Wirklich wirklich sehen

Innerer Monolog zum Thema Vergangenheit

von  Seelensprache

Ich bin verwirrt. Irre ich etwa? Schon wieder? Gewissheit bröckelt und macht mich ratlos. Loslassen? Nicht mit mir! Bitte nicht! Was bleibt mir schon, wenn auch diese geht? Steht dann noch etwas fest? Ist eine andere nicht nur eine neue Illusion, eine weitere Sicht der Dinge, die mich enttäuschen wird? Ent-täuschen sei besser, als der Täuschung zu erliegen. Versprechungen, ha! Doch wie kann ich noch vertrauen und wem eigentlich? Heißt dir zu trauen, nicht nur deinen Täuschungen zu erliegen? Vergangenheit ist was war und Gegenwart was ist und gegenwärtig weiß ich's nicht, ist's wahr, ist's nicht, weiß nicht einmal, was Innen und was Außen ist. Wenn Hände aus einer Vergangenheit in die Gegenwart greifen, dir die Augen trübe reiben und Schmähung in die Knochen. Ist das dann alt und nichtig oder immernoch und vielleicht richtig? Oder lebe ich in fernen Zeiten, in Leiden, die längst vorbei und geschehen sind? Bist auch du nur Sklave meiner Projektion, Abbild alter Wünsche und Ängste, Hoffnungen und Sehnsüchte. Wie können wir einander leibhaftig gewiss werden, gegenwärtig, erwachsen, hier und jetzt? Wenn ich zu dir spreche, dich fürchte, dich begehre, dich verehre, mich verwehre, woher weiß ich dann, ob du in Wahrheit nicht nur Ersatz für Mutter oder Vater und meine Bedürftigkeit bist. Kann Vergangenes vergehen und hinter mir bleiben, gut verpackt, datiert und mit Verfall versehen? Kann ich dann endlich wirklich wirklich sehen?

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