Ich drehe seit einer halben Stunde das Geodreieck
auf seiner Spitze ohne auch nur einen Strich zu ziehen.
Es gibt nicht für alles einen Schlussstrich, ein Zeichen, einen Punkt.
Ich wünsche ich wäre dort gewesen. Ich wünschte immer noch Du wärst hier.
Während die Zeiger sich gen Feierabend bewegen bewege ich mich nicht.
Ich verharre in Angststarre und Erinnerungen, die nach Kirschen schmecken,
Nach Rauch, nach angebrannten Marshmallows und reiner Babyhaut.
Ich habe den Schuss nicht gehört.
Ich starre in blasse Augen auf vergilbten Photos, die mich an ein
Versprechen erinnern, das ich nicht halten kann. Ich trinke Kaffee mit
Zimt und Pfefferminztee mit Chillypulver, ich küsse, backe Kokosmakronen,
züchte Silberfische und brauche 3 Kopfkissen um einzuschlafen.
Ich höre Musik ohne Worte und Worte ohne Klang. Meine Welt ist farblos in der Erinnerung. Ich habe die Waffe nicht gehalten, nicht Deine Hand, nicht gespürt wie Dein Herz sich leergeblutet hat. Ich kann Dich nicht mehr an das Versprechen erinnern, das Du nicht gehalten hast.
Ich habe Dich sterben lassen und bin daran nicht gestorben. Ich lebe jeden Tag ein kleines Stück mehr. Für Dich. Und weniger. Für mich. Meine Welt ist kariert, berechenbar, nicht mehr teilbar durch zwei, nur noch durch viele.
Mein Herz habe ich in Zellophan gepackt und schaue es regelmässig an,
es schlägt, denn es erinnert sich. Anders als ich. An Dich. Daran zu lieben.
Ich habe Dich gehen lassen, ohne Dich zu begleiten, jetzt lese ich Landkarten ohne Spuren
Und suche Worte, schöne, liebevolle.
Alles was ich finde sind Federn einer zerfetzten Krähe und Krallenspuren einer Katze.
Kratzer im Herzen.
Kratzer im Herzen.
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