Die unsichtbare Grabrose

Gedicht zum Thema Leben/Tod

von  Fuchsiberlin

Die Grabrose blüht in der Seele.
Blätter öffnen den Eingang zum gelähmten Schrei.
Das Bedürfnis zur Befreiung entweicht,
dem Schmerz wird Ausgang gewährt.

Dornen zerreißen gegenwärtige Momente,
Erinnerungen fluten den roten Strom,
eine Ich-Ader hält dem Druck nicht Stand,
Überflutungswellen tropfen im Seelenhaus auf den Boden.

Zwischen den Ruinen tauchen auf einem Stein
viele Namen im Graffitistyle auf,
manche von ihnen verblassten schon,
die Bedeutungslosigkeit bleibt grau.

Aus den Augen heraus fällt auf die Grabrose
ein großer Tropfen Trauerblut.

Es legt sich ein salziges Hemd auf die Blüte.
Wasser des Lebens wird aufgesaugt,
der Schmerz des Sterbens zerschneidet die Blätter.

Ein leerer Augen-Blick des Nichts
wartet auf die Ewigkeit.

Das Lächeln und die Liebe,
der Schmerz und die Trauer,
enden in einem anonymen Gletscher
in der Arktis des Todes.

Die Existenz der Gefühle
verbirgt sich in der Eisrose.

Eine Rose wird gepflückt,
ein Countdown der den Tod bringenden Erkrankung
bittet zum letzten Tanz.

Zwei Wochen später,
verweigert die anonyme Grabstätte
eine Erzählung.

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