Das Verhaltensmuster verlassener Frauen.

Beschreibung zum Thema Loslassen

von  Egozentrikerin

Mir ist schlecht.
Ähnlich schlecht wie es einem wird, wenn man länger nicht mehr Bus gefahren ist und plötzlich damit konfrontiert wird einige Stunden mit mehr oder weniger fremden Menschen in einem solchen zu verbringen. Mit nichts bewaffnet außer einem MP3-Player und einem Buch, das man sowieso schon länger mal lesen wollte. Man setzt sich also rein in diesen Bus, checkt kurz seine Mitfahrer ab, steckt sich seine Ohrhörer in die Ohren und fängt an zu lesen. Zuerst hält man das wohlige Schaukeln für angenehm, doch schon nach wenigen Seiten muss man aufgrund einer kleinen Übelkeit, die einen nicht kotzen oder ähnliches lässt, sondern einfach nur da ist und nervt, das Buch zur Seite legen und den Schutzwall, den man sich damit aufgebaut hat, zerbrechen, um sich jetzt doch mit den Anderen zu beschäftigen. Schließlich interessiert es in einem solchen Bus niemanden ob du Musik hören und aus dem Fenster schauen willst oder nicht, du wirst zur Konversation gezwungen. Jeder vermeintliche Augenkontakt wird als Gesprächsherausforderung betrachtet und du hast vom ständigen aus-dem-Fenster-schauen schon einen steifen Hals. Du kannst also absolut nichts dagegen tun.
So schlecht ist mir.
Anfühlen tut es sich aber eher wie ein Schlag in die Magengrube oder wie eine Mischung aus Angst, Hass und Verzweiflung, gepaart mit dem Bedürfnis etwas (oder jemandem) das gleiche Gefühl bescheren zu wollen und einem kleinen Fünkchen Hoffnung.
Dieser kleinenFunken Hoffnung wird auch sehr viel länger durchhalten als all die anderen Gefühle, im Laufe der Zeit wird man es abschwächen und relativieren. Man wird Dinge sagen wie, ach das hat der nicht so gemeint, das war nur einen schwierige Phase in seinem Leben, oder Sachen die in etwa so klingen.

Sie: „Mädel, vergiss den Typen“
Du: „Warum? Vielleicht könnte ja doch noch was aus uns werden.“
Sie: „Ach denkt du, ja?“
Du: „Ja. Denk ich.“
Sie: „Was hat er dir damals noch mal geschrieben…wie war das? Klar kannst du noch vorbeikommen, aber beim nächsten Mal reiß dich doch bitte am Riemen und hör auf mich anzubaggern.“

Beste Freundinnen neigen zu leichten Übertreibungen, aber sie bringen Sachen auf den Punkt die man selber so nie sagen würde, schließlich würde das ja bedeuten, dass man einsichtig ist und klar im Kopf und mit der Sache abgeschlossen hat. Nur leider agieren Verliebte wie Verrückte. Sie wollen nicht einsehen. Sie wollen nicht klar sein. Sie wollen nicht abschließen.

Du: „Das ist ja gar nicht wahr.“
Sie: „Oh doch. Du willst doch nur nicht einsehen, dass das Leben auch ohne ihn weitergeht“
Du: „Aber das tut es doch.“

Vortäuschung falscher Tatsachen, normalerweise wäre das strafbar, aber beste Freundinnen verzeihen zum Glück viel.

Sie: „Schau dich doch mal an, du rennst doch immer noch ständig zu ihm hin, natürlich immer mit dem Hinweis, dass ihr n-u-r Freunde seid. Und dann? Passiert nichts, er kachelt dich nach ’ner halben Stunde raus und du bist w-i-e-d-e-r deprimiert.“

Schon mal von den fünf Phasen der Trauer gehört?
Verleugnung
Zorn
Verhandeln
Depression
Akzeptanz.
Die ersten vier Phasen können in Bruchteilen von Sekunden ablaufen.
„Nein, diesmal kachelt er mich nicht schon so schnell wieder raus.“
„Boah dieser Arsch da will der mich doch echt jetzt schon gehen sehen. Vollidiot.“
„Na ja, vielleicht muss er ja morgen früh raus oder er hat noch ne andere Verabredunng“
In solchen Momenten würde man übrigens auch nie zugeben, dass solch eine Verabredung auch mit einer anderen Frau sein könnte. Nein. Man denkt nur an beste Freunde, Unikram etc.
„Oh man scheiße, ich hatte mich so darauf gefreut. Und jetzt? Verdammt, warum immer ich?“
Man neigt im Übrigen auch zu Verallgemeinerungen. Dinge wie: „Männer sind doch alle Schweine.“ Oder „Warum eigentlich immer ich?“ Sind da noch die gängigsten.
Die Phase mit der Akzeptanz, das ist das Schwierige.

