Neige

Prosagedicht zum Thema Alter

von  Didi.Costaire

Gunter geht nun bald in Rente. Die jahrzehntelange Plackerei ist dann von jetzt auf gleich vorbei. Schon immer in derselben Firma hat er voller Energy gemanagt, auch zuhause bei den Seinen – dort mit hochgelegten Beinen als Remote Control Controller, aber zunehmend für sich allein. Die Jüngste ist seit langem ausgezogen, seine Ehe eher Schein als Sein. Die nahe Zukunft nährt die Ängste. Keiner weiß, was Gunter denkt in der ihm eigenen Verschwiegenheit, und was er anfängt mit der vielen Zeit.


Anmerkung von Didi.Costaire:

Ursprüngliche, versbruchstückhafte Darstellung:

Gunter geht nun bald in Rente.
Die jahrzehntelange Plackerei
ist dann von jetzt auf gleich
vorbei.

Schon immer in derselben Firma
hat er voller Energy gemanagt,
auch zuhause bei den Seinen –
dort mit hochgelegten Beinen

als Remote Control Controller,
aber zunehmend für sich allein.
Die Jüngste ist seit langem ausgezogen,
seine Ehe eher Schein als Sein.

Die nahe Zukunft nährt die Ängste.
Keiner weiß, was Gunter denkt
in der ihm eigenen Verschwiegenheit,
und was er anfängt mit der vielen Zeit.

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Kommentare zu diesem Text


 loslosch (26.05.10)
Die Metrik rumpelt - muss wohl. Jetzt hat er keine(n) mehr, dem/der er die Fernbedienung wegnimmt. (-_-) Lothar

 Didi.Costaire meinte dazu am 26.05.10:
Ja, er kann bald den ganzen Tag lang darauf aufpassen.
Wie ich die Verse zum Rumpeln gebracht habe, habe ich im Folgekommentar genauer erläutert.
Danke und geneigte Grüße, Dirk
Klopfstock (60)
(26.05.10)
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 Didi.Costaire antwortete darauf am 26.05.10:
Liebe Irene,
das Gedicht muss nicht, sollte aber in diesem Fall rumpelig erscheinen. Ob es dann im Endeffekt gelungen ist, ist eine andere Frage. Ich sehe es als Experiment.
Hier stelle ich den Text noch einmal ohne Zeilenumbrüche dar:
Gunter geht nun bald in Rente. Die jahrzehntelange Plackerei ist dann von jetzt auf gleich vorbei. Schon immer in derselben Firma hat er voller Energy gemanagt, auch zuhause bei den Seinen – dort mit hochgelegten Beinen als Remote Control Controller, aber zunehmend für sich allein. Die Jüngste ist seit langem ausgezogen, seine Ehe eher Schein als Sein. Doch alle machen sich Gedanken. Keiner weiß, was Gunter denkt in der ihm eigenen Verschwiegenheit, und was er anfängt mit der ganzen Zeit.
So sieht man (hoffentlich), dass im Text jeder betonten Silbe genau eine unbetonte folgt, so dass er vom Prinzip her einem durchgängigen Rhythmus folgt, der dadurch in Frage gestellt wird, dass Verslängen und -auftakte variieren und der Leser dadurch aus dem Rhythmus geworfen wird, wenn er seinen normalen Lesegewohnheiten folgt.
(Antwort korrigiert am 26.05.2010)
KoKa2110 (42)
(26.05.10)
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Klopfstock (60) schrieb daraufhin am 26.05.10:
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KoKa2110 (42) äußerte darauf am 26.05.10:
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 Didi.Costaire ergänzte dazu am 26.05.10:
Hallo Koka,
das mit den Hürden sehe ich genauso, wobei sich der Protagonist der vorliegenden Geschichte diese mehr oder weniger selbst in den Weg legt - dargestellt durch uneinheitliche Verslängen, wild wechselnde Versauftakte und Interpunktionen, die das Gefühl geben, dass es rumpelt und holpert.
Die Rente ist ja (bisher noch) sischer
und so ist der Text eigentlich - wie oben dargestellt - rhythmisch einheitlich. Das habe ich im Gedicht fast unkenntlich gemacht.
@ beide: Ihr seid keine Banausen.
Danke und beste Grüße, Dirk
(Antwort korrigiert am 26.05.2010)
fdöobsah (54)
(26.05.10)
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 Didi.Costaire meinte dazu am 26.05.10:
Herzlichen Dank für deinen ausführlichen Kommentar, fdöobsah!
Den ersten Vers der Schlussstrophe habe ich nun komplett geändert. Auch ich bin zu dem Schluss gekommen, dass das Wörtchen "doch" unmotiviert wirkt, ebenso wie das nachfolgende "alle".
Das Adjektiv hingegen habe ich noch etwas gesteigert.
Das Wörtchen "wie" an der Stelle, wo "auch" steht, hatte ich beim Schreiben des Textes ebenfalls im Sinn. Ich habe mich für das "auch" entschieden, um das Hüben und Drüben etwas differenzierter darzustellen: Während er sich Hüben um nichts schert, hat er sich Drüben zumindest angepasst - symbolisiert durch die komisch anmutende Klangangleichung der Energie zum managen.
Das Wörtchen "dann" ist vom Sinn her entbehrlich. Die Wegnahme würde allerdings den weiter oben dargestellten, durchaus vorhandenen Rhythmus kaputtmachen. So etwas könnte ich mir eher am Ende des Gedichtes vorstellen.
Beste Grüße, Dirk
steyk (57)
(26.05.10)
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 Didi.Costaire meinte dazu am 26.05.10:
In etwa so sollte es wirken, lieber Stefan. Dennoch habe ich mich nun als Erstversion für die flüssigere Variante entschieden.
Danke fürs Lesen und Kommentieren.
Liebe Grüße, Dirk

 Isaban (26.05.10)
Interessantes Experiment, lieber Dirk.

Du siehst, ich schrieb "interessant", nicht " gelungen". ;)

Als Außenstehender findet man nicht in den Rhythmus, kann die Melodie nicht aufnehmen, wird immer wieder rausgerissen. Da wirkt das Ganze als Prosagedicht (siehe dein in sich gereimtes Prosatextbeispiel) sehr viel besser.

Es ist nicht die Metrik, die nicht stimmt, es sind die Versumbrüche. Bau sie aus, dann passen Inhalt, Form und Melodie zueinander.

Liebe Grüße,

Sabine

 Didi.Costaire meinte dazu am 26.05.10:
Liebe Sabine,
danke für deine Meinung! Ich habe mich nun entschieden, die Fließtext-Variante vornean zu stellen und hoffe, es ist in deinem Sinne und dem der Leser.
Herzliche Grüße, Dirk

 harzgebirgler (12.04.18)
....daß ihm bloß nicht der rentnertod
aufgrund des ruhestandes droht
wie manchem der in rente ging
und mit der freizeit nichts anfing!

beste abendgrüße
henning

 Didi.Costaire meinte dazu am 12.04.18:
Ich selber bin da angstbefreit.
Mir fehlt es allenfalls an Zeit.

Danke für deine Verse und beste Grüße
Dirk

 harzgebirgler (12.02.21)
zur zeit ist fast das ganze land
virusbedingt im ruhestand
damit vor all'm die alten
nicht vor der zeit erkalten.

beste grüße
henning

 Didi.Costaire meinte dazu am 12.02.21:
Solch ein Virus bringt den Gunter,
glaub ich, noch viel weiter runter.

Danke für deine Zeilen
und beste Grüße,
Dirk
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