Schlaflos

Erzählung

von  Nora

Mein Blick schweift hin und her. Zwischen dem alten Fernseher und der Uhr oben links an der Wand. Ich liege auf dem Sofa.

Tick - Tack!

Für einen Moment schließe ich meine Augen und ziehe die Decke bis unter mein Kinn. Es ist kalt. Kalt in mir!

Tick - Tack!

Die Zeiger der Uhr wandern weiter und weiter. Zeit vergeht!
Manche Sekunde kommt mir wie eine Ewigkeit vor.
Meine Augen sind müde! Mein Herz schon so lang. Meine Gedanken beginnen erneut zu wandern. Vom jetzt und hier ziehen sie weiter und weiter zurück in die Vergangenheit, springen zwischen gestern und letztem Jahr und den Gedanken an die Zukunft hin und her.

Tick - Tack!

Auf dem Tisch liegen diese Medikamente, die mich schlafen lassen sollten, doch nichts geschieht.
Meine Augen sind schwer! Mein Herz schon so lang. Meine Gedanken bleiben für einen Moment stehen, als mein Blick auf die Bilder im Regal fällt. Lachende Gesichter - fröhliche Gesichter - glückliche Gesichter! Und wieder beginne ich mich zu fragen, an welchem Punkt der Zeit ich mich verloren habe. Wo habe ich mich abgestellt?

Tick - Tack!

Diese Uhr macht mich wahnsinnig...

Tick - Tack!

Verändert sich gerade der Ton? Es kommt mir vor, als ob jedes Ticken dumpfer und schwerer wird. Ich schüttel meinen Kopf, versuche mir selbst zu sagen, dass ich in mein Bett gehen muss. Doch etwas in mir hält mich davon ab.

Tick - Tack!

Ich schaue unweigerlich auf die Uhr. 02:46 Uhr!
Was mache ich hier eigentlich? Seit Wochen liege ich auf dieser Couch - bewege mich nur wenn ich es muss. Selbst der Gang ins Badezimmer fällt mir schwer. Haare waschen? Zähne putzen? Eine Qual! So war ich doch nicht immer? Wo bin ich? Wo habe ich mich verloren... und wieder Gedanke über Gedanke...

Tick - Tack!

Mein Blick streift die Uhr nur einen Moment und doch erkenne ich, was sie mir sagen will... 04:02 Uhr!
Tränen rollen über mein Gesicht, denn die Angst, wieder nicht zu schlafen beginnt sich in meinen Kopf zu fressen. Immer tiefer und tiefer in meine Gedanken. Ich habe Durst, doch die Flasche auf dem Tisch ist leer. Aufstehen? Nein! Ich schaffe es nicht!

Tick - Tack!

Durch mein Fenster fallen die ersten Sonnenstrahlen und mir wird bewusst, dass ich wieder nicht geschlafen habe. Und wieder fange ich die Uhr an der Wand mit meinem Blick ein, fixiere sie und habe das große Verlangen sie von der Wand zu reißen, das Fenster zu öffnen und sie fallen zu lassen. Jedes Ticken hämmert in meinem Kopf... Tick.... Tack .... als wollte sie mir etwas sagen... Tick ... Tack...

10:58 Uhr! Ich liege immer noch auf meiner Couch, als das Telefon klingelt. Ich drehe meinen Kopf und betrachte, wie das Display meines Telefons die Nummer meiner Freundin anzeigt. Es wäre ein leichtes, den Arm auszustrecken und das Telefon in die Hand zu nehmen... doch ich schaffe es nicht... innerlich kämpfe ich mit mir und während das Licht des Displays erlischt höre ich aus dem Flur meinen Anrufbeantworter... meine Stimme erklingt "Hallo ich bin nicht zu Hause... hinterlass mir doch eine Nachricht nach dem Piep!..."
* PIEP *
... tüt tüt tüt ...

Tick - Tack!


14:03 Uhr!
Es grummelt in meinem Bauch. 3 Tage nicht gegessen... vielleicht sollte ich doch aufstehen und etwas zu mir nehmen. Bei der Gelegenheit könnte ich auch eine Flasche Wasser holen. Ich habe immer noch Durst! Doch wenn ich aufstehe, was wird dann passieren. Was wenn ich falle, was wenn kein Wasser mehr in der Küche ist... es fällt mir schwer einen klaren Gedanken zu fassen... immer noch hämmert die Uhr in meinem Kopf. Mein Blick trifft sie und ich verfluche sie. Ich möchte sie anschreien endlich leise zu sein, endlich still zu sein... doch auch das fällt mir schwer. Warum hat der Mensch eigentlich keine telepathischen oder telekinetischen Fähigkeiten? Ob das an der Evolution liegt... Mein Hunger, mein Durst, vergessen...

TICK - TACK!

Wenn das so weiter geht, werde ich wirklich wahnsinnig... nun weine ich schon seit 2 Stunden und kann mich nicht beruhigen. Wie gut, dass niemand hier ist, der mich sieht. Es würde niemand verstehen und ich erwarte es auch nicht. Wie soll jemand etwas verstehen, was ich selbst nicht verstehe! Ich bin so müde! Ich habe Durst! Ich habe Hunger! Und ich muss aufs Klo! und wieder beginne ich darüber nach zu denken... 19:22 Uhr!

TICK - TACK - TICK - TACK ....

Mein Blick schweift hin und her. Zwischen dem alten Fernseher und der Uhr oben links an der Wand. Ich liege immer noch auf dem Sofa.... Depressionen sind schon komisch... wieder etwas, worüber ich nachdenken sollte... während mein Telefon klingelt und ich mich in die Nacht weine...

Tick - Tack...

Die Uhr ... mein Freund... sie geht immer vorran - während ich still auf meinem Sofa liege...  und plötzlich fällt mir ein - Ich habe Durst...


Anmerkung von Nora:

So - so ähnlich - und immer wieder anders - ist es...

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Kommentare zu diesem Text


 SapphoSonne (03.01.14)
Egal ob man etwas macht oder nicht, auf eines kann man sich immer verlassen. Die Zeit vergeht ... Interessant beschrieben.
LG Sappho

 Nora meinte dazu am 04.01.14:
Vielen lieben Dank :)
Koka† (46)
(03.01.14)
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 Nora antwortete darauf am 04.01.14:
Es ist ja nicht nur das Tick und Tack... ;) Vielen lieben Dank.... aber Dein Spruch war auch nicht schlecht.... :)

 Dieter Wal (03.01.14)
Von Baudelaire findest du in den "Prosa-Gedichten" eins, in dem er vergleichbar über Zeit und innere Unruhe schrieb, aber zu dem Schluss gelangt, es sei immer Zeit, sich zu berauschen, an Kunst, an Liebe, an Drogen, aber man sollte das Leben in vollen Zügen genießen. :)

Halte deinen Text mit den wiederholten Tickgeräuschen für gut geschrieben. Bestimmt finden sich viele Leser darin wieder.
(Kommentar korrigiert am 03.01.2014)
(Kommentar korrigiert am 05.01.2014)

 Nora schrieb daraufhin am 04.01.14:
Vielen lieben Dank :) Und ja, Du hast Recht... wenn man kann, sollte man das Leben genießen.. man hat ja nur eins :)
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