chita wuchs wohlbehütet am Rande von Hamburg auf.
Seine Eltern brachten das mit, was man heute einen Migrationshintergrund nannte.
Conchi, seine Mutter, kam in den frühen 50er Jahren mit ihren Eltern aus Venezuela und  Julio war einer der bekanntesten Kolumbianer im Rotlichtmilieu  der Hansestadt.

Die Familie lebte relativ bescheiden in Pinneberg in einem Backsteinbau ohne Pool
Aber mit einem Gewächshaus. Na Sie wissen schon.
Was die Eltern anfassten, wurde zu Geld oder ließ sich recht schnell zu Geld machen.
Papa Julio war einer der ersten Drogenbosse von Hamburg. Zog sich aber soweit zurück, dass es auch der Polizei und dem Ordnungsamt schwer fiel, ihm irgendeine Verstrickung nachzuweisen. Mit Prostitution  oder Förderung derselben hatte er gar nichts am Hut. Offiziell war er Kaufmann und besaß eine Import-Exportfirma, die sehr gut lief – auch ohne Julio. Geld war immer da  und Conchi  hatte es mit den Jahren  aus eigener Kraft  auch zu einer ansehnlichen Stange Geldes gebracht. Ihr gehörten  drei Pachttoiletten auf Sankt Pauli  und eine in Wandsbek

Freunde der Familie sagten oft: “Was ihr anpackt wird garantiert was. Ihr macht tatsächlich aus Scheiße Bonbon.“
Da reifte in beiden zeitgleich Mitte der 70er Jahre ein Plan, der alles bisher dagewesende in den Schatten stellen sollte.

Sie arbeiteten hart und lustvoll am Nachwuchs. Es sollte eine Conchita werden, von der die Welt spricht.  Nun wurde es ein Junge. Er kam in Eppendorf zur Welt  und Julio saß jede Minute am  Bett seiner  geliebten Conchi.  Sie nannten ihn CHITA und er wurde nur von Julio  mit privaten asiatischen Bastwindeln gewickelt.
Es war schon ein Geheimnis um den kleinen Chita. Die Ärzte und Schwestern im Uniklinikum hatten solche väterliche Fürsorge noch nicht erlebt und lächelten insgeheim. Chita war als Baby der Liebling auf der Entbindungsstation und Julio wurde von anderen  Besuchern schon mal als Pfleger angesehen. Er trug einen blütenweißen Kittel und hatte eine Art Rollator dabei, im dessen Zentrum sich ein Wäschetrommelähnlicher Behälter befand.

Nach 7 Tagen konnte die kleine Familie endlich das Klinikum verlassen.
Julio benutzte für die Fahrt nach Pinneberg den neuen Transporter.

Die ganze Zeit in der Klinik hatte er peinlich genau dafür gesorgt, dass der  gesamte Stuhlgang  seines Babys aufgefangen, separiert  und gelagert wird.
Chita wurde der erste Mensch der Welt dessen Kot von der ersten Stunde  an aufbewahrt wird.
Anfangs war es nur eine Leidenschaft  ohne klare Ziele.
Später wurde es eine Manie die immer perfekter realisiert wurde.
Das erste Scheißdepot war ein Flüssiggastank im Garten in Pinneberg.
Nach Jahren wurde ein zweiter in die Erde gelassen.
Ein Sicherheitsdienst bewachte rund um die Uhr den safeähnlichen Deckel  des Kottanks. Lange ließ man die Presse im Ungewissen.
Chita selbst fand an diesem geheimnisvollen Spiel bald  auch Gefallen.
Ihm wurde als ersten Menschen weltweit ohne organische Gründe ein künstlicher
Darmausgang  gelegt. Einfach um ihm auch Reisen zu ermöglichen und um sicher zu stellen, dass ihm keine kleinste Menge Kot verloren geht.
Mittlerweile  reiste er um die Welt und wurde in Talk-Shows eingeladen.
Ein Technikerteam komprimierte den Altstuhl  und fertigte nummerierte Pellets  daraus an. Alles wurde perfekt vermarktet.
Aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und aus Japan  gab es Wahnsinnsangebote für das gesamte lückenlose Depot.
Der Vatikan archivierte sämtliche Internetveröffentlichungen zu diesem Fall.
Wissenschaftler aus aller Welt promovierten zu diesem Thema.
Im Guinessbuch der Rekorde gab es seit vier Jahren die offizielle Anerkennung, dass es einen solchen Fall weltweit nur einmal gibt.

CHITA selbst durchbrach im letzten Winter alle bisher eingehaltenen Grundregeln.
Er sagte  einem RTL –Team, das dauerhaft in seiner Begleitung war: „Verpißt Euch Ihr Kacker. Mir ist jetzt alles scheißegal.“ Er zog sich eine starke Kanüle mit Eigenkot auf schüttelte sich und die Spritze und begann von Hand seine Memoiren zu schreiben.

So platzte Conchitas Traum  am Starrsinn ihres Sohnes.

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Kommentare zu diesem Text


 AZU20 (18.06.09)
Da höre ich aber so manches, was heute Usus ist, läuten. Köstlich. LG

 Jorge meinte dazu am 15.07.09:
Ich sehe gerade, hier fehlen noch die Gegenkommentare.
Die Groteske hat mich geschwächt. *grins*
chichi† (80)
(18.06.09)
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 Jorge antwortete darauf am 15.07.09:
Liebe Gerda, vier Wochen brauchten die Kuhfladen zum Aushärten.
LG Jorge
steyk. (55)
(19.06.09)
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 Jorge schrieb daraufhin am 15.07.09:
Hallo Stefan, ich hoffe deine Geschmacksnerven haben sich wieder erholt.

 Sylvia (19.06.09)
Huhu Jorge,

ja, diese Groteske hat was...lä..
gerne gelesen
Lieben Gruß
Sylvia

 Jorge äußerte darauf am 15.07.09:
Danke Sylvia für dein Verständnis und den Kommentar
LG Jorge

 thomas (21.06.09)
Hallo Jorge,

die Idee finde ich -wen wunderts:)- richtig gut.
Der Text schwächelt m. E. bei den Aufzählungen in der 2. Hälfte. Wenn Du da was rauschmeißt, oder in Nebensätze packst, würde es mein Lesevergnügen sogar noch steigern.
Übrigens eine interessante These: Blockheizkraftwerke sind out-es lebe*lach die Biogasanlage in ureigenster Ausführung

vg thomas

 Jorge ergänzte dazu am 15.07.09:
Danke Thomas für den einfühlsamen und anregenden Kommentar.
Ich komme gerade aus Hollywood. Sie wollen das Drehbuch unverändert auf kalifornisches Eis legen. Na dann heißt es abwarten.
LG Jorge
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