Du: „Ach das stimmt doch gar nicht, er schmeißt mich nicht jedes Mal so schnell wieder raus.“
Sie: „Nenn mir ein Beispiel.“
Du: „Na zum Beispiel damals, als wir…“
Sie: „N-a-c-h-d-e-m ihr miteinander in der Kiste ward.“
Du(überlegst): Na da war doch…nee, aber….nee, da auch nich…(Abwinken der Verlassenen)…Na und, selbst wenn. Das hat ja wohl noch lange nichts zu heißen.“
Sie: „So und jetzt, schau noch mal auf dein Handy, was genau er geschrieben hat.“
Du(kramst das Handy aus und suchst die SMS die du natürlich noch nicht gelöscht hast): „Okay, er schrieb: ‚Ne, kein Problem. Kannst schon noch vorbeikommen, vielleicht etwas gemäßigter in Zukunft...Machs gut und bis demnächst’ und was ist daran jetzt sooo schlimm? Immerhin hat er nicht gesagt, dass er mich nie wieder sehen will. Er wollte mir doch nur verständlich machen, dass ich etwas zu schnell an die Sache rangegangen bin und ihm das eben alles zu fix ging.“

Dieses Gespräch wird sich dann noch eine Weile, einige Kippen und mindestens zwei Kaffee hinziehen nur um dann schließlich von deiner besten Freundin mit dem Satz beendet zu werden.
„Du bist echt ein hoffnungsloser Fall.“

Wie gesagt, das mit der Akzeptanz dauert ne Weile.
Zuerst weiß man, dass man noch nicht drüber hinweg ist und sieht ihn trotzdem immer wieder.
Purer Masochismus.
Dann denkt man, man sei über ihn hinweg und merkt jedes Mal wenn man ihn sieht, dass dem nicht so ist. Aber dann setzt man ein freundliches Lächeln auf, tut als wäre nie etwas gewesen und lacht und springt und heuchelt Fröhlichkeit vor.
Purer Selbstbetrug.
Und irgendwann, ganz spät in der Zukunft sieht man ihn nach langer, langer Zeit wieder und merkt, dass man sich nichts mehr zu erzählen hat. Da macht’s dann klick.
Pure Akzeptanz.


Anmerkung von Egozentrikerin:

Klngt fast n bisschen wie der Anfang eines Selbsthilfebuchs...ist aber meiner Meinung nach nur die Darstellung der Situation mit leicht autobiografischen Zügen.

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter Wal (26.06.14)
"aber beste Freundinnen verzeihen zum Glück viel."

Auch beste Freunde. Lesenswerte Erzählung. Den Begriff "beste Freudin" könntest du behutsamer einsetzen, um damit keinem Leser durch vielfache Wiederholung auf die Nerven zu gehen.

 Egozentrikerin meinte dazu am 01.07.14:
Die Wiederholung taucht ja hauptsächlich durch die wörtliche Rede auf, denke ich...das lässt sich schwierig ändern. Ansonsten guck ich aber gern nochmal drüber

 Dieter Wal antwortete darauf am 27.07.14:
Beste Freundin: „Mädel, vergiss den Typen“
Du: „Warum? Vielleicht könnte ja doch noch was aus uns werden.“


Sie: „Mädel, vergiss den Typen“
Du: „Warum? Vielleicht könnte ja doch noch was aus uns werden.“

 princess (22.11.17)
Jetzt habe ich das mit der Akzeptanz endlich mal verstanden!

Der Text? Gefällt mir!

Liebe Grüße
princess

 Dieter_Rotmund (07.06.20)
...das Buch zur Seite legen und den Schutzwall den man sich damit aufgebaut hat zerbrechen um sich jetzt doch mit den anderen zu beschäftigen.

Versteht jermand diesen Halbsatz? Ist vermutlich ein Paradebeispiel dafür, das fehlende Satzzeichen einen Text unlesbar machen können.
Schade, hatte anfangs interessante Elemente ...

 Egozentrikerin schrieb daraufhin am 09.06.20:
Habs geändert, hoffe jetzt ist es besser... Sorry, Kommata waren noch nie meine Stärke.
Danke fürs Feedback

 Dieter_Rotmund äußerte darauf am 10.06.20:
Die Relativsätze bitte nicht vergessen!

...sie bringen Sachen auf den Punkt Komma die man selber so nie sagen würde...

...SMS Komma die...

P.S.:
"kleinenFunken"

 Regina (08.06.20)
Der Text beschreibt die Phasen einer solchen Trennung deutlich. Die Rahmenerzählung könnte gekürzt werden, weil es ja nicht um die Busfahrt als solche geht. LG Gina

 Egozentrikerin ergänzte dazu am 09.06.20:
Hmm... Haste recht eigentlich... Ich mags aber trotzdem irgendwie... Beschreibt das Gefühl schon sehr genau, weil dem lyrischen Ich ja auf diesen vielen Ebenen schlecht ist, die auch so eine Busfahrt zur Hölle machen können...
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