Zusammenfassend.

Kurzprosa zum Thema Absurdes

von  franky

*

Schmutzigbraun gebrannter Schneemann, mit tief gefrorenen Zylinderkrempe.
Ich streue Futter in die Krempe, da lachen die Herzen der Spatzen.
Sie setzen sich alle auf den Rand der einen Seite , da geht dem Schneemann
der Hut hoch und alles flattert zu Boden, mit lautlosem Plumps.
Wie ein schwarzer Adler, der vom Himmel fällt.

Ich streiche mir inzwischen ein Nest voll leicht angebrüteter Finkeneier
auf das Butterbrot. Dabei kann ich mich köstlich über das Wort:
„Fleischpflanzerl“ amysieren. Halb links hinter meinen Rücken kocht jemand
Spiegeleier. Es ist Virginia. Sie dirigiert eine ganz einfache Küchenkomposition,
ein zweistimmiges Stück für Küchenherd und leicht bescheuerte Bratpfanne.

Der Bahnhofvorstand pfeift!
Der Zug zuckt erschrocken zusammen, der Bahnhof fliegt in die Luft.
Das Spiegelei wird rasch aufgegabelt.
Das leicht flüssige Gelb tropft langsam über die Kinnlade.
Links hinter meinen Rücken wird gelöffelt,
ein vollgestopftes Maul murmelt unverständliches Zeug.
Der Kotzbocken frißt auch noch Blaukraut.

Ich schiele durch das geschlossene Fenster.
Ich kann den Bahnhofsvorstand nicht gut sehen,
er hat so eine zerschlissene Kappe auf,
der braungebrannte Schneemann steht dazwischen.
Die Vögel haben den Hut wieder auf den Kopf des Schneemanns gesetzt,
sonst bekommen sie doch kein Futter mehr.

Der Zug hat Sperrstunde gerufen und läßt sich nicht mehr
aus der Ruhe bringen. Von keinen Blinksignal
und von keiner Pfeife. Er legt sich auf die Seite,
ringelt seinen Schwanz ein und schnarcht einen Atemzug lang.

Es gibt momentan drei Tatorte, den Bahnhof, den braungebrannten Schneemann
und halb links hinten das Spiegeleikonzert.
Da schreit plötzlich die heisse Pfanne auf,
sie wird unsanft unter der kalten Wasserleitung gelöscht.
Gesäubert und getrocknet wird sie liebevoll
In einem Schrank verstaut. 

So nimmt alles seinen friedlichen Lauf. 
Der Schneemann hat sich aufgelöst.
Der Zug wird in Pension geschickt.
Der Bahnhofsvorstand in den Unterstand geschoben.

Es kann viel gespart werden,
wenn man allem den rechten Sinn aus den Worten zieht. 

© F. Puschnik 

*


Anmerkung von franky:

Aus dem vergangenem Winter.

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