Weißer Tod

Wie oft schaute sie in einsamen Stunden gen Horizont,
und verlor dennoch immer mehr die Hoffnung aus ihren Augen?

Wie lange schwieg der Himmel über ihr,
während sie ihren Schmerz stumm in die Welt hinaus schrie?

Wo verbarg sich der Regenbogen,
der ihr nach dem Tränenregen hätte Kraft geben können?

Ihr Herz im sternlosen Zustand,
im Abgrund wartete die Dunkelheit,
sie roch den nahenden letzten Schnee.

Einen Winter als Ziel,
ihr Ich ließ vor dem Erfrieren
noch einmal die letzten Jahre an ihr vorbeiziehen.
Ein Film ohne happyend.

Ihre Frage des Wer-bin-ich
blieb für sie über dem ersten Minusgrad hinaus,
und dem nahenden Ende entgegen,
ein ungelöstes Rätsel.

Die gewollte und dennoch unfreiwillige Erlösung
war zusammen mit der Suche nach dem Sinn
begraben worden.

Die Ewigkeit der schmerzenden Stunden
bestattete der Pfarrer mit seinen Abschlußworten.

Der letzte Schritt war gegangen,
und ihre Seele nicht mehr gefesselt.

Das Licht wurde verdunkelt,
eine Kerze brannte als letzter Gruß.

Der weiße Schnee schwieg.

Jörg S.