Das letzte Licht am Wegesrand

Text zum Thema Leben/Tod

von  Fuchsiberlin

Gedanken graben sich schrittweise tief in den Weg ein, den ich beschreite. Schuhlos setze ich einen Fuß vor den anderen, und spüre mit jedem hinter mir gelassenen Meter Zärtlichkeit, und zwischendurch ein sanftes Kitzeln. Doch irgendwann trete ich in Scherben. Meine Hände nehmen Blutstropfen in die Hand, und ein rotes Bild entsteht.

Fern der Sonne stehen Reste einer Schattenmauer. Steine rufen nach neuen Bauten. Der Bruder Zweifel stellt sich, wie so oft in meinen Weg. Und die Schwester Angst umklammert meine Füsse, um einen mutigen Schritt zu verhindern. Die Sicherheit, welcher der richtige Weg sei, kennt kein Hinweisschild.

An einem alten Haus bahnt sich der Efeu den Weg an der steinigen Wand entlang und grüßt monoton die Vorbeigehenden. Was verbirgt sich nur in diesem alten schön-hässlichen Bauwerk? Wundersames, gottesehrfürchtiges, wunscherfüllungsparadiesisches, teufelsblendwerkiges oder die Folter der Ich-Existenz? Keine Antwort, denn ich gehe an diesem Haus vorbei.

Auf meinem weiteren Lauf komme ich an scheinbar unendlich-großen Wiesen vorbei. Dabei suche ich irrig nach sonnenblumigen Rosen, deren Existenz nur in meiner Fantasie besteht. Ich laufe, laufe und laufe und höre irgendwann auf, die Schritte zu zählen.

Plötzlich, ja einfach unerwartet, erblicken meine Augen ein Licht. Keine Gans, die schreit, doch meine Haut entwickelt einen gefiederten Schauer. Ach, bezeichne es einfach als "Gänsehaut". Ein Licht, verborgen hinter kleinen roten Fenstern, zeigt sich in einem ruhigen Takt. Es wirkt verloren, so ganz ohne Grabstein. Die Flamme brennt in ihrem Windschutz, und tut dies in einer beruhigenden Sanftheit. Das letzte Licht, wer brachte es an meinen Wegesrand? Und wie konnte ich mich nur hier her verirren? Irgendwann erlischt die Flamme, und ein kalter Docht wartet auf denjenigen, der das Grablicht mit Leben füllt. Jeder Weg endet eines Tages. Wer weiß schon, wann und wo dies sein wird.

Wege und der Wegesrand, und das Dazwischen.

Und...:

Das Ende.

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Kommentare zu diesem Text

SigrunAl-Badri (52)
(11.08.12)
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 Fuchsiberlin meinte dazu am 11.08.12:
Liebe Sigrun,

"albtraumhaft" und "verworrene Gedankengänge" trifft es total!

Wer weiß, wo wir stehen, und wann passiert, was jedem menschlichen Wesen irgendwann ereignen wird!? Und ein neuer Anfang kann sich schon in einer Warteposition befinden...

Ganz liebe Grüßels zum Wochenende
Jörg

 franky (12.08.12)
Lieber Jörg,

In meinem Musikstudium lernte ich:
„Beginn, Höhepunkt und Ende berühren sich ständig.“
So passiert es meiner Meinung auch im wahren Leben.
Dein etwas konfus wirkender relativ langer Text lässt sich so gut einordnen.

Herzliche Grüße

Franky

 Fuchsiberlin antwortete darauf am 12.08.12:
Hallihallo franky,

diesen Satz, den Du in Deinem Musikstudium lerntest, finde ich sehr interessant, denn er trifft die Wirklichkeit des Lebens.

GlG
Jörg
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