Traubenwege

Gedicht

von  Georg Maria Wilke

ziehen Linien
hügelabwärts – hügelaufwärts
fallen in den Schoß des Horizonts
purpurrote Strahlen malen einen zarten Saum
an graugefiederte Schwebewolken
die den Rebenboden fest an sich drücken
Liebende die einander nie lösen wollen
flüsternde Stille legt sich um Walnussbäume
die ihre Früchte fest im grünen Kugelgriff
Wärme wogt um wallendes Haar
prismatisches Glühen bricht in der Ferne
eine silhouettenhafte Stadt
die sich an dunkelgrüne Berge schmiegt
ein mit leichten Pinselstrichen
ans Ende der Ruhe gemalter Fleck

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Kommentare zu diesem Text


 franky (20.09.14)
Wieder ein stimmungsvolles Bild aus deiner Feder.
Habe es inhaliert und in mich aufgenommen.

LG Franky

 EkkehartMittelberg (20.09.14)
Ein interessantes imressionistisches Gedicht.

"die ihre Früchte fest im grünen Kugelgriff"
Ist diese Zeile prädikatlos beabsichitgt?

LG
Ekki

 Georg Maria Wilke meinte dazu am 20.09.14:
Vielen lieben Dank Ekki und deiner Frage antwortend: ja, es ist beabsichtigt. Liebe Grüße, Georg

 monalisa (20.09.14)
Das expressionistische Bild, das du entlang der Traubenwege (schönes Wort, schöner Titel) malst, kann mit vielen sorgsam arrangierten Details aufwarten, liefert interessante Aus- und Einblicke, z.B. das 'Fallen in den Schoß des Horizonts' das in mir das Bild eines sich verengenden Hohlwegs, der direkt auf den Horizont zusteuert erzeugt; oder die 'Früchte im grünen Kugelgriff der Walnussbäume' - Diesen 'festen Kugelgriff' finde ich toll, bedauere gleichzeitig das Fehlen des Verbs (von dir so beabsichtigt, wie ich gelesen habe!). Ich empfinde diese Ellipse als nicht ganz glücklich, da das Suchen nach dem Verb viel Aufmerksamkeit vom ausdrucksstarken Kugelgriff abzieht. Möchtest du dir das nicht noch einmal überlegen?
Vielleicht wäre etwas wie
'...um Walnussbäume mit Früchten im grünen Kugelgriff'
eine mögliche Variante?

An anderen Stellen würde ich mir einen etwas zurükhaltenderen Farbauftrag wünschen (flüsternede Stille) oder stolpere über Widersprüchlichkeiten, die ich nicht ganz unter einen Hut kriege (was natürlich allein mein Problem sein kann ;)), etwa die purpurroten Strahlen, die einen zarten Saum malen; auch die Aliteration von 'Wärme wogt um wallendes Haar' finde ich vielleicht eine Nuance zu kräftig im Kontext, sticht ein wenig heraus.

Insgesamt mag ich die 'Traubenweg', sie bringen mir die Landschaft meiner Kindheit (im Herbst) vor Augen. Dafür ein herzliches Danke.

Liebe Grüße,
mona
(Kommentar korrigiert am 20.09.2014)
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