Als ich in einem sozialen Netzwerk meinen Namen änderte und unsichtbar wurde.

Satire zum Thema Internet

von  WortGewaltig

Es fing als Spaß an. Meine Freundin meinte das es doch mal an der Zeit wäre in dem von uns genutzten sozialen Netzwerk meinen Namen zu anonymisieren. Sich mit dem Klarnamen im Internet rumzutreiben wäre nie gut. Zuviel Preisgabe von persönlichen Daten sollte man eh grundsätzlich vermeiden. So weit, so gut. Ich konnte mich den Argumenten nicht verschließen und änderte meinen Klarnamen in Herr Niemand ab. Wenn schon denn schon dachte ich mir. Eine lustige Bemerkung, wenn dich jemand fragt mit wem du zusammen bist kannst du immer noch mit Niemand beantworten, ein Klick auf die Enter- Taste und es war geschehen.
Erst mal passierte nichts. Zwei Kommentare zu meinem neuen Profilbild, zwei likes wie man das so schön nennt, dann ging mein Leben seinen gewohnten Gang. Zumindest hatte es den Anschein, wenn da nicht die Frage zu meinem nächsten Kommentar gewesen wäre wer ich denn sei ? Ich lachte, klärte kurz den Zusammenhang auf, ein *lol* zurück und weiter ging es.
In einem Forum, in dem ich gerne selbstgeschriebenes veröffentlichte, wurde die Sache dann komplizierter. Hier konnte man nicht einfach so etwas veröffentlichen wurde mir gesagt. Auf meinen Einwurf das ich dass doch schon seit langem tue wurde mir prompt entgegnet mich nicht zu kennen. Ich versuchte auch hier den Zusammenhang zu erklären, es nutzte nichts. Ich wurde hinausgeworfen. Einem neuen Versuch mich anzumelden wurde nicht stattgegeben.
Mit der Zeit wurde meine Freundesliste kleiner und kleiner, selbst Menschen die in unmittelbarer Nähe wohnten erkannten mich plötzlich nicht mehr.
An meinem Geburtstag erhielt ich nicht mehr die sonst massenhaften Glückwünsche. Selbst meine Familie vergaß es mir zu gratulieren.
Als ich meinen Personalausweis verlor bekam ich keinen neuen mehr ausgestellt. Die Dame am Schalter meinte zu mir dass es mich nirgendwo gäbe, die alten Papierakten existierten nicht mehr und selbst im Internet wäre ich unauffindbar.
Zuletzt konnte ich mich dann doch wieder bei Google finden. Eine Vermisstenanzeige war aufgegeben worden. Ich habe mich nicht gemeldet. Ich bleibe unsichtbar.

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Kommentare zu diesem Text


 TrekanBelluvitsh (11.03.15)
Die Spielereien und vorgebliche Ernsthaftigkeit im Netz krachen eben bei genauerer Betrachtung öfters ineinander.

 WortGewaltig meinte dazu am 12.03.15:
Hier wurde die Spielerei plötzlich Ernst. LG Uwe

 Jorge (11.03.15)
Eine treffliche Satire.

LG
Jorge
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