Der Ritt durch das Gewerkschaftshaus

Erzählung zum Thema Verfolgung

von  Sanchina

Ich antwortete: "Der Esel möchte sich organisieren." Der Esel machte "I-A", wobei offen blieb, ob er  "Ja" oder "Ich auch" meinte. Draußen hinter einem Fenster tauchte Bauer Harms rundes Gesicht auf. Ich duckte mich, doch den Esel konnte ich nicht verbergen. Also machten wir uns wieder auf die Flucht. Wir galoppierte n über die blank geputzten Flure und zertrümmerten die Bodenfliesen. Instinktsicher fand der Esel schnell den Weg zur Küche. Die Köchin stellte sich nicht so albern an wie die junge Gewerkschaftssekretärin. "Ich komme selbst vom Dorf", lachte sie, "für michist so etwas normal." Sie gab mir etwas zu essen. Der Esel bekam Möhren und ein paar Äpfel. Als wir uns wieder zur Türe wandten, steckte die Köchin dem Esel schnell noch zwei saftige  Birnen ins Maul.

Auf dem kaputten Flur kam uns schon wieder Bauer Harms entgegen. Der Esel schmatzte noch und ich wischte mir mit dem Taschentuch den Mund ab. "Habt ihr etwas gegessen?" fragte der Bauer missgünstig, weil er selbst großen Kohldampf hatte. Mit einem Satz durch das nächstbeste Fenster entkamen wir ihm wieder. Hätte ich heute nur nicht die rote Jacke angezogen! Ich war weithin zu sehen! Als ich mich und den Esel mit Föhrenzweigen tarnte, hingen die Gewerkschafter aus allen Fenstern und glotzten. Sie konnten dem Geschehen nicht folgen, weil der Widerspruch zwischen Kapital und Arbeit fehlte.


Wir wollten nach Worpswede. Aber immer, wenn ich den Esel südostwärts lenkte, lief der  Bauer direkt ostwärts, um uns den Weg abzuschneiden. Zwischen Worpswede und uns lag nur noch die Weser als letztes größeres Hindernis. Ich hoffte, der Esel würde mich schwimmend ans andere Ufer tragen, denn auf der Fähre hätte Harms uns schnell gehabt.

Fortsetzung folgt

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