In Deinen Augen

Erzählung zum Thema Heimat

von  Nora

Durch mein geöffnetes Fenster fielen die ersten Sonnenstrahlen eines neuen Morgens. Ein Morgen, so sanft und zerbrechlich, wie an sovielen endlosen Tagen zuvor und vermutlich werden noch viele Morgen folgen. Ich hatte verloren. Alles. Jetzt lag ich da, in diesem fremden Bett, welches ich geschenkt bekam, in einer Wohnung, die viel zu klein für all die Trauer in meinem Herzen war. Ich wollte schreien und mich endlich von Dir befreien und doch sah ich keinen Sinn darin, Deinen Namen zu rufen.

Es ist vorbei. Lange schon. Jeder von uns nahm sein Ich, packte seine Kisten, warf die zu eng gewordenen Träume hinein und mit Tränen in den Augen sagten wir still "Goodbye"... Ja, doch.. ich wünsche Dir alles Gute für Deine Reise. Für den Weg den Du gewählt hast, in Gedanken an Dich. Mein Herz brach an jenem Morgen, bevor Du den Hund nahmst, aus der Tür und aus meinem Leben gingst.

Ein Jahr ist es her. Ein Jahr, dass mich in meinen Grundfesten verändert hat. Ich glaube, ich lies mich irgendwann irgendwo auf meinem Weg, auf dieser Einbahnstraße in eine ungewisse Zukunft, stehen. Vielleicht war es an der Bushaltestelle. Vielleicht würde ich mir folgen, vielleicht auch nicht. Die Sonne wirft für gewöhnlich Schatten hinter mich, so dass ich sie nicht sehen kann.

Die Sonne kitzelt meine Nase und ich spüre das Leben in mir. Ein Leben, dass ich verloren glaubte, als ich Dich verlor. Ein Leben, dass so kostbar war, dass ich es teilen wollte. Mein Königreich für Dich. Ein goldenes Tor, dass Dir jederzeit Einlass gewährte. Ungeschütze Mauern, die niederfielen und sich im Staub zu Boden senkten. Ein Schlachtfeld der Liebe. Es war immer so und hättest Du nicht die weiße Fahne geschwenkt und Dich zurück gezogen, würden wir heute noch mit Kanonen unsere falsche Liebe bekunden.

Ein Jahr ist es her. Ein Jahr voller Wut, voller Trauer und Hass. Schwarze Seele, schwarze Emotionen in einer schwarzen Welt.

Heute scheint die Sonne in mein Leben und lässt mich ihre Wärme spüren. Dich habe ich aus meinem Königreich verbannt und Platz geschaffen für einen würdigeren Menschen.

Wenn ich mich umschaue in meinem Leben, so ist mir nicht viel geblieben von meinen in Materie verwandelten Träumen. Doch macht weder ein Sofa, noch ein Schrank noch ein Stuhl mein Zuhause aus. Ein Zuhause, dass ich zu finden glaubte, doch niemals wirklich fand. Annähernd vielleicht, aber doch niemals so ganz.
Mein Herz war immer auf der Suche nach diesem Gefühl, endlich zu Hause zu sein.

Jahrelang war ich wie festgefroren in mir selbst. Automatische Bewegungen, lustlose Gedanken im Bett die mir zu Teil wurden. All das war es nicht, was ich wollte.

Als ich an jenem Sonnentag aufstand, um einen weiteren Tag in der trüben Suppe namens Leben zu verweilen, war mir nicht klar, dass ein Blick - ein Augenblick - mein tristes Dasein in Mitten der Suche nach mir und meinem  Zuhause, alles verändern sollte.

Du kamst wie ein Wirbelsturm an einem windstillen Tag in mein Leben und wischtest all die salzigen Tränen hinfort, die mich in so vielen Nächten erstarren liesen.

Es war dieser Augenblick, als wir auf Augenhöhe uns in die Augen sahen und ich in Deinen Augen mein Zuhause fand...

Und so pflanze ich erneut Rosen am Tor, als Wegweiser. Lass uns unsere Königreiche vereinen und gemeinsam, Seite an Seite ein neues Land schaffen. Von jetzt bis irgendwann. Immer wissend, dass das Leben von morgen noch nicht in den großen Büchern dieser Welt geschrieben steht.

Und muss ich auch morgen von Dir gehen, Du mich verlässt, der Sturm uns empor hebt oder wir von den weichen Wogen aufs Meer hinaus gezogen werden - ich durch die Liebe erblindet bin... so fand ich mein Zuhause... in Deinen Augen!

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Kommentare zu diesem Text

Teichhüpfer (56)
(06.01.14)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Nora meinte dazu am 06.01.14:
Vielen lieben Dank :) Ich freu mich sehr, dass es Dir gefällt :) lieben Gruß :)

 Nachtpoet (06.01.14)
Ein sehr toller Text, der gut nachfühlbar ist! LG

 Nora antwortete darauf am 06.01.14:
Ich danke Dir sehr dafür :) fühlen ist doch eine wunderbar Eigenschaft, oder ... lieben Gruß :)

 Dieter_Rotmund (13.08.20)
Ist das autobio oder darf man kommentieren?

... weil "sovielen" und "Ich, packte seine Kisten", diese Hinweise möchte ich mir dennoch nicht verkneifen.

 TrekanBelluvitsh schrieb daraufhin am 13.08.20:
.. weil "sovielen" und "Ich, packte seine Kisten", diese Hinweise möchte ich mir dennoch nicht verkneifen.
Dieser Satz darf in keinem Duden fehlen. Der Syntaxkönig ist hoch erfreut!


Antwort geändert am 13.08.2020 um 13:34 Uhr
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