Thank you for the tragedy. I need it for my art.

Kurzprosa zum Thema Bewusstsein

von  SunnySchwanbeck

Ein Kokon aus Decken umhüllt mich. Mein Kopf gebettet auf einem Fortunakissen. Meine bunten Haaren darüber verstreut wie die Fangarme eines Kraken. Im Raum herrscht Stille. Nur das leise Atmen von ihm erfüllt den Raum. Das ist einer dieser Momente, die du nie mit mir erleben wirst. Einer der Momente, nach denen du dich so sehr sehnst, weil du vier Jahre lang nicht das mit mir haben konntest, was alle anderen dir wortlos gaben.
Das Geräusch wenn man die Decke zurückschlägt, nackte Füße auf Laminat, Hände die ein Hemd vom Boden aufheben und es über den Kopf ziehen.
Ich stelle mich ans Fenster und rauche. Meine Nagellack ist abgesplittert, ebenso wie mein Herz. Ich betrachte im Licht der ersten Sonnenstrahlen die P förmige Narbe an meinem Handgelenk und an denke an dein Gesicht als du Sie sahst.
An dieses magere Gesicht mit den kleinen Augen über denen buschige Augenbrauen wuchern. An die von Mitessern zerfressene, große Nase und deinen Strichförmigen Mund der sich leicht verzog als deine Finger über das rote P fuhren. "Ich hoffe du wirst mit deiner Krankheit glücklicher als mit mir."
Ich lache ein wenig und mein Blick gleitet auf das große Bett hinter mir.
Meine Krankheit liegt leise schnarchend unter einer Decke versteckt und nur der blonde Haarschopf guckt heraus.
Sie kauft morgens für mich Brötchen und kocht auch dann noch Kaffee für mich, wenn Sie weiß dass ich ihn nur halb trinke.
Meine Krankheit fährt mir durchs Gesicht, mit weichen Händen, liebkost meine Wange und sagt mir, dass Sie nie etwas schöneres sah als mich.
Sie guckt mit mir Greys Anatomy und geht mit mir an Sonntagen ins Kino, obwohl jeder weiß wie teuer das dann ist.
Ich sitze mit ihr im Auto und gröle die schlechtesten Pophits mit die auf 1Live laufen und danach lachen wir so lange bis mein Bauch weh tut.
Meine Krankheit hat gelernt mich zu lieben, und bringt mir Stück für Stück bei das selbe zu tun.
Sie ist chronisch. Manchmal, da schmeiße ich Tassen nach ihr, und manchmal da liege ich weinend in ihren Armen.und versuche zu erklären wieso alles voller Blut ist, was Sie nicht einmal sieht.
Doch meistens nimmt Sie mich einfach an die Hand und lässt mich erzählen. Von früher, von heute, von der Zukunft die wir gemeinsam haben werden und in stillen Momenten sogar von dir.
Weißt du, du kannst es einfach nicht ertragen dass ich dich auskuriert habe. Dass du nur ein verschleppter Virus warst den man nach ein paar Wochen vergisst.
Aber meine Krankheit und ich,
wir sind unheilbar
(ineinander verliebt.)

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Kommentare zu diesem Text


 WortGewaltig (19.10.13)
Liebe Dein Symptom wie Dich selbst! (German: Thou shalt love thy symptom as thyself; 1996) is a German documentary film about the Slovenian philosopher and psychoanalyst Slavoj Žižek.
;-)
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