Im Bushäuschen

Kurzgeschichte zum Thema Absurdes

von  süßerMacho

Die ersten Sonnenstrahlen der Morgendämmerung erreichen gerade ein einsames Buswartehaus in der Nähe des Waldrands, während ein verwahrloster Jugendlicher seinen Rucksack durchwühlt. Von weiten hört er Schritte und hört unverzüglich auf zu kramen. Ein Mädchen, das etwa genauso alt ist wie er, betritt das Häuschen. Er blickt von seinem Rucksack hoch um sie zu erkennen. „Hi“, sagt er etwas verlegen und lässt danach den Mund offen. „Hi.“, begrüßt ihn das Mädchen etwas verwirrt. „Wer bist du denn?“
„Wer ich bin?“, wiederholt der Junge ungläubig die Frage. Er atmet aus und wartet ein wenig. „Puh. Das ist eine tief greifende philosophische Frage. Das weiß ich selbst nicht so genau. Hehe.“ Sie sieht ihn ziemlich angewidert an so ungefähr als würde sie etwas begutachten worauf sie getreten ist. „Wie viel Zeit hast du denn zu entbehren?“, er sieht sie verschmitzt an. „Wer ich bin? Fragen wir uns das nicht alle? Das ist eine so tief greifende Frage du müsstest wohl den Rest deines Lebens mit mir verbringen, um das herauszufinden. Und selbst dann, kann es sein, dass du es immer noch nicht weißt. Glaub mir das willst du nicht. Und ich will es ehrlich gesagt auch nicht.“, dabei schüttelt er den Kopf.
Sie starrt ihn mit zusammen gezogenen Augenbraune an. Nach einer kurzen Pause fragt sie:
„Wie heißt du eigentlich?“ „Ooh.“, antwortet er gedehnt. „Manche nennen mich Punk, Penner, Idiot und so weiter.“ „Kasper.“, sagt sie. „Noch ein neuer Name.“, freut er sich. „Und dein richtiger Name?“, will sie wissen. „Namen sind Schall und Rauch.“, sagt er gelassen. Sie stöhnt genervt. „Was macht’s du eigentlich hier?“_. „Im Moment rede ich mit dir. Und du?“ Sie wundert sich über diese Frage, als ob es nicht offensichtlich wäre. „Blöde Frage ich warte auf den Bus.“ –„Wieso blöde Frage? Ich bin auch hier und warte nicht auf den Bus.“
„Schon gut. Wo kommt’s du überhaupt her, ich hab dich hier noch nie gesehen.“ „Vielleicht hast du nur deine Augen nicht aufgemacht. Mann du stellst Fragen. Wer bin ich. Wo komm ich her, wo geh ich hin. Das sind große philosophische Brocken weißt du das?“ „ Verdammt noch mal!“ schreit sie. „Ich will doch bloß deinen Namen wissen, wo du wohnst und wieso du hier bist wissen. Ist das so schwer?“ „Hey, du brauchst nicht zu schreien meine Ohren sind noch in Ordnung. Wieso willst du so was Unwichtiges wissen, ist doch völlig egal.“, sagt er verwirrt. „Aber wenn es dir so verdammt wichtig ist, werde ich dir halt was vorlügen.“ Er starrt zur Decke und betet herunter: „Ich heiße Andreas Perchthold bin 16 und komme aus Nürnberg.“ Er sieht sie wieder an. „Bist du jetzt glücklich?“ „Das stimmt doch alles nicht.“, sagt sie unsicher. „Natürlich stimmt´s nicht. Aber wenn ich nicht gesagt hätte, dass es gelogen ist hättest du es geglaubt.“ „Ja, natürlich.“ „Was macht es dann für einen Unterschied.“ „Ob es die Wahrheit ist oder ist oder nicht!“, sagt sie bestimmt. Sie schweigen sich an.
„Wann kommt der Bus?“, fragt er im beiläufigen Ton um das Gespräch wieder aufzunehmen.
Sie blickt kurz auf ihre Uhr. „In 10 Minuten.“ „Ah, 10 Minuten, 10 Minuten.“, flüstert er. Nachdem er für einen halben Augenblick nachgedacht sagt er zu ihrer absoluten Überraschung. „Ich finde wir sollten miteinander schlafen.“ –„Wie bitte!?!“, schreit sie entsetzt und reißt die Augen auf. „Wir sollten miteinander schlafen.“ Wiederholt er seinen Wunsch. „Ich hab dich schon verstanden!“, entsetzt sie sich. „Sag mal geht’s dir noch gut?“
Er lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. „ Ja. Im Moment heiter bis wolkig.“ Sie ist völlig aus der Fassung und es fehlen ihr die Worte über die unverschämte Dreistigkeit und diese Gelassenheit. Was bildet sich dieser Penner bloß ein. Weil sie immer noch entsetzt ist, redet er schließlich weiter. „In zehn Minuten kommt der Bus. In den wirst du einsteigen und bist weg.“, erklärt er unverändert gelassen. „Aber bis dahin können wir uns entweder streiten, anschweigen oder wir machen das Beste draus.“ – Sie hat sich mittlerweile wieder soweit gefangen um sich zu empören: „Ich kenn dich nicht mal!“ –„Na und? Spielt das eine Rolle?“
Ihr fehlen die Worte. Er kramt im Rucksack rum. „Ich hab sogar Kondome dabei. Will dich ja nicht anstecken.“. Ohne ein weiteres Wort packt sie ihre Schultasche und marschiert wütend davon.
Er sieht ihr nach und als sie außer Sichtweite ist sagt er leise: „Na endlich.“ Danach holt er aus seinem Rucksack, einen umgebogenen,  Löffel,  Zigarettenfilter, Plastikpäckchen mit Pulver, eine Spritze…

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Kommentare zu diesem Text

Vokalanästhesie (44)
(17.06.09)
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Elvarryn (36)
(17.06.09)
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