Also Rudi war so ne Marke. Einer von der rührseligen Front, ein wahres Softei. Wie der starren konnte. Ihr glaubt es kaum. Der konnte vor einem sitzen und einen nur anstarren, so begeistert war der von dem Anblick, der sich ihm bot. Mir war das zuviel. Es hatte so was süßliches. So als würde man sich so nen ekligen Powerdrink reinziehen, nur Zucker, aber Flügel bekam ich davon keine.Eher das Gefühl, mich in Rudis Fresse zu verewigen. Ja, so böse kann ich werden, ich freundliches Dichterseelchen. Ich weiß ja, Rudi wollte halt nett sein, besonders nett, höflich, zuvorkommend, aber das war eben auch seine Masche. Leider nicht besonders originell. Mag sein, es war ihm nicht bewusst. Er war ein kleiner, süßer Junge, der seine Mama suchte. Nur damit war er dann bei mir an der falschen Adresse. Ich wollte schon immer einen Kerl. Ihr wisst schon so einen "richtigen" Max, kein Mäxchen. Ja, Rudi war auch nur ein Mäxchen. Egal, Rudi könnte auch Martin heißen, oder Peter, oder na, genau so wie du. Rudi wollte immer schmusen. Aber wenn er seine Arme ausbreitete, bekam ich sofort Panik und wollte nichts wie weg. Ich dachte, jetzt werde ich verschluckt. Der frisst mich und ich komm nicht mehr lebend davon. Da blieb mir nichts anderes übrig, als ein bisschen Stacheldraht zu nehmen und einen Abwehrzaun zu bauen. Rudi kapierte das natürlich nicht. Er schaute sehr betroffen. Mensch, da bekam die Mami in mir natürlich wieder ein schlechtes Gewissen. Der Arme, also so kannst du doch nicht zu dem Jungen sein, sprach da mein Gewissen.
Die Gespräche mit Rudi waren unerträglich, denn ich hatte immer recht. Bei allem was ich sagte, grinste Rudi verständnisvoll. Oft wollte er meine Hand halten, selbst dann, wenn ich fast vor Ärger überschäumte. Das hatte Rudi richtig gut drauf, er ärgerte mich mit seinem Süßholzgeraspel fast täglich. Dann diese Komplimente. Ich war die Superbraut. Misses Wonderful schlechthin. Na ja, das sagte Rudi aber zu allen. "Du bist so eine tolle Frau". Das ging manchmal halbstündig so. Also, sorry, aber was zu viel ist ist zu viel.
Im Bett war Rudi nicht gerade der Überflieger. Ich glaube der lag die meiste Zeit seines Lebens oben, schob ihn rein, drehte ihn dreimal rum und fertig war der Akt. Na nun hätte ich ihm ja einiges Beibringen können, aber das törnte mich wirklich nicht an. Am liebsten hatte ich ihn recht weit weg von meinem Gesicht, so zwischen den Schenkeln, na ihr wisst schon. Also, da muss ich sagen bewies er gewisse Fertigkeiten. Na Rudi war eben kein Max, wie ich schon sagte, und irgendwann konnte ich Rudis Visage auch zwischen meinen Schenkeln kaum ertragen. Von Liebe war da sowieso nie die Spur, obwohl, und das kann ich ehrlich von mir behaupten, ich kräftig danach in mir gesucht hatte. Ich fand sie einfach nicht. Die Liebe. Rudi hatte mir von Anfang an die Luft abgeschnürt. Egal, Rudi ist ein wirklich nettes Mäxchen, also man kann ihn zum Freund haben, gut mit ihm reden, aber mehr geht gar nicht. Rudi ist eben auch nur ein Mann. Heute ist Rudi wieder glücklich. Ach, er hat sein Gegenstück gefunden. Sie erlaubt ihm wohl sie anzubeten, brav an ihren Lippen zu kleben und ihr den Hof zu machen. Rudi sagt keine Widerworte, er gehorcht. Er kann halt nicht lange alleine sein. Hauptsache da ist irgendeine die er verschlingen kann mit Haut und Haar. Übrigens Rudi ist kein Kämpfer, er gibt schnell auf. Wahrscheinlich weil die Gefühle meist nicht echt sind, nicht einmal die der Freundschaft. Egal ob Rudi oder Mäxchen, es geht wirklich ohne.
ELA