Liebeslegastheniker.

Tagebuch zum Thema Bewusstsein

von  SunnySchwanbeck

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Jetzt bin ich also wieder ich und du bist wieder du. Getrennt in unsere einzelnen Personalpronomen, von denen es kein Plural mehr gibt. Getrennt in die jämmerlichen Silben unserer selbst, die im Wahn der Nacht in Bierflaschen gesäuselt werden. Ich mag mich, wie ich bin. Ich steh mir besser, ohne dich und ich kann mit Fug und Recht behaupten, richtige Entscheidungen für mich getroffen zu haben. Die richtigen Menschen für mich, getroffen zu haben.
Doch „die anderen“ sehen sich in der Pflicht nun diese Phrasen los zu lassen: „Ach, der Richtige kommt schon noch.“ Dann bist da also nicht mehr du, sondern „der Richtige“ ein Titel, der jedem einmal als abgewetzte Scherppe umgehangen wurde. Durch rosarote Brillen sieht das ganze auch prächtig und fantastisch aus. Da steht er also nun, „der eine“, mein Held ohne Ross und Schwert, der mich also aus dem Dornenbusch meines Lebens retten soll, der meine Schlachten für mich schlägt und mir vor jedem meiner Schritte ein Bett aus Rosen darlegt.

Es kann schon sein, dass ich von „der großen Liebe“ nicht viel Ahnung habe. Vielleicht habe ich die falschen Kurse gewählt, schlechte Seminare besucht und generell, vielleicht bin ich einfach ein Liebeslegastheniker. Wer weiß das schon, außer all jener, die mir dieses vorwerfen und denen, die mich nicht kennen.

Aber ich war 9 Monate im Uterus einer intelligenten Frau, die mir einst sagte, man fände das Glück nicht mit einer Lupe und Stadtplänen. Man fände es zwischen dem Alltag in einer Ecke, an der man sonst immer hastig vorbei läuft.
Ich bin nun einmal an dieser Ecke stehen geblieben, ich habe mich dort hin gesetzt, ein Bier getrunken und mit Menschen gesprochen, die immer nur Fußnoten in meiner Geschichte waren. Ich habe mit Menschen gesprochen, die eigentlich immer ein großes Vielleicht für mich bedeutet haben, die Bilder von Möglichkeiten und Optionen in mir aufkommen ließen.
Das große Leben finde ich in meinem kleinen Dorf hier nicht, die großen Chancen auf fabelhafte Erinnerungen kleben hier höchstens unter meiner Schuhsohle und ich kenne hier schon jeden Kellner aus jeder Kneipe persönlich.
Das heißt nicht, dass ich kein Heimweh kenne, aber es ist eher ein Heimweh nach einem Herzen, das mich kennt, das meine Dämonen bei sich wohnen lässt, ihnen einen Tee kocht und mit mir danach über guten Wein redet.

Ich war also wieder ich und du warst wieder du, und ich hab keine Ahnung wie es dir damit geht, aber ich glaube, dass du als Singular in deinem Leben besser zurecht findest.

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Kommentare zu diesem Text


 Unbegabt (31.01.15)
du und dieser text, so wie hier auf einem poetry slam vorgetragen. das wär so bombig.
ich finde ihn wirklich, wirklich verdammt gut! ♥

 SunnySchwanbeck meinte dazu am 31.01.15:
danke sehr, mein herz.
swetlana (51)
(31.01.15)
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 SunnySchwanbeck antwortete darauf am 31.01.15:
und genau so war es auch.
ich danke dir.

viel liebes,
s.

 Fuchsiberlin (01.02.15)
Schon der Titel hat was. Darauf muß man erst einmal kommen.

Was kann ich dazu schreiben!? Ich könnte schreiben "Gefällt mir", aber das würde nicht ausdrücken , wie stark und außergewöhnlich dieser Text auf mich wirkt.

Ich ziehe meinen Hut, den ich nicht aufhabe, aber ich meine es einfach metaphorisch betrachtet. Eine Betrachtung zur Liebe, die man so nicht oft liest. Aber eine interessante und nachvollziehbare.

Liebe Grüße
Jörg

 SunnySchwanbeck schrieb daraufhin am 01.02.15:
ich dank dir, jörg. weißt du ja. motivation ist alles, hätte ich heute auch gern gehabt.

den hut nehm ich dir ab.

grüß berlin von mir,
sunny.
Festil (59)
(29.03.16)
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 SunnySchwanbeck äußerte darauf am 02.04.16:
vielen dank, festil!
meine mutter ist eine wundervolle frau und mein liebster ratgeber.
es freut mich, dass dir auch die audioversion gefällt.

viel liebes,
s.
Nismion (39)
(05.06.18)
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