Wilder Honig – ein Oratorium

Gedicht

von  Georg Maria Wilke

Du bist ihm dienend vorangeschritten
          mit wildem Honig auf den Lippen.

Du warst vor ihm da,
Kamelhaar und Ledergürtel
um deinen Körper gelegt,
die Wüste auf deiner Haut,
die nach Sonne roch,
jeder Muskel wie ein Tier gespannt,
dass Beute schlägt.

          Du bist ihm dienend vorangeschritten
          mit wildem Honig auf deinen Lippen.

Deine Augen glühten unbekanntes Licht
in dieses öde Land
und wenn du sprachst, sprühte
ein lieblicher Klang über karges Feld,
Angeloi sangen zu dir von einer künftigen Welt.


          Du bist ihm dienend vorangeschritten
          mit wildem Honig auf den Lippen.

Sechsfaches Licht, gebrochen in den Waben,
der Davidstern an dem deine Lippen lagen,
das Salomonsiegel des Lichts
leuchtete auf deinem Angesicht.

          Du bist ihm dienend vorangeschritten
          mit wildem Honig auf den Lippen.

Du tauftest die Seelen mit Wasser,
bevor das Lamm mit Feuer taufte,
Honighände haben es getan
in dieser öden Wüste.
Der Bienenstock im hohlen Baum
wich dem Bienenkorb
mit seiner ungeahnten Süße.

          Du bist ihm dienend vorangeschritten
          mit wildem Honig auf den Lippen.


Anmerkung von Georg Maria Wilke:

Sprüche 24, 13
„Iss Honig, mein Sohn, denn er ist gut;
und lass süßen Wabenhonig auf deinem Gaumen sein.“

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Kommentare zu diesem Text


 Peer (13.12.11)
Schöne Bilder, die du uns da gezeichnet hast. Handelt an der Oberfläche ja von Johannes den Täufer, der Heuschrecken und wilden Honig aß.
LG Peer
KoKa (43)
(13.12.11)
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 EkkehartMittelberg (14.12.11)
Kompliment Georg, es gelingt dir immer gut, für Texte mit sakralem Inhalt die adaequate Sprache zu finden.
LG
Ekki
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