Ich bin doch hübsch, denkt Jana, und setzte ihren Hut mit dem kleinen Schleier auf. Wenn Rosel und Ilona, auch keine Hüte tragen, ich kann's.
In ihrem lila Mini Kleid, mit den vielen Rüschen, den schwarzen Lackstiefeln an ihren langen schlanken Beinen, sieht sie echt schick aus.
Mit der Fußspitze wippend steht sie vor ihrem Dielenspiegel und lächelt sich an.
Auch wenn andere mich von der Seite ansehen und tuscheln, geht mir das am... na ja, vorbei.
Manchmal könnte ich mich vor Lachen schütteln, wenn ich ihre neidischen Blicke sehe.
Bei dem Gedanken, einmal zu werden wie sie - stellen sich mir die Haare.
Sie blickt noch mal in den Spiegel, und ist zufrieden mit dem, was sie sieht. So, noch die Jacke, den Schlüssel, und nichts wie ab ins pralle Leben.
Da bin ich wohl zu früh unterwegs, geht es ihr durch den hübschen Kopf, hier ist ja überhaupt nichts los! Das Einzige, was sich hier bewegt, ist der Wind, und der gähnt auch nur müde vor sich hin.
Wie vertreibe ich mir jetzt den angebrochenen Abend -
denkt sie, mal sehen ob Manne zu Hause ist, vielleicht hat er ja was für die Nase.
Sie geht noch zwei Straßen weiter und stellt zu ihrem Entsetzen fest, dass Manne schon die Rollläden unten hat.
So ein Langweiler, schläft der etwa schon?
Egal ich klingle mal.
„Wer stört?“, klingt es aus der Sprechanlage.
„Ich, wer sonst?“
Hat „Ich“ auch einen Namen?
„ Jana“, sie lächelt, „ mach schon auf“.
Seine Haustür quietscht ja noch immer, er sollte ihr mal einen Tropfen Öl spendieren.
Als sie die Treppe hochkommt, steht sein Freund Joe, in der Tür. Den mag ich nicht, denkt sie, was Manne an dem nur findet...
„Hallo Joe, gut, dass ihr noch wach seid, sagt sie,“ und geht rein.
„Die Piste ist mal wieder wie gefegt, nur zwei drei Uralte hängen noch ab“.
„ Dass du immer so abfällig von unseren Ernährern redest“, maulte Joe sie an.
„ Nee... echt, das musst gerade du sagen“.
„ Ich glaub's nicht“, sie geht weiter und lässt ihn stehn.
„ Manne, wo steckst du denn, ich brauche was für die Nase. Du hast doch was, oder?“
„Für dich doch immer“, kam es aus dem Bad.
„Und was kostet es diesmal?“
„Wie immer hört sie ihn sagen, „oder ist Besuch da?“
“Nee, is nich.”
„Nur die Pille haste wieder vergessen.“
„ Ja, aber ich hab, du weißt schon, dabei.“
„Okay, und wie viel Zeit haste... „
„Zeit, was soll das denn? Schließlich ist Joe, auch da!“
„Du spinnst doch, nee Manne, nee.“
„Wer braucht was für die Nase, du oder ich?“
„Das ist echt uncool, weißt du das.“
„Tja, entweder beide oder...“
„Zeig mir, was für’Zeug du hast.“
„Oh, oooh“, begeistert warf sie ihre Jacke auf den alten Sessel und lächelte Manne erwartungsvoll entgegen.
Sie versprach sich nach dem langweiligen Abend eine heiße Nacht...
Ihre letzte, sie wurde zwanzig Jahre alt.