Federico (Requiem für F.G. Lorca)

Gedicht

von  gitano

Federico (Requiem für Lorca)
Traditionell/F. Lorca/I. Bürger

Ein papierner Vogel floh aus meiner Brust
hin zum Tor des Irisbogen der das Dunkel umspannt.

Siehe die Schärfe der Mondsichel
über mir

Stille
Macht
das Silber und Rot,
das Raunen der Olivenhaine,
die Gewalt und Unschuld immenser Nächte,
das Zittern von Sternen im Brunnen.

Etwas zieht die Schatten der Berge
und Klappergeläut von Schritten
durch die Gassen. Es springt
von Wand zu Wand, in offene Türen,
hinter Rippenfenster, auf Kopfstein schweigend
reihen sich dunkle Gestalten.

Still fassen sich Händespangen.
Auf schwarzen Schultertüchern
hebt sich Deine Blume auf Herzen.
Das Weiß der Häuser
hängt noch,
wie Laken am Sacromonte.
Wo durch Gitarren in Tavernen
schwarze Pferde ziehen, manchmal noch
Gläser brechen beim Gesang des Schmiedes.

Siehe die Schärfe der Mondsichel
über mir
das fahle Licht
auf Laken gespannt, tränendicke Süße
atmet das Vergessen im Jasmin
an Kreuzwegen nach Granada
schöpft die Stille aus der Nacht
noch ein Raunen in den Hainen
spannt meine Rippenflügel
in den Fächeratem
Deiner Lieder

…und ein papierner Vogel floh aus meiner Brust.

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Kommentare zu diesem Text

Karmesin (20)
(19.02.12)
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 gitano meinte dazu am 19.02.12:
Vielen Dank, Cathy!, daß Du dies hhier eingetragen hast.
gitano
Caty (71)
(19.02.12)
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 gitano antwortete darauf am 19.02.12:
Danke für´s Lesen und den Kurzkommentar!
gitano

 FRP schrieb daraufhin am 19.02.12:
Wer ein Werk als epigonal bezeichnet, sollte auch benennen
können, welches vermeintliche Vorbild hier nachempfunden würde.
Dem Stil/Ausdruck einer verflossenen Zeit verpflichtet zu sein (eventuell, weil man sich in dieser wohler gefühlt hätte, als in der eigenen) ist eine Sache, für die man natürlich beinah immer eins drüber bekommt. Mit der Qualität des Werkes hat dies indes selten etwas gemein.

 gitano äußerte darauf am 19.02.12:
Hallo Caty, hallo FRP:
Ich habe in diesem Text (im ersten Teil) einige Anspieleungen auf Lorca-Texte mit einigen Bildern aus der Flamenco Welt (die er liebte) mit meinen eigenen Formulierungen durchmicht. Es wäre unmöglich aufzudröseln, was nun von wem kommt...Die Summe ist mehr als ihre Bestandteile im Sinne des Textes (seines Gegenstandes). Der Mittelteil und Endteil ist komplett von mir aber mit sehr empathischer Annäherung...wie hätte es vielleicht Lorca gefreut?...
Das Epigonenhafte ist hier Referenz und tiefe Verbeugung vor dem Werk und Persönlichkeit eines Dichters den/das ich sehr schätze. ...meine persönliche Bildsprache ist deutlich -von der eines Lorca - verschieden. mal abgesehen davon, daß ich es nicht so kann wie er. Selbst wenn ich über ähnliche Themen schreibe (z.B. Andalusien, Flamenco, Mozarab.Kultur) ist meine Bildsprache anders (mehr aus der arab. und ZigeunerSicht geprägt). Dieser Unterschied mag Dir dann auch in den andren Texten hier deutlich werden. Von daher "epigonenhaft" für diesen Text gewollt und anscheinend gelungen?.
Liebe Grüße
gitano
wüstenfux (32)
(19.02.12)
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 gitano ergänzte dazu am 19.02.12:
Hallo wüstenfux!
Ich freue mich auch! Anscheinend sind hier mehrere Autoren auch Musiker , toll!
Du also auch Flamenco...wunderbar. Dann werden wir mit einigen anderen zusammen viel compas, jaleo, alegria und eventuell ab und an dem jondo auf der Spur sein. Solche Texte wachsen natürlich nicht wie Oliven an den Bäumen...aber ein paar davon habe ich. Und wenn ich hier damit niemand auf die Nerven gehe, werde ich sie auch einstellen. ...Granada war meine zweite Heimat...Lorcas Spuren sind dort. Er hat den gitanos (insbes. von von "Sacromonte") mit seinen" romancero gitano/poema del cante jondo" eine Art "Würdigung" geschenkt...Vielen Dank für Deinen Eintrag!
hasta luego a todos de los flamencos ;)
gitano
(Antwort korrigiert am 19.02.2012)
(Antwort korrigiert am 19.02.2012)

 EkkehartMittelberg (19.02.12)
Hallo Gitano,
dein papierner Vogel hat feine Schwingen, auf denen der Glanz Federicos leuchtet.
LG
Ekki

 gitano meinte dazu am 19.02.12:
Wow Ekki! was für ein poetisches Kompliment ;)*verlegen werd*
Dankeschön!
magenta (65)
(20.02.12)
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 gitano meinte dazu am 20.02.12:
Huhu magenta!
Vielen Dank für Deinen lobenden Eintrag!...und: es ist ein papierner Vogel...ein Papiervogel wäre in seiner Existenz ja als Erscheinungsform eindeutig (aus papier) und vollend...das ist der papierne Vogel nicht...als Phänomen des fraglich real Existenten...in zarter Konsistenz...die nicht allein Papier sein muß...also etwas daß sich unserer genauen "Begutachtung" entzieht. es gibt weitere Beispiele: gläserner Traum z.B. / Ein Teil ist jeweils klar faßbar ein anderer Teil entzieht sich der Klarheit. Häufiger zielen Autoren damit auch auf eine spirituelle Dimension.
Liebe Grüße zu Dir
gitano
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