Sankt Agnes

Legende zum Thema Heilige/s

von  RainerMScholz

Wie ein Lämmlein. So sanft. Ihr Fleisch so zart. Liebste, allerliebste Agnes. Dreizehn Jahr´, blondes Haar; so süß ihr Antlitz. Sie wollte bekennen und offenbaren. Sie hatte Gott gesehen, als sie eines Tages von der Schule nach Hause ging. Einem brennenden Dornbusch gleich. Du bist die Auserwählte, Agnes, du allein unter den werdenden Frauen. Das Blut deiner Marter wird die Welt reinigen; gestoßen unter die Sünder, wird dein Opfer dem Himmel zur Ehre gereichen. Du hast den roten und den weißen Bräutigam empfangen, als du in die Sklaverei gestoßen wurdest, und das Volk verbrannte dich als Hexe. Doch die Wunder, die du tatest, und die dir getan wurden an deinem jungfäulichen Leib, erhöhten dich mehr, als sie dich zu erniedrigen vermochten. Heerscharen von Heiden musstest du zu Willen sein, doch deine Seele blieb rein. So sehr diese unkeuchen Männer, über und über besudelt von Kot und gehüllt in den Pesthauch des Todes, - so sehr sie auch riefen nach Gott in deinem Leib, in deinen Leib hinein, und suchten und wühlten und gruben und stießen und schaufelten dein Innerstes nach Außen, so fanden sie doch alle nur das unreine Blut des Teufels, und sie fuhren lebendigen Leibes zur Hölle. Agnes, heilige Agnes, du ließest deinen jungen Leib mit Freuden, um dereinst das Himmelreich zu erwerben, deinem Geschlecht eine Zierde und eine immerwährende Freude für Gott, den Vater im Himmel.

nach: Die Legenda aurea des Jacobus de Voragine.



© Rainer M. Scholz

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