Im Wartezimmer

Erzählung zum Thema Leben

von  Feuervogel

Da sitzen sie. Jeder hat noch einen Stuhl ergattert. Gott sei Dank! Denn wenn man länger warten muss, steht man sich ja die Beine in den Bauch. Die Luft ist schlecht. Jemand kippt das Fenster. Mitten im Raum steht ein Tisch, auf dem sich die unterschiedlichsten Gazetten tummeln. Die Dame im roten Pullover griff sich die "Bunte". Versunken blättert sie sich durch die Bilderwelt der Schönen und Reichen. Der Herr links von ihr, wischt sich immer wieder mit einem alten Stofftaschentuch den Schweiß von der Stirn. Plötzlich wird  der Mann im Anzug neben der Tür von einem heftigen Hustenanfall geschüttelt. Die Dame im roten Pullover schaut etwas irritiert. Die Angst vor Ansteckung steht ihr ins Gesicht geschrieben. Da geht die Tür auf. Frau Kurz bitte! Eine junge Frau mit Säugling erhebt sich. Heute dauert das aber wieder lange, sagt ein alter Mann mit Schirmmütze zu seinem rechten Stuhlnachbar. Ja, ja, sagt dieser und nickt etwas teilnahmslos. Er hat kein Interesse an einem Gespräch.Mara sitzt inmitten all dieser Leute und wartet wie sie darauf endlich dranzukommen. Heute hat Mara sich kein Buch zum Lesen mitgenommen. Sie kann sich einfach nicht konzentrieren. Ihr Blick schweift durch den Raum. Sie beobachtet und nimmt wahr. Andrerseits zieht es sie gedanklich fort. Sie fliegt durch den Spalt des geöffneten Fensters. Auf was warten wir eigentlich, denkt sie. Was erwartet uns, die wir hier sitzen? Jeder hofft auf ein paar Minuten, in denen er loswerden kann was ihn bedrückt. Aber was sind schon ein paar Minuten. Die Dame im roten Pullover hat die Zeitung wieder auf den Tisch gelegt. Nervös kramt sie in ihrer Handtasche. Was geht wohl gerade durch ihren Kopf, fragt sich Mara. Die ältere Frau neben ihr riecht etwas unangenehm. Ihre Kleidung ist nicht auf dem neuesten modischen Stand. Mara wippt ihre Beine unruhig hin und her. Lange kann sie nicht mehr still sitzen. Sie will endlich drankommen. Sie will das sich etwas bewegt. Die Tür geht wieder auf. Erwartungsvoll schauen alle in diese Richtung. Doch es ist nur ein weiterer Wartender der sich zu ihnen gesellt. Ein junger Mann, gut gebaut, mit längeren, schwarzen Locken. Er nimmt nun den Platz ein auf dem noch vor wenigen Minuten die junge Frau mit dem Säugling gesessen hatte. Guten Morgen. Mara schaut ihn lächelnd an. Wo der wohl gerade herkommt? Die Luft im Raum ist noch immer stickig, dass geöffnete Fenster bringt keine frische Luft herein. Jetzt wird die Dame im roten Pullover aufgerufen. So, denkt Mara, die Nächste bin ich. Ihr Kopf schmerzt. Sie reibt sich mit ihren kühlen Händen etwas die Stirn. Der junge Mann schaut sie unentwegt an. Langsam wird ihr das unangenehm. Hoffentlich braucht die Dame im roten Pullover nicht zu lange. Sie greift nach der Bunten und versteckt sich hinter der Zeitung. Der Mann im Anzug hustet erneut. Aus seiner Jackentasche zieht er ein Bonbon hervor, wickelt es aus, steckt sich das Bonbon in den Mund. Das Papier verschwindet in der Jackentasche seines Anzugs. Er hat den Papierkorb neben dem Gardrobenständer wohl übersehen, denkt Mara. Was solls, denkt sie, mich geht ja auch der Müll anderer Leute nichts an. Endlich wird sie aufgerufen. Der junge Mann stolpert hinter ihr her durch die Tür. Was soll das denn? Ich bin dran, denkt Mara. Sie geht ins Sprechzimmer. Wenig später betritt der Arzt das Zimmer und gibt ihr freundlich die Hand. Aber das ist ja gar nicht ihr Arzt. Es ist der junge Mann, der vorher mit ihr im Wartezimmer saß. Ich bin die Vertretung. Darf ich fragen, auf was haben sie gewartet? Mara schaut ihn etwas verblüfft an. "Na, ich hab darauf gewartet endlich dranzukommen."- Finden sie das nicht etwas unverantwortlich sich selbst gegenüber, so lange zu warten bis sie endlich drankommen.- "Ja aber ich kann doch nicht einfach aufstehen und mich vordrängen. Vor mir waren doch noch andere dran. " -Sie sollen sich ja auch nicht vordrängen, sie sollen aber auch nicht immer warten, verstehen sie das?- "Ehrlich gesagt nicht wirklich. Ich bin ja wegen etwas ganz anderem zu Ihnen gekommen". -So, so. Da kann ich Ihnen aber nicht helfen, denn sie haben einfach schon viel zu lange gewartet.- Mara schaut ihn erschrocken an. Soll es das denn jetzt etwa schon gewesen sein? Was hatte sie denn nur jetzt schon wieder falsch gemacht? -Nun, da müssen sie sich eben noch einmal einen neuen Termin geben lassen. Tut mir leid. Doch sie müssen verstehen was ich damit meine, sonst kann Ihnen niemand helfen.- Etwas verblüfft erhebt sich Mara von dem Stuhl. Der junge Mann reicht ihr wieder freundlich die Hand. -Bitte, warten sie diesmal nicht allzu lange.-

Michaela Möller

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (20.01.20)
Die Wartezimmerbeobachtungen sind sehr gut, aber dann das Geplapper mit dem Arzt sehr langweilig. Außerdem fehlen viele Kommas, machmal an so wichtigen Stellen, dass man den Satz mehrfach lesen muss, um ihn vielleicht verstehen zu können.
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