Das Paket

Kurzgeschichte zum Thema Traum/ Träume

von  BeBa

Das Paket

Es ist früh am Morgen. Zu früh. Um diese Zeit schlafe ich noch. Und deshalb bin ich im Pyjama, als der Postbote mir das kleine Paket übergibt. Es hat die Maße einer Schuhschachtel.
Den Absender kenne ich nicht und bestellt habe ich auch nichts in den letzten Tagen. Aber Name und Adresse auf dem Paket stimmen. Der Postbote schaut mich an. Ich schaue ihn an.
„Nun?“, fragt er.
„Ich weiß nicht“, sage ich.
„Bitte hier unterschreiben.“ Ich unterschreibe. Er geht und ich stehe da. Mit dem Paket.
Zuerst lege ich es einmal auf den Küchentisch und koche mir Kaffee. Ich zähle die Löffel Pulver und denke dabei darüber nach, ob ich nicht vielleicht doch etwas bestellt habe. Nein! Mir fällt absolut nichts ein. Das war ein Löffel zu viel, oder zwei? Egal, ich stelle die Maschine an. Die ersten Tropfen, ich freue mich auf das braune Gebräu und nehme mir das Paket wieder zur Brust. Es ist leicht. Kein Absender drauf. Nur mein Name. Meine Adresse in sauberer Schrift. Frauen- oder Männerhandschrift? Ich weiß es nicht. Kann man das unterscheiden? Ich schüttle, höre aber nichts. Seltsamer Morgen.
Da klingelt das Telefon.
„Hallo?“, sage ich. Auf der anderen Seite … Stille. Dann tut-tut-tut … aufgelegt. Erst ein Paket ohne Absender, jetzt ein Anruf ohne Anrufer. Vielleicht schlafe ich noch und träume? Wo ist der Ausgang aus diesem Traum? Das Telefon klingelt wieder.
„Ja?“, sage ich. Stille und dann tut-tut-tut.
Die Kaffeemaschine ist fertig und faucht noch ein letztes Mal. Erst mal ein Schluck Kaffee. Es waren wohl doch zwei Löffel zu viel. Schadet aber nicht, sage ich mir. Was bewirkt eigentlich eine Tasse Kaffee im Traum, geht mir durch den Kopf.
Ich schalte das Küchenradio ein. Acht Uhr. Die Nachrichten. Acht Uhr! Seltsam, so früh kommt der Postbote doch sonst nie? Der Nachrichtensprecher wird durch eine Störung im Radio unterbrochen. Ich spiele an der Antenne, finde aber den Sender nicht wieder und schalte das Radio aus.
Es ist still in der Wohnung. Ganz still. Kein Radio. Die Kaffeemaschine faucht nicht mehr. Kein Telefon. Ich stehe da mit dem Paket in der Hand. Ich schüttle: nichts.
Und in dieser Stille und mit diesem Nichts in der Hand warte ich nur noch darauf, dass der Postbote an der Tür klingelt, um mir ein Paket zu bringen …

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Kommentare zu diesem Text

Regentrude (53)
(17.11.12)
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 BeBa meinte dazu am 17.11.12:
Lb. Regentrude,

Schlafwandeln? Ich werde das heute Nacht mal beobachten. Danke für deinen Kommentar.

LG
BeBa

 Lluviagata (17.11.12)
Sehr gut! Ich fürchte mich gern bei dir! ;)

Bibbergrüße
Llu ♥

 BeBa antwortete darauf am 17.11.12:
Das freut mich.

LG
BeBa

 princess (18.11.12)
Hallo beba,

das ist doch mal ein Leckerbissen für Traumdeuterinnen! Ich wette, im Vordergrund stehen hier frühkindlich verdrängte Wünsche nach einer Wanderung, symbolisiert durch die Schuhschachtel. Oder dein lyrisches Unterbewusstsein fürchtet sich vor alten Schachteln. Na gut, ich bin ja schon wieder weg!

Liebe Grüße, princess
(Kommentar korrigiert am 18.11.2012)

 BeBa schrieb daraufhin am 18.11.12:
Lb. princess,

Oder dein lyrisches Unterbewuisstsein fürchte sich vor alten Schachteln

das habe ich geschrieben?

Danke dir für deinen lieben und interessanten Kommentar.

LG
Beba

 princess äußerte darauf am 18.11.12:
:-)
AchterZwerg (65)
(18.11.12)
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 BeBa ergänzte dazu am 18.11.12:
Danke dir, lieber Zwerg. Es gibt diverse Lesarten, und das freut mich. Mag sich jeder das herausholen, was er möchte.

LG
Beba
Festil (59)
(01.08.16)
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 BeBa meinte dazu am 04.08.16:
Völlig richtig, Festil.

Es gibt Texte, von denen weiß ich gar nicht mehr, dass ich sie geschrieben habe. Um so schöner (hm, manchmal auch nicht), wenn sie wieder hervorgeholt werden wie dieser. Danke dafür.

 Dieter_Rotmund (18.10.18)
Der letzte Satz taugt nichts, wenn ich das mal so deutlich sagen darf.
Ansonsten: super.

 BeBa meinte dazu am 19.10.18:
Hallo Dieter,

danke dir für deinen Kommentar. Ja, mit dem letzten Satz könntest du recht haben.
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