Er war in der Kneipe ganz in seiner Nähe und trank wie immer ein helles Glas Kölsch.
Er spürte den leicht bitteren Geschmack des Bieres, der, um so länger er trank, stetig zu nahm. Aber dies war ihm egal, denn Hauptsache die alkoholische Wirkung des Bieres würde einsetzen und in ihrem Zenit ihren Höhepunkt entfalten.
In der Kneipe war es ein wenig kalt und das Licht dort dämmerte vor sich hin, so als würde man sich im Schlaf befinden oder leicht unter Drogen stehen würde. Aber er besah sich nur sein frisch gezapftes Bier, das er bereits um einen Viertel geleert hatte. Langsam drang der Alkohol sanft in seine grauen Zellen ein, so das sich seine Stimmung hob und ihm ein Lächeln über seine schmalen Lippen huschte. Er konnte sich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern, wann er ohne alkoholische Getränke einmal lachen konnte.
Wahrscheinlich war er damals noch ein pubertärer Jugendlicher, als ihm das Leben noch leichter vorkam, als dem eines Erwachsenen, mit all sein Pflichten und Verantwortlichkeiten. Er war - dem war er sich durchaus bewusst- zum Alkoholiker geworden und dies schon seit gut einem Jahrzehnt. Er ging zuerst zu den anonymen Alkoholikern, später machte er dann eine mehrjährige Psychotherapie, doch alles war für die Katz! Denn die Therapien konnten seine Alkoholsucht nicht besiegen, also trank er weiter und weiter, auch wenn ihm klar war, das dies auf Dauer, seine Gesundheit ruinieren würde.
Als in der Kneipe jedoch, alte Karnevalsschlager gespielt worden, da dachte er über seine Gesundheit überhaupt nicht mehr nach, nein, er bestellte sich sogar ein weiteres „Bierchen“, wie er das Getränk liebevoll bezeichnete. Er trank seine Sorgen eben gerne weg, was auf die Dauer gesehen keine Lösung war. Er sah es auch als keine Lösung seiner Probleme an, sondern er erfreute sich kurzfristig an der Wirkung des Alkohols, durch die erfrischenden Biere, die er in der Kneipe regelmäßig trank, im Wissen um die gesundheitlichen Konsequenzen, die sich aus diesem Verhalten ergeben könnten.
Seine ehemalige Frau und Gattin, hatte ihn bereits vor Jahren den Laufpass gegeben,weil sie mit seinem gesteigerten Trinkverhalten, keine Basis mehr sah, ihre Beziehung mit ihrem Mann aufrecht erhalten zu können. Da sie keine Kinder hatten, war die Trennung von seiner Frau, nicht so sonderlich belastend für ihn, doch fehlen tat sich ihm im Nachhinein schon, aber dies Kapitel war für ihn nun endgültig abgeschlossen.
Das mit dem Trinken von Alkohol, besonders dem Bier, hatte aber in den letzten Jahren pathologische Züge bzw. Defekte angenommen, die er trotz seines Alkoholkonsums im Unterbewusstsein deutlich spürte, welches ihm Angst und Sorgen bereitete,die ihn aber nicht davon abhielt weiter dem Alkohol treu zu bleiben.Den Frauen war er dennoch weniger treu gewesen und wenn er gut genug getrunken hatte, um seine Scheu vor den Damen zu verlieren, war er doch ein großer stattlicher Mann von beinahe zwei Meter und hatte somit leichtes Spiel mit dem Damen, so das er hin-und wieder dann auch eine Freundin hatte, manchmal sogar recht hübsche darunter, war die Beziehung jedoch meistens nicht von langer Dauer, weil es ihm primär um den Alkohol ging und erst in zweiter Linie um die Dame seines Herzens.Doch im Grunde blieb er ein trauriger Mann, sei es mit Alkohol sei es ohne, sei es ohne Freundin oder sei es mit!
Nur seine spießige kleine Kneipe, die gerne alte Karnevalsschlager spielte, die hatte er furchtbar gern. Dort trank er dann seine „Bierchen“, eines nach dem anderen, schön hinter einander. Die Leute kannten den Hünen, der immer etwas abseits saß, trauten ihn aber nicht anzusprechen, weil sie bemerkten, das er in den Alkohol vertieft war. Später dann, stark angetrunken, bezahlte er seine Rechnung und stand schwankend auf, hörte nochmals die alten Karnevalsschlager aus den Lautsprecherboxen, die empfindlich in seine Ohren drangen, als er ohne Adieu zu sagen die Kneipe verließ, um in der Dunkelheit des kalten Monats Dezembers rasch entschwinden zu können.