erneut schreibe ich Dir aus meinem selbstgewählten, wenn auch nicht selbstverschuldeten Exil.
Es ist kalt geworden in dieser Stadt, die mich nicht liebt, und der ich nur eine gewisse Toleranz entgegenbringe, weil Du sie Heimat nennst.
Heimat, das ist eins dieser ausgelutschten Worte wie Liebe und Liebe und Toleranz. So ein Wattegefühl, das Sicherheit vortäuscht und das Du mit beiden Händen versuchst zu greifen, um doch am Ende nur zuckersüßes Nichts festzuhalten.
Es liegt nicht an der Heimat, es liegt an der Illusion.
Am Ende wirst Du im Spiegelbild nur Dich selbst sehn, und nicht die heile Welt - denn die zerschlägst Du täglich, während die Kinder ein 3000 Teile Puzzle lösen und Luftballons mit guten wünschen in den Himmel schicken.
Sie werden begleitet vom einem Tiger, der schon die Welt gesehen hat und ein Krankenhaus, der schon freigelegte Rückräder gefressen hat und gute Nacht Küsse auf Nasenspitzen verteilen kann.
Dich begleiten meine hilflosen Gedanken und bunte Linien auf meinem Stadtplan.
Aus Deinen Irrwegen bastel ich ein Kunstwerk mit 337 Farben, pinne blasgraue Stecknadeln an die Orte Deiner Lieder und schreibe Dir all die kitschigen Liebeserklärungen in unbekannten Schriftzeichen daneben.
Du erzählst wie sie Dich umgarnen und Deinen Namen auf ihre Haut tätowieren - und wie geil Dich das macht.
Ich erzähle Dir nichts von dem unlöschbaren Tattoo auf meinem Herzen, das Deinen Namen trägt.
Auch all das ist nur eine Illusion,
die sich nur lösen lässt, wenn wir uns erneut unter einem Baum küssen. Ich betrachte den Bonsai im Schaufenster meines Lieblingsfloristen auf seine Tauglichkeit und werfe den Tauben ein paar Sonnenblumenkerne hin.
Die gestreiften Schalen erinnern mich an Dich, wie eine leise Melodie, die der Wind schon verweht, wie das Schlaflied, das Du mir sonntags so leise singst, dass meine Seele es deutlicher hört als men Ohr.
Wir unterhalten uns auf neumodische Art mit Smileys - um nichts sagen zu müssen, was man bei Tageslicht bereuen könnte.
Ich stecke meine Hände tiefer in die Manteltaschen des von Dir geliebten Rotkäppchenmantels und höre Chansons in Sprachen, die ich nicht wirklich verstehe, um´auch dort nur die Schlagworte zu sehen.
Ich male Balken auf meine Augen und mein Handy um die Smileys gefrieren zu lassen, ich räume und verträume das Chaos in meiner Wohnung - um sie zu einem Heim zu machen.
Ich habe geankert.
Im Frühling werden die Vögel ihre Nester bauen...
bis dahin lege ich Deine Stadt in Schutt und Asche...
nur auf Trümmern lassen sich Träume wieder auferstehen.