Zärtlich und gedankenverloren fährt sie dem Winzling über das Fell. Ganz zusammen gekauert liegt er in ihrer Hand. Er atmet tief ein und aus. Sie übertragen sich gegenseitig Ruhe. Die sie auch Beide mehr als nötig haben. Welch ein Abenteuer liegt da hinter ihnen. Die vergangenen Stunden waren voller Angst, werden sie sich jemals wieder sehen? Doch auch Hoffnung lag in ihrem Blick, als sie immer und immer wieder ums Haus lief. Er musste hier sein, er konnte nicht weit weg gelaufen sein. Zu klein, zu schwach war er noch für große Reisen. War er doch erst seit knapp 5 Wochen auf der Welt. Der kleine Kater, der Hämpfling, der Zarte. Der Tierarzt hatte ihm kaum eine Überlebenschance gegeben. Aber sie gab ihn nicht auf. Immer und immer wieder setzte sie ihn der Mutter an, damit er genug zu trinken bekam. Seine Geschwister waren alle schon doppelt so groß wie er. Und jetzt, jetzt sollte er einfach so verschwunden sein? Unmöglich. Er konnte sich doch kaum auf seinen Stelzenbeinchen halten, geschweige denn weit laufen.
Sie war so froh, als sie ihn im Gartenhaus fand. Ihre vierjährige Tochter hatte ihn dort ins Puppenbettchen gelegt. "Er braucht doch Ruhe hast du gesagt", schluchzte sie, als die Mutter sie ausschimpfen wollte.